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Kreuzweg der Zeit

Kreuzweg der Zeit

Titel: Kreuzweg der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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war zweifellos Pranjs Transportmittel in andere Zeitstufen. Offenbar hatte man sie an der Kontaktstelle zu seiner Welt eingesperrt, und Leftys Herumhantieren an dem Hebel hatte sie durch eine ganze Reihe von Nachfolgewelten befördert, was die seltsamen Erscheinungen erklären würde, die Blake gesehen hatte.
    Aber wieviel durfte er seinem Unglücksgefährten enthüllen?
    Blake wollte sich umsehen. Aber durften sie sich von der Plattform entfernen, ihrem einzigen Bindeglied zu ihrer eigenen Welt? Er zögerte, als Lefty, dessen Selbstvertrauen mit jedem Schritt wuchs, die Treppe hinaufgehen wollte.
    »Na los doch!« flüsterte dieser ungeduldig, während Blake, noch immer widerstrebend, folgte.
    Sie kamen in einen kleinen Gang, von dem aus eine zweite Treppe weiter hinaufführte. Eine halboffene Tür stellte eine Einladung dar. Lefty kauerte sich nieder.
    »Eine Art Laden.« Aber er schien seiner Sache nicht sicher.
    Die Wände waren von Regalen gesäumt, auf denen Kästchen und Tiegel standen. Das Licht war gedämpft und leuchtete den Vordergrund des Raumes nur ungenügend aus. Blake wagte sich hinein.
    Weitere Regale an der Wand, die nur von der Tür unterbrochen wurden. Ladentische gab es nicht, dafür wurde die freie Fläche von kleinen Tischchen mit Hockern eingenommen. Der Raum hätte ein Restaurant oder Café sein können.
    Blake ging auf Zehenspitzen weiter. Drüben war eine breitere Öffnung, die vielleicht auf die Straße hinaus führte. Er legte die Hand gegen die Oberfläche, spürte, daß sich die Verkleidung bewegte und beiseite schieben ließ. Ja – draußen lag eine Straße!
    Schnee lag da in ungleichmäßigen schmutzigen Flecken, blaugetönt von den Strahlen seltsamer Lampen, die in Abständen an den Wänden der benachbarten Gebäude angebracht waren. Hohe Bauten konnte er nicht sehen. Die Straße war schmal. Ganz entschieden war dies nicht die Stadt, die er kannte.
    »Weg da!« Leftys Hand krallte sich in seine Schulter. »Sollen uns die Bullen sehen?«
    Blake schloß das Schiebefenster. Lefty hatte recht. Sie durften auf keinen Fall Aufmerksamkeit erregen. Trotzdem mußte er in Erfahrung bringen, wo sie sich befanden.
    Wenn er bloß eine Zeitung oder deren Äquivalent gefunden hätte – irgendeinen Hinweis. Blake ging ans nächste Regal, nahm einen der Behälter und suchte nach einer Aufschrift. Das Gefäß war aus Ton modelliert. Der kegelförmige Deckel lief in einem Knauf aus. Und der Knauf war ein kleiner Kopf. Blake hielt ihn näher ans Licht.
    Tatsächlich ein Kopf, jedoch der Kopf eines Wesens, das nie auf Erden existiert hatte – ein gräßlich grinsender Teufelskopf, eine Mischung aus gotischem Wasserspeier und Voodoo-Maske. Er stellte das Ding hin und suchte weiter.
    Auf den fest verschlossenen Tiegeln standen keine Bezeichnungen, doch die Knaufköpfe wiesen Unterschiede auf, die vielleicht zur Unterscheidung des Inhalts dienen mochten. Der gehörnte und grinsende Kopf stand mit zehn gleichartigen Gebilden beisammen. Aber daneben gab es eine Kolonie von mit Fangzähnen bewehrten Wolfs-Schädeln und dahinter eine Sammlung von realistisch dargestellten Eulen, wie Blake fast erleichtert bemerkte. Eine hastige Bestandsaufnahme zeigte ihm Dämonen verschiedener Art, dazu ein paar weitere Tiere und Vögel.
    »Was ist in den Dingern drin?« Lefty wagte es nicht, die Behälter zu berühren, sondern wanderte nur an den Regalen entlang und beäugte sie.
    »Kann ich nicht sagen.«
    Warum stellte Lefty keine Fragen über ihre Umgebung – über dieses Gebäude? Er konnte doch nicht so dämlich sein, daß er das Außergewöhnliche daran nicht bemerkte.
    »Hör mal!« Lefty blieb plötzlich stehen. »Weißt du was – ich glaube, das ist einer von diesen mondänen Kosmetiksalons, wo die reichen Weiber ihre Salben direkt aus Paris beziehen.«
    »Möglich.« Aber Blake hatte seine Zweifel, ob eine Frau einen von einer Teufelsfratze gekrönten Cremetopf wohl ansprechend finden mochte.
    Die Treppe führte hinauf zu einem zweiten Korridor, länger als der untere. Blake vermutete, daß der Laden nur einen Teil des Gebäudes einnahm. Entlang der Wand waren fünf Türen verteilt, aber keine war offen. Sichtbare Klinken oder Riegel waren nicht vorhanden. Soviel konnte er in dem trüben Licht erkennen. Lefty untersuchte die erste Tür und sagte erstaunt: »Wo ist die Klinke?«
    »Vielleicht ist es eine Schiebetür.« Aber Blake hatte es nicht eilig, seine Vermutung zu überprüfen. In Privaträumlichkeiten der

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