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Kreuzzüge

Titel: Kreuzzüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barnes John
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beobachteten die Szenerie.
    Thkhri'jahs Stimme war schrill geworden, immer wieder wiederholte er, dass die früheren Xhu'gha jetzt in einem Bündnis vereinigt wären.
    Ganz plötzlich hörte er auf zu schreien, aber das ging im Gebrüll und Gejohle der Menge unter. Die Greife scharrten wieder unruhig mit den Pfoten, und in den Händen der Randallaner schwangen die Geißeln gefährlich hin und her.
    Wieder riss er die Arme hoch, und sofort herrschte absolute Stille. Er sah sich um und atmete tief durch. Und dann begann er leise mit einem Gebet, das er von den Missionaren gelernt hatte:
    »Hochkrone unserer Seelen hinter den Himmeln, wir preisen …«
    Ein Bolzen aus einer Armbrust zerschmetterte Thkhri'jhas linkes Auge und drang in sein Gehirn ein. Er fiel wie eine Puppe vom Felsen und landete mit dem Gesicht nach unten im Staub, Arme und Beine abgespreizt.
    Wieder schien die Zeit einen Augenblick stillzustehen, dann blickte Hauskyld zu den Soldaten und bemerkte, wie der Scharfschütze mit einem breiten, zufriedenen Grinsen im Gesicht die Armbrust senkte. Einer der Offiziere gab das Signal zum Angriff – ohne Vorwarnung schoss ihm der zweite Scharfschütze einen Bolzen in den Hinterkopf.
    Aus der ordentlichen Formation der Soldaten wurde ein völliges Chaos. Die eine Hälfte stürzte zu dem toten Offizier, und die andere Hälfte drang auf den Armbrustschützen ein; er stieß nur einen kurzen Schrei aus, und dann brach er schon unter den Stockschlägen zusammen. Sein Greif schüttelte den Kopf, riss sich mit dem scharfen Schnabel die Brust auf und brach tot zusammen. In seinem Beutel gab es nur noch eine kurze Bewegung, als die Handschlange sich tot biss.
    Dann brüllte einer der Greifoffiziere einige Befehle, worauf die Soldaten wieder eine geschlossene Formation bildeten. Sie ließen ihre toten Kameraden einfach dort liegen, wo sie gefallen waren. Waffen schwenkend rannten sie auf die Gefangenen zu und trieben sie zurück in ihre Höhlen.
    Diejenigen, die in Richtung von Hauskyld und Clio flohen, wurden abgedrängt und in ihre eigenen Höhlen gejagt. Die beiden Menschen saßen dicht aneinander geschmiegt in einer Ecke ihrer Zelle und versuchten, die Hilfeschreie und das Gebrüll der Soldaten zu ignorieren.
    Während der ganzen Nacht lagen sie nebeneinander und hielten sich in den Armen, um sich gegenseitig Trost und Schutz zu spenden. Am nächsten Morgen, als sie erwachten, stand nicht wie sonst üblich ein Korb mit Lebensmitteln vor dem Eingang ihrer Höhle.

Kapitel 16
    »Bist du sicher, dass das funktioniert?«, fragte Clio.
    »Nein.« Hauskyld zuckte die Achseln. »Aber ich habe keine bessere Idee, und die anderen haben nichts dagegen. Wenn sie entschlossen sind, die ganze Sache wirklich so durchzuziehen, bleibt das Risiko kalkulierbar.«
    Während der ganzen Nacht war er von Höhle zu Höhle gegangen und hatte sich mit den Christen unterhalten, die fast alle schwere Verletzungen davongetragen hatten.
    Keiner von ihnen hatte über Schmerzen gejammert oder sich über die Behandlung durch die Soldaten beklagt. Viel wichtiger war es ihnen gewesen, Thkhri'jahs Worte zu diskutieren.
    Hauskyld hatte versucht, sie auf den offiziellen Glaubensweg zu führen, aber es war hoffnungslos. Zum Schluss hatte sich eine Gruppe von etwa zwölf Ketzern eingemischt, und ihm war nichts anderes übrig geblieben, als sich damit abzufinden, dass hier eine Mischung aus christlicher Lehre und randallanischer Kultur, Geschichte und Biologieentstand.
    Das war eindeutig ein Fall für die Spezialisten des Erzbischofs! Er konnte jetzt nur noch so viele Informationen wie möglich sammeln, um seine ›Vorgesetzten‹ bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Vor allem war es wichtig zu wissen, welche Formen der Einflussnahme bei der einheimischen Bevölkerung Wirkung zeigten und welche nicht; erst danach konnte man entsprechende Missionierungsstandards einführen. Aber das Allerwichtigste und Vorrangigste war, dass sich möglichst viele Einheimische zum christlichen Glauben bekannten … Thkhri'jahs Bemühungen, die christliche Doktrin mit dem Konzept der Tripel zu verbinden, erwies sich zunächst als genialer Schachzug, um den Glauben zu etablieren. Schon jetzt hoben einige die Parallelen zwischen den Tripeln und der Heiligen Dreifaltigkeit hervor. Thkhri'jah hatte den Status eines Märtyrers und war damit de facto selig gesprochen. Wenn Hauskyld ein wenig nachhalf, würde man ihn vielleicht schon bald heilig sprechen. Ein einheimischer Heiliger

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