Kreuzweg der Zeit
schicken will. Wir müssen hier einen Posten zurücklassen – das könnt ihr dem Sergeanten auch gleich sagen. Jack wird die Nahrungsmittel im Laden sortieren. Wie steht's, Gorham? Sieht man was von den Untergrundleuten?«
Gorham schüttelte den Kopf. »Dieses Gebiet hier wurde geplündert, aber schon ganz am Anfang. Viel ist zerstört, aber nicht viel mitgenommen worden. Ich würde sagen, daß seither niemand mehr hier war.«
»Da haben wir ja Glück gehabt.« Manny setzte sich auf die Stufen. – »Und jetzt wird gegessen.«
Sie aßen ihre mitgebrachten Rationen und tranken aus den Feldflaschen. Ein oder zwei Schneeflocken segelten durch die frische Luft. Gorham musterte die aufziehenden Wolken. »Bis zum Abend müssen wir hier fertig sein«, warnte er. »Seht euch die dunklen Wolken im Osten an.«
Manny beendete sein Mahl mit ein paar hastigen Schlucken.
»Gorham, du und Bob, ihr macht euch besser gleich auf den Weg«, sagte er. »Wenn ihr ein Pferd kriegen könnt, dann nichts wie her damit und den Laden ausräumen. Wir möchten hier nicht vom Unwetter überrascht werden. Jack, geh in den Laden und such die geeigneten Sachen heraus, damit das Verladen dann rascher geht. Ich seh mich ein bißchen um.« Jetzt erst fiel ihm Blake ein. »Sie gehen mit Jack.«
Das klang nach einem Befehl. Blake wollte bleiben, wo er war. Die Agenten konnten jeden Moment auftauchen. Doch er war unbewaffnet und sein Status noch immer der eines Gefangenen. Er ließ sich Zeit, beobachtete den Abmarsch von Gorham und Bob und sah auch, wie Manny im Garten hinter dem angrenzenden Haus verschwand. Jacke wurde schon ungeduldig.
»Los schon!«
Blake fuhr herum. Das Gefühl unmittelbar bevorstehender Gefahr traf ihn wie ein Schlag. Einen Augenblick lang starrte er das stille Haus, den Garten an. Etwas war faul – oberfaul! Dahinter braute sich Gefahr zusammen!
Mit einem Aufschrei warf er sich auf Jack, packte ihn an der Schulter und riß ihn weg von dem Haus. Jack wand sich unter seinem Griff und wollte sich freimachen. Doch Blake hatte mit einem solchen Satz angesprungen, daß er sein Gleichgewicht verlor und sie beide in die Garage rollten, was ihnen das Leben rettete.
Ein ohrenbetäubendes Getöse. Feuer blitzte auf, und die Welt um sie herum schien in Stücke zu zerspringen. Blake hörte einen halb ängstlichen, halb schmerzlichen Aufschrei und blieb dann betäubt und halb bewußtlos liegen wo er war und wartete auf das Ende.
Er spürte Staub in Augen und Mund, der ihn würgte und blendete. Er setzte sich auf, wischte mit der Hand übers Gesicht. In seinem Kopf brummte es, doch hörte er trotzdem ein Stöhnen.
Jack lag mit dem Gesicht nach unten da. Seine Unterschenkel waren unter einem Balken eingeklemmt, und ein roter Fleck breitete sich um ein Bein aus. Langsam wandte Blake den Kopf. Wo das Haus gestanden hatte, war nun nichts mehr außer einem Trichter.
Er kroch zu Jack hinüber und machte sich rasch an die Arbeit. Der Balken ließ sich wegheben, aber darunter war eine blutige, zerrissene Wunde. Blake bemühte sich zunächst, die Blutung zu stillen. Er war fast sicher, daß der Knochen nicht gebrochen war und daß die Verletzung sich auf die Platzwunde beschränkte.
»Was – was ist passiert?« Jacks Stimme klang matt. Seine Hände glitten durch Staub und Unrat. »Mein Gewehr, wo ist mein Gewehr?«
Die Waffe war nirgends zu sehen, und Blake war nicht in der Stimmung, sich auf die Suche zu machen. Doch seine Einstellung änderte sich gleich darauf, als ein Schuß die Stille zerriß, die der Explosion gefolgt war.
»Zwei, drei«, zählte er laut, als das scharfe Knallen von Gewehrfeuer durch den fallenden Schnee zu ihnen drang. Entweder Manny – oder Gorham und sein Kamerad waren in einen Hinterhalt geraten.
»Gewehrschüsse.« Jack stützte sich auf die Ellbogen. »Untergrundleute.«
Blake durchsuchte die Trümmer fieberhaft. Jetzt war er ebenso erpicht auf die Waffe wie vorhin Jack.
»Hinlegen! Wenn die Blutung wieder anfängt, sind wir erledigt!«
Jacks medizinische Kenntnisse erwiesen sich als große Hilfe, denn er gehorchte sofort und wandte den Kopf nur, um Blakes Bemühungen zu beobachten. Schließlich fand er das Gewehr tatsächlich unversehrt, soweit Blake das beurteilen konnte. Mit dem Gewehr in Händen fühlte er sich etwas sicherer. Mit der Explosion war seine Vorahnung verschwunden, und er glaubte, daß sie für den Augenblick in Sicherheit wären.
»Was ist passiert?« fragte Jack, jetzt schon mit
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