Kreuzweg der Zeit
Tarnung er jetzt angenommen hat, wissen wir noch nicht. Trotzdem müssen wir ihn ausfindig machen.«
»Arbeitet er allein?«
Hoyt schüttelte den Kopf. »Sie sind einer seiner Kreaturen im Hotel begegnet. Er hat Gehilfen, von denen unserer Meinung nach keiner die Wahrheit kennt. Einige davon rüstet er mit verschiedenen Geräten aus, die uns die Arbeit sehr erschweren.«
Kittson übernahm die weitere Erklärung: »Jeder von uns kann die Typen, die Pranj um sich versammelt, mit geistigen Waffen bezwingen, wenn sie ohne Schild sind. Der Kerl im Hotel hatte aber einen solchen Schild, der sein Bewußtsein vor dem meinen abschirmte.«
»Die Scheibe, die Sie in seinem Mund gefunden haben ...?«
»Genau das. Ein Glück, daß ein wichtiger Bestandteil davon nur auf unserer Zeitstufe erzeugt werden kann. Und Pranj kann nicht allzuviele besitzen und damit um sich werfen.«
»Reden wir erst mal vom heutigen Nachmittag«, unterbrach ihn Erskine. »Ich glaube, wir können davon ausgehen, daß Pranj uns einen Besuch abgestattet hat. Jemand hat Walker mit einer Sonde angegriffen, und wir waren es ja nicht. Also war es Pranj – gebt ihr mir recht?«
Saxton seufzte. »Wir müssen also wieder umziehen. Schade.«
»Dabei haben wir noch Glück gehabt.« Erskine war noch nicht fertig. »Er hätte auch kommen können, wenn niemand dagewesen wäre. Wir hätten viel zu spät gemerkt, daß er unser Versteck entdeckt hat. Jetzt sind wir ihm wieder ein wenig voraus. Was ist Mars – ziehen wir aus?«
»Ja. Ich bin sicher, daß diese Weltenstufe hier sein Zielobjekt ist. Falls er hier ungestört sein möchte, wird er zurückkommen und kämpfen. Und er kann hier nicht nach Belieben schalten und walten, ehe er uns nicht erledigt hat – eine Aufgabe, die wir ihm so schwer wie möglich machen wollen. Und jetzt zu Ihnen«, wandte er sich an Blake. »Ehrlich gesagt, Sie wissen schon zu viel. Sie müssen einfach mit uns kommen.«
Blake starrte auf den Teppich. Großartig, daß sie ihm diese Möglichkeit boten, dachte er. Er bezweifelte keine Sekunde, wie man mit ihm umspringen würde, falls er sich weigerte. Und nach diesem Nachmittag hatte er nicht die leiseste Absicht, Widerstand zu leisten.
»Einverstanden.«
Das wurde ohne Dank oder weiteren Kommentar zur Kenntnis genommen. Und dann vergaß man ihn völlig. Kittson erteilte Befehle.
»Wir ziehen morgen aus, nachdem Jas auf Nummer zwei nachgesehen hat. Hoyt, du übernimmst die Wache im Crystal Bird. Es besteht zwar keine Hoffnung, ihn dort zu schnappen, aber du kannst wenigstens herausfinden, wieviele von seinen Helfern Schilde haben. Erskine –«
Der Blonde schüttelte den Kopf. »Ich habe meine eigenen Pläne. Ich glaube, ich habe heute einen Ming-Hawn-Halsschmuck in einem Antiquitätenladen in der Parkstreet entdeckt. Der Laden war geschlossen. Ich muß mich also morgen gleich als erstes vergewissern.«
»Ming-Hawn!« Saxtons Stimme klang atemlos.
Kittson sah einem Rauchring nach. »Vielleicht ist Pranj knapp an Bargeld – dann wäre der Verkauf von ein paar Wertgegenständen dieser Art die einfachste Kapitalbeschaffung.«
»Aber jeder Experte, der das Ding zu Gesicht bekommt, würde Fragen stellen! Und er will genausowenig entdeckt werden wie wir!« widersprach der andere.
»Entdeckung wäre zuviel gesagt. Nicht alle Ming-Hawn-Stücke sind so charakteristisch, daß man sie als fremdartige Kunst erkennen würde. Du warst ja selbst nicht ganz sicher – oder, Stan?«
»Fast sicher. Ich möchte die Sache übernehmen. Sie ist auf jeden Fall eine Nachforschung wert. Wie wär's, wenn ich Walker mitnähme?«
Einen angsterfüllten Augenblick lang fürchtete Blake, Kittson würde ablehnen. Nach einigem Zögern gab der Agent schließlich seine Zustimmung. Und als Blake am Morgen nach traumerfüllter Nacht erwachte, spürte er eine innere Erregung, die diesmal keine Warnung verkörperte.
Mit Erskine stieg er in den Keller des Gebäudes hinunter und durchquerte eine muffige Pfandleihe. Der Besitzer dieses Elsternnestes sah nicht auf, als sie durch die Eingangstür verschwanden. An der nächsten Ecke stiegen sie in einen Bus. Nachdem sie zwei Haltestellen weit gefahren waren, befanden sie sich in einem anderen Stadtteil, mit breiteren Straßen und ansehnlicheren Läden. Nach etlichen sehr belebten Kreuzungen bedeutete ihm Erskine, auszusteigen.
»Das zweite von der Ecke aus.«
Der Laden, den Erskine ihm zeigte, war vornehm düster in Schwarz und Gold gehalten. Der untere Teil des
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