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Kreuzzüge

Titel: Kreuzzüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barnes John
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betätigen.«
    »Und warum sind Sie ausgerechnet auf eine christliche Welt gekommen?«
    »Ich wollte auch nicht unbedingt für den Rest meines Lebens in lange Gewänder gekleidet und dicht verschleiert hinter einem Mann herlaufen, wie es auf den islamischen Planeten nun mal Sitte ist. Außerdem kommt man von dort nur sehr schlecht wieder weg. Und auf einen anderen kommunistischen Planeten konnte ich auch nicht, die hätten mich direkt wieder auf den Mars zurückgeschickt.«
    Hauskyld überlegte sich seine Antwort genau, darauf bedacht, sie möglichst vorsichtig zu formulieren.
    »Ich möchte nicht, dass Sie denken, ich würde Ihnen nicht glauben … Aber meiner Ansicht nach hätten Sie auch einen weniger spektakulären Weg einschlagen können, um hierher zu kommen! Im Notfall hätten Sie einfach um politisches Asyl gebeten – für Leute mit einer akademischen Ausbildung ist das gar kein Problem. Sie hätten ohne weiteres einen Job im Staatsdienst oder an einer Universität erhalten. Deshalb frage ich mich wirklich, warum Sie – einfach aus einer Eingebung heraus? – eine Zeitreise von immerhin 120 Jahren in die Zukunft unternehmen, nur um auf einem Planeten zu landen, der gerade erst erschlossen wird. Also, was ist an Randall so besonders? Ich bin sicher, dass Sie nicht wegen mir hergekommen sind! Warum haben Sie sich ausgerechnet diese Randwelt ausgesucht?«
    Er fühlte sich plötzlich nicht mehr ganz wohl in seiner Haut, denn ihm war bewusst geworden, wie gut es ihm tat, wenn sie ihn so anlächelte.
    »Na ja, Sie sind so eine Art Bonbon bei der Sache! Ich habe meine Pläne lange geheim gehalten. Hey, es ist gar nicht so einfach, jetzt darüber zu sprechen.« Sie hakte ihre Daumen in die Taschen ihrer Tunika ein.
    »Also gut, warum soll ich es Ihnen nicht sagen? Ich hoffe nämlich, hier eine wirklich bedeutende Entdeckung zu machen – eine, die meinen Namen in den gleichen Rang hebt wie Chang, Nkaampa, Mbwe, Mossadeq und …«, sie zwinkerte ihm zu, »… Hauskyld Gomez, natürlich. Seltsamerweise ist die Idee so nahe liegend, dass ich mich wundere, warum sie noch niemandem vor mir gekommen ist. Hätte ich meinem Vorgesetzten davon erzählt, dann hätte garantiert ein anderer die Lorbeeren eingeheimst. Und hätte ich auf eigene Faust gehandelt, wäre meiner Arbeit niemals die gebührende Aufmerksamkeit zuteil geworden. Also musste ich irgendwo hingehen, wo ich in Ruhe meine Feldforschung betreiben kann. Und das am besten zusammen mit jemandem, dessen Name überall bekannt ist. Außerdem wollte ich ohne großen Papierkrieg möglichst schnell vom Mars weg.«
    Hauskyld dachte eine Weile darüber nach. Die Sonne stand jetzt schon hoch am Himmel und ihre Tuniken waren völlig durchgeschwitzt. Bereits jetzt am frühen Vormittag war es glühend heiß, und sie machten eine kurze Rast, um etwas zu trinken.
    »Ich schlage vor, dass wir erst etwas essen und dann weitermarschieren«, sagte er.
    »Warum gehen wir nicht gleich los? Der Fraß hier ist mir sowieso zu zäh!«
    »Warten Sie ab, bis Sie den Buddelfisch probiert haben! Es kostet wirklich Überwindung, ihn runterzuschlucken. Egal, mir geht es eigentlich nur darum, dass wir während der nächsten anderthalb Tage nichts essen müssen. Außerdem sollten wir uns eine größere Dosis Aufputschmittel gönnen – auf diese Weise kommen wir voran, weg aus der Kampfzone.«
    Er nahm noch einen großen Schluck aus der Wasserflasche und sah sich die Wände des Cañons an. »Dieser schmale Einschnitt da oben sieht gut aus, dort, wo das Geröll liegt! Wir müssen uns jetzt Richtung Norden halten. Die größeren Basisstationen haben wir umgangen und auch die Nachschubwege, wenn wir uns auf die Satellitenfotos halbwegs verlassen können. Wir sollten zusehen, dass wir möglichst bald die besiedelten Gebiete erreichen. Dort wird sich ein Kontakt früher oder später ganz von selbst ergeben.«
    »Ich hoffe, dass wenigstens ein Teil der Daten stimmt, die sie uns mitgegeben haben. Ich habe die Befürchtung, dass einiges davon nicht auf dem neuesten Stand ist. Als ich ging, war die Grenze gerade mal vierzig Lichtjahre entfernt, und die Kollegen im Heimatsystem haben es damit ohnehin nicht so genau genommen.«
    »Hoffen wir das Beste! Der aktuellste Fachartikel, den ich hier gelesen habe, war immerhin nur neun Jahre alt, subjektiv dreißig Jahre Standardzeit! Wenn man bedenkt, wie weit sich die Grenzen ausgedehnt haben, müssen mittlerweile mindestens siebzig weitere intelligente

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