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Kreuzweg der Zeit

Kreuzweg der Zeit

Titel: Kreuzweg der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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festerer Stimme.
    »Ich würde sagen, eine Bombe ist explodiert.«
    Jack nahm diese Antwort gelassen hin. »Falls es sich um eine Zeitbombe gehandelt hat, hatten wir Glück.« Wieder hob er den Kopf und sah sich um. »Donnerwetter – das Haus ist weg!«
    »Ja.« Doch Blake war mehr mit der Gegenwart als mit der unmittelbaren Vergangenheit beschäftigt. Jetzt konnte er Jack nicht allein lassen, außerdem fiel der Schnee immer dichter. Obwohl die Garage ihnen das Leben gerettet hatte, bot sie doch vor dem Wetter keinen geeigneten Schutz. Die Schüsse mochten vielleicht bedeuten, daß die übrigen der Gruppe tot waren. Er sah die Straße entlang.
    Auch die angrenzenden Häuser hatten unter der Explosion gelitten. Und falls sie von der Niederlassung im Park abgeschnitten waren, brauchten sie mehr als nur eine Unterkunft. Sie würden Nahrung, Wärme und Medikamente brauchen. Und es gab nur einen Ort, wo sie das alles finden konnten. Blake war jetzt wieder auf sich selbst gestellt, in einer fremden Welt, und trug noch zusätzlich die Verantwortung für Jack.
    »Hör zu«, er drehte sich zu Jack um. Jack stammte aus dieser Welt, kannte alle Gefahren und war imstande, einer dunklen Zukunft ungerührt entgegenzusehen. Hatte er die zum Überleben nötige Härte aufgebracht, so war er auch nüchtern genug, die gegenwärtige Lage abzuschätzen. »Glaubst du, daß du es mit meiner Hilfe bis zum Drugstore schaffst?«
    Jack ließ sich mit der Antwort Zeit. Und dann stellte er eine Gegenfrage:
    »Du glaubst also, daß es Manny erwischt hat?«
    »Woher soll ich das wissen? Aber es schneit stärker, und wir können die Nacht nicht hier verbringen.«
    »Okay. Der Laden bietet Schutz«, sagte Jack. »Sicher, ich schaffe es. Man kann alles, wenn man muß.«
    Hätte Blake gewußt, was der Weg bedeutete, hätte er es nie gewagt. Sie kamen nur im Schneckentempo voran und mußten immer wieder haltmachen, damit Jacks Wunde nicht wieder zu bluten begann. Da fast das ganze Gewicht des Verwundeten auf ihm lastete, schwankte Blake vor Erschöpfung, als sie endlich den Laden erreichten. Doch er schaffte Jack in einen Lagerraum im Hintergrund, ehe er sich mit hängendem Kopf hinsetzte. Jeder Atemzug stach ihm mit heißem Schmerz durch die Seite.
    Draußen hatte der Schneefall die Ausmaße eines Schneesturmes angenommen. Die gesprungenen Schaufensterscheiben waren bereits verschneit, und vor der Tür häufte sich Schnee.
    »Auch wenn man sie nicht erschossen hat«, sagte Jack unvermittelt, »werden sie es schwer haben, wenn sie bei dem Sturm zurückkommen wollen.«
    Blake merkte, daß sein Gefährte noch immer auf Rettung durch seine Freunde hoffte. Doch er mußte etwas anderes fragen.
    »Wird dieser Sturm nicht auch die Untergrundleute in die Schlupfwinkel treiben?«
    »Schon«, erwiderte Jack. »Die verkriechen sich ganz einfach irgendwo in der alten Kanalisation. Bei einem Unwetter gehen alle in Deckung.«
    Blake hatte sich etwas erholt und machte sich auf Nahrungssuche.
    Die Rückwand des Ladens war nur durch zwei kleine Fenster in Deckennähe unterbrochen. Blake schob Kisten unter ein Fenster und kletterte hinauf. Jenseits der Scheibe lagen nur Dunkelheit und Schnee. Er versuchte sich zu erinnern, ob der Laden so gelegen war, daß er aus dem Hinterfenster den Patroon Place überblicken konnte, und gelangte zu der Ansicht, daß es tatsächlich möglich sein müßte.
    Der Wind ließ nach und mit ihm die Gewalt des Schneesturms. Jack, der eingenickt war, erwachte mit einem Aufschrei, als wüßte er nicht, wo er sich befinde. Blake ging zu ihm.
    »Wölfe!« Die Augen des Verwundeten waren nicht auf Blakes Gesicht gerichtet.
    »Aber nicht hier«, erwiderte Blake beruhigend.
    Jacks Gesicht war hochrot und fühlte sich unter Blakes Fingern heiß an. Er ging an die Regale mit Medikamenten. Antibiotika ... Aber verfügte man auf dieser Stufe über diese Mittel? Er sah keine vertrauten Namen auf den Flaschen.
    Plötzlich erschrak er. Lag da nicht ein Vibrieren in der Luft, das nur von jemandem wahrgenommen werden konnte, der es bereits einmal kennengelernt hatte? Diese plötzliche Schwäche, der Verlust des Orientierungssinnes, dieses Wegwirbeln! Blake stand auf und rannte zu den Hinterfenstern. Er kletterte auf die Kiste und versuchte hinauszusehen. Hatte er eben das Summen eines zwischen zwei Welten manövrierenden Transporters gehört?

14

    Wäre Blake allein gewesen, er wäre hinaus in die Nacht gestürzt, zurück zum Patroon Place. Er sprang

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