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Kreuzzüge

Titel: Kreuzzüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barnes John
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Blick über die Zuhörer schweifen. Er hatte die Dinge, die sie vortrug, schon oft gehört – zuletzt an der St.-Johannes-Universität auf Randall. Er wusste, dass ihre Art, das Erlebte zu beschreiben, und die Schlussfolgerungen, die sie aus ihren Forschungen zog, auch hier auf Arimathea großen Eindruck hinterlassen würden. Ihre Arbeiten wurden per Funkfax überall in den terranischen Raum geschickt, und wenn sich nicht bald jemand meldete, der beweisen konnte, dass er ihre Theorien schon früher vertreten hatte, würde sie als Urheber dieser Thesen feststehen – ganz so, wie sie es sich immer gewünscht hatte. Kuf fragte sich immer noch, ob das den ganzen Aufwand rechtfertigte – wenn es so war, hatte sie jedenfalls alles Erforderliche dafür unternommen.
    Sie erklärte gerade, welche Schlussfolgerungen sie aus ihren Forschungsergebnissen gezogen hatte. Soweit er wusste, setzte sich die Zuschauerschaft zum größten Teil aus Laien zusammen, die derartiges zum ersten Mal hörten. General Toth-Ftari saß still da, hörte entweder sehr konzentriert zu oder war eingeschlafen, das konnte Kuf aus der Entfernung nicht so genau erkennen. Bruder Raul Trati hatte sich vorgebeugt und war offensichtlich wirklich an den Ausführungen interessiert. Was Kuf nicht überraschte, da die Changisten ja ein wissenschaftlich orientierter Orden waren.
    Aber die wirklich große Überraschung bot die Delegation der kommunistischen Welten. Als sie von dem Thema des Vortrags hörten, hatten sie förmlich darum gebettelt, dabei sein zu dürfen. Kuf führte das auf die Tatsache zurück, dass die Kommunisten hier sehr weit von ihrer Heimatwelt entfernt waren, und wenn man an die Kosten dachte, die solch eine Reise verursachte …
    Die Gebühren, die für die Benutzung des Gates erhoben wurden, richteten sich nach der Länge der Reise. Die Heimatwelt der Kommunisten war vierzig Lichtjahre entfernt, das war zweimal so viel wie das übliche zugestandene Reisemaximum – sie konnten es sich also nicht leisten, etwas Wichtiges zu verpassen. Auf jeden Fall schienen sie alle den Vortrag wirklich interessiert zu verfolgen. Eine von ihnen, deren lichtes, sehr helles Haar sie als Terranerin sehr fortgeschrittenen Alters auswies, machte sogar eifrig Notizen. Kuf erkannte verwundert, dass es sich bei ihr um Botschafterin Kirlov höchstpersönlich handelte.
    Im ganzen Raum war es plötzlich still, und nun schienen wirklich alle konzentriert zuzuhören.
    Kufs Aufmerksamkeit richtete sich jetzt wieder auf Clio. Sie präsentierte gerade das spektakuläre Ergebnis.
    »Der Kern der Sache ist also folgender: Die Fehlenden Neunzig, also die neunzig Prozent des im All befindlichen genetischen Materials, das nicht durch die üblichen Transportmechanismen wie zum Beispiel die Konvektion und die Sonnenwinde in den Weltraum gelangt, diese neunzig Prozent stammen von hochtechnologisierten Welten mit vielen intelligenten Lebewesen. Und wenn man die geschichtliche Entwicklung dieser Welten mit dem zurzeit durch den Raum driftenden genetischen Material vergleicht, kann man nur zu dem Ergebnis kommen, dass der Auslöser dafür in einer Nuklearkatastrophe zu suchen ist! Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich dabei um einen Unglücksfall oder einen Krieg handelt. Die intelligenten, hoch technisierten Spezies entwickeln sich trotz der Kriege immer weiter, sie bauen raffiniertere Nuklearwaffen und setzten sie gegen andere intelligente Lebewesen ein. Millionen oder sogar Milliarden dieser Lebewesen werden getötet und durch die enorme Hitzeentwicklung werden ihre Überreste – und damit natürlich auch ihre DNS und RNS – in die äußere Atmosphäre und von den Sonnenwinden von dort aus weiter in den Raum transportiert. Planeten, auf denen Atombomben gezündet wurden, übertragen ihr genetisches Material also in besonderem Maße auf andere Welten.
    Über dieses Thema könnte man ausführliche philosophische Debatten halten, aber das überlasse ich lieber den Philosophen. Ich möchte aber noch einmal deutlich hervorheben, dass der Frieden, den das Wachstum der drei terranischen Systeme anderen Welten gebracht hat, zu einer Umkehrung dieses Prozesses führen kann! In ferner Zukunft könnte es notwendig werden, gezielt genetisches Material auszustreuen, um das ökologische Gleichgewicht zu erhalten – das ist sicher weniger schädlich als der so genannte natürliche Prozess.«
    Ihre Ausdrucksweise erschien Kuf ziemlich gestelzt, wie in einem Fachbuch oder einer

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