Kreuzzüge
erinnere, und es ist gar nicht so, als wären sie mir nur erzählt worden. Sicher ist, dass die Stillen Leute – also die Handschlangen – in der Lage sind, Erinnerungen an andere Personen weiterzuleiten, also eine Art lebendige Pseudoerinnerung zu erzeugen. Ende der Beobachtung.«
»Erster Xenist stimmt zu«, fügte Hauskyld hinzu. »Setzen Bericht fort …«
Sie erzählten weiter und beendeten ihren Bericht schließlich mit den letzten Erinnerungen, die Altildathkereethno von Hmi'dro über die Formation des ersten Tripels erhalten hatte.
»Die Informationen wurden über einundzwanzig Generationen von Handschlangen weitergegeben«, fügte Hauskyld hinzu. »Aufgrund auf der Tatsache, dass Randallaner anscheinend nicht älter als 110 Jahre lokaler Zeit werden, und angesichts der verhältnismäßig hohen Selbstmordrate bei den Greifen und Handschlangen können wir von einem Zeitraum zwischen maximal 2.100 und mindestens 1.600 Randall-Jahren ausgehen. Umgerechnet sind das zwischen 1.050 und 1.400 Standardjahre. Kurz zusammengefasst kann man sagen, die beschriebenen Ereignisse sind immer noch als lebendige Erinnerung existent und stellen den Beginn einer Periode kultureller Weiterentwicklung dar.«
»Man kann also davon ausgehen, dass der Begriff ›lebendige Erinnerung‹ auf Randall anders zu definieren ist als auf anderen Welten«, fügte Clio hinzu.
»Erster Xenist stimmt zu. Weitere Beobachtungen. Geht man davon aus, dass die Berichte bzw. Erinnerungen der Handschlangen der Wahrheit entsprechen, eröffnet uns das ungeahnte Forschungsmöglichkeiten. Kulturelle und religiöse Ereignisse könnten praktisch aus erster Hand beschrieben werden. Das ist so, als würden wir einen Augenzeugenbericht der Anhänger Mohammeds erhalten.«
»Beobachtungen des Zweiten Xenisten. Der große zeitliche Unterschied zwischen den Mondphasen – die des Mondes Tristan beträgt nur einen lokalen Tag, während die von Mark ein halbes Jahr dauert –, der zeitliche Unterschied scheint eine starke Bedeutung für die Mathematik zu haben. Obwohl die Technisierung dieser Welt noch nicht weit fortgeschritten ist, sind offensichtlich bisher unbekannte kulturelle Faktoren von Bedeutung.«
»Erster Xenist stimmt zu. Ende der Auswertung?«
Clio nickte, und er bedeutete ihr mit einer Geste, dass sie laut zustimmen sollte. »Zweiter Xenist stimmt zu.«
»Ende des Auswertung.« Er drückte wieder auf den Aufnahmepunkt. »Das hätten wir. Der ganze bürokratische Unsinn tut mit Leid, aber ob du es glaubst oder nicht, es trägt dazu bei, die Glaubwürdigkeit unseres Berichtes zu erhöhen. Die netten Jungs vom Erzbischof glauben offensichtlich, es würde uns länger bei geistiger Gesundheit halten, wenn wir uns mit Bürokram beschäftigen!«
»Bürokratie verfolgt einen überallhin«, antwortete sie und trank einen Schluck Wasser. »Scheiß drauf.« Sie reichte ihm die Feldflasche, und er trank gierig, überrascht, wie gut es ihm schmeckte.
Als er seinen Durst gestillt hatte, fragte sie: »Und, was hast du jetzt damit vor?«
»Na ja, äh … Ich werde wohl versuchen, für Randall eine Klassifizierung zu erreichen, sodass die Templer diese Welt nicht in die Finger bekommen. Vielleicht können wir den Planeten als heidnisch einstufen. Das setzt aber voraus, dass ich Hmi'dro offiziell in die Pfade der Kirche führen kann. Dann werden aber auch viele Missionare hierher kommen.«
»Oh nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Das hört sich aber gar nicht gut an. Wird man sie nicht als ketzerisch einstufen, wenn sie weiterhin Missionare töten?«
»Sicher. Meinst du, dass sie das tun werden?«
»Na ja, wenn du bedenkst, was wir hier erfahren und erlebt haben … Und dann Thkhri'jha, der ist doch völlig übergeschnappt. Das Problem ist, dass es bisher so wenige christliche Tripel gibt. Und der Bund zwischen ihnen ist, gelinde gesagt, nicht sehr stabil. Auf allen drei Spezies lastet eine … nennen wir es mal Erbschuld. Bei den Randallanern ist die Paarung äußerst brutal, die Greife töten ihre neugeborenen Geschwister und fressen sie sogar noch auf, die Handschlangen töten ihre eigenen Mütter. Richtig? Also, diese Erbschuld ist tief in ihnen verwurzelt, wie der Ödipuskomplex bei den Menschen, die in Monogamie leben. Sie fühlen sich alle schuldig, und es ist ihnen nicht möglich, das zu vergessen. Dieses Band verbindet die drei Spezies.«
»Das ist alles richtig«, stimmte Hauskyld zu. »Aber die christliche Lehre sagt ja, dass ihnen
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