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Kreuzzüge

Titel: Kreuzzüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barnes John
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zur Verfügung, von dem man sich bedienen kann. Und für die, die freiwillig mehr bezahlen, resultiert daraus ein höherer gesellschaftlicher Stand. So sind die Abgaben für die Einzelnen einigermaßen erträglich«, erklärte Hauskyld Clio, als sie zwischen den christlichen Bittstellern umherwanderten.
    »Sie sehen es wahrscheinlich einfach so, als hätten sie eine Menge guter Freunde, die sie durchfüttern müssen«, vermutete sie.
    »Schon möglich. Habe ich dir schon erzählt, dass Kommandant G'tru mir versehentlich verraten hat, warum man nie mehr als ungefähr einhundert Tripels in den Kampf schickt? Du weißt, das entspricht gerade einmal fünf Geschwadern.«
    Er nahm ihre Hand, obwohl er sich denken konnte, dass das möglicherweise Anstoß erregen konnte. Doch seine Nerven lagen momentan blank, und er brauchte ihre Nähe, um sich ein wenig zu beruhigen.
    »Um ein Geschwader zusammenzustellen, das in den Krieg ziehen darf, sind eine ganze Menge Abgaben erforderlich. Der Gepäckkonvoi kann aber nur die Abgaben für fünf Geschwader transportieren. Obwohl die Kommandanten in der Vergangenheit also wussten, dass fünf Geschwader niemals ausreichten, beließen sie es lieber bei dieser Zahl und nahmen damit in Kauf, eine Schlacht zu verlieren. Besser das als die Schande, eine Verstärkung angefordert zu haben, die man nicht entlohnen konnte! Aber trotzdem bekamen sie ständig Beschwerden zu hören, besonders von den Tripeln, die dafür bezahlt hatten, am Kampf teilnehmen zu dürfen, und sich über mögliche Schmarotzer ärgerten.«
    Sie nickte. »Jetzt sehe ich einiges schon wesentlich klarer. Kuf hat mir erzählt, dass sie früher ihre Gefangenen nicht gekreuzigt haben. Sie haben erst damit angefangen, nachdem sie es bei euch gesehen hatten. Sie ließen sie wirklich einfach dort draußen liegen, damit ihr die Möglichkeit hattet, sie wieder zu euch hereinzuholen. Ihrer Auffassung nach war die Kapitulation Strafe genug. Also war es nicht notwendig, die Gefangenen zu töten – holte sie niemand zurück in die Festung, dann kümmerte sich auch von ihnen keiner darum, was aus ihnen wurde!«
    Hauskyld hatte plötzlich das Gefühl, sein Mund sei völlig ausgetrocknet. »Demnach kann man Shermans damalige Aktion – also die Gefangenen als Deckung beim Angriff zu benutzen – mit einem Hinterhalt vergleichen, den man in einem Lazarett für Kriegsgefangene legt … Ich habe ihm damals davon abgeraten! Aber er wollte nicht auf mich hören, und dann ist dabei sein Geliebter getötet worden … Warum interessieren sich die Historiker bloß niemals für derartige Dummheiten?«
    »Irgendwann wird es für jeden offensichtlich sein, dann können sie es nicht länger vertuschen«, meinte Clio.
    Sie hatten die erste Wegkrümmung erreicht. Der Residenz der Hochkrone – dem riesigen Zelt, vor dem die fahnengeschmückten Lanzen unzähliger Clans in den Boden gerammt waren – durfte man sich niemals auf direktem Weg nähern. Sie waren kaum mehr als dreihundert Meter davon entfernt, doch weil der Weg im Zickzack verlief, mussten sie noch mehr als einen Kilometer zurücklegen.
    Hier, genau an dieser Stelle, mussten auch die Handschlangen aus den Beuteln kriechen, um ihre Unterwerfung zu demonstrieren. Hauskyld und Clio hatten schnell gemerkt, dass man von ihnen ebenfalls ein angemessen unterwürfiges Verhalten erwartete. Also knieten sie sich wie die Randallaner nieder und verneigten sich mit auf dem Rücken verschränkten Armen. Die Greife warfen sich der Länge nach auf den Boden, alle Gliedmaßen weit abgespreizt, und die Handschlangen posierten mit ihrem weit hochgereckten Kopf wie Kobras. Alle wollten mit ihren Bewegungen dasselbe ausdrücken – die Bereitschaft, sich widerstandslos töten zu lassen, wenn die Hochkrone den Befehl dazu gab.
    Als die Ehrenbezeugungen begannen, verstummte das Geschnatter und Gemurmel unter den Bittstellern abrupt. Die große rote Sonne von Randall neigte sich dem Horizont zu, und von den Bergen wehte bereits der kühle Abendwind zu ihnen herüber.
    Hauskyld hätte nur zu gerne Clios Hand gehalten, aber es war wohl nicht der passende Moment. Trotzdem fragte er sich, was mit ihm geschehen würde, wenn er ganz bewusst gegen die Traditionen verstieß.
    Kurz vor dem Pavillon stellten sich die Bittsteller in aller Ruhe in einer langen Reihe auf. Die Sonne war jetzt hinter dem Horizont verschwunden, doch der Himmel glühte noch dunkelrot. Die Fackeln, die im Abstand von rund zwanzig Metern links

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