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Kreuzzüge

Titel: Kreuzzüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barnes John
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anscheinend nicht; sie schien den Flug richtig zu genießen.
    »Ob wohl in einer der Notfallrationen Ingwer zu finden ist?«, fragte sie ihn bei der nächsten Landung. »Das ist ein wirklich gutes Naturheilmittel!«
    Wer auch immer die Erste-Hilfe-Tasche gepackt hatte, an Luftkrankheit hatte er nicht gedacht, denn in keiner der Notfallrationen befand sich Ingwer. Doch am späten Nachmittag ging es Hauskyld allmählich besser – oder vielleicht hatte er sich auch einfach nur an seinen Zustand gewöhnt, dachte er.
    Beinahe noch mehr störte es ihn jedoch, dass Thwov – so hieß der Greif, auf dem er saß – ihn mit seinem Gerede nervte. Der Greif konnte nur sprechen, wenn die Luftströmung günstig war und er gleiten konnte – oder wenn er gerade ausatmete. Beides war mit einem heftigen Abwärtsruck verbunden. Der Rhythmus, in dem er sprach, trieb Hauskyld beinahe zur Verzweiflung. Immerhin, wenn er konzentriert den Ausführungen des Greifs lauschte, lenkte ihn das ein wenig von seinem rebellierenden Magen ab.
    Wie er erfuhr, kam Thwov aus einem Clan von Fischern, die an der Ostküste von Doolan lebten. Das lag in der Nähe des Äquators, eine Gegend, in der Hauskyld bislang noch nicht gewesen war. Dabei hatte er schon vor Jahren eine Reise dorthin unternehmen wollen, doch der Ausbruch des Krieges hatte ihm diesbezüglich einen Strich durch die Rechnung gemacht.
    Auf Randall war es nie notwendig gewesen, Schiffe zu entwickeln. Die Distanzen zwischen den Kontinenten konnten problemlos im Flug überwunden werden, was schon vor der Entstehung der Tripel dazu geführt hatte, dass die Randallaner Greife für die Flüge zwischen den Kontinenten rekrutierten. Gefischt wurde mit Schleppnetzen, die zwischen zwei Greifen hingen. Die Randallaner saßen verkehrt herum auf den Rücken der Flieger und kümmerten sich um den Fang.
    »Wie lange macht ihr das schon so?«, fragte Hauskyld. »Ich dachte, ihr hättet nicht zusammengearbeitet, bevor ihr euch zu Tripeln zusammengeschlossen habt?«
    Thwov schnaufte verächtlich. »Das haben wir schon gemacht, solange wir zurückdenken können. Tatsächlich haben die Tripel alles nur noch verkompliziert – unter uns gesagt, wir Fischer hatten eigentlich gar keine Verwendung für die Traumbringer! Sie sind ganz nützlich, wenn es darum geht, Geschehnisse aufzuzeichnen, aber für uns waren sie einfach gleichbedeutend mit einem unnützen Esser mehr! Wir halten uns deshalb nicht immer so starr an die Regeln. Wenn keine königlichen Aufpasser in der Nähe sind, machen wir alles so, wie es schon früher am besten funktioniert hat. Sonst gerätst du nur immer wieder in dämliche Situationen. Wenn sich dein Greifer beispielsweise den Arm bricht, kannst du nicht mehr fischen gehen …«
    »Warte mal … Ich sehe einige reife Früchte dort unten, ich gehe runter und hole mir welche! Wenn du den Wachen ein Zeichen geben würdest?«
    Hauskyld machte mit der linken Hand eine Faust, hob sie hoch über den Kopf und ließ sie kreisen, dann zeigte er mit der Hand auf den winzigen, grünen Fleck unter ihnen. Sofort kam ein Wachtripel herbei und begleitete sie auf ihrem Sturzflug nach unten.
    Die kleine Oase bestand nur aus einem Obstbaum und einigen kleinen Teichen, die aber von einer eigenen Quelle gespeist wurden; daher trockneten sie – wenn überhaupt – nur äußerst selten aus. Hauskyld kletterte auf den Baum und warf die Früchte hinunter, und die Randallanerwache half ihm dabei. Eine ganze Weile warfen sie die Früchte einfach auf den Boden, wo sie von Thwov und dem anderen Greif unglaublich schnell aufgepickt wurden.
    »Willst du nicht auch ein paar für dich selbst pflücken?«, fragte Xith'da freundlich. »Sie schmecken wirklich sehr gut!«
    »Ich fürchte, das wäre nicht so gut für meinen Magen.«
    Der Randallaner stieß einen amüsierten Pfiff aus. »Soso, sieh mal einer an! Du bist früher also noch nie geritten, das nennen wir die Kinderkrankheit. Aber glaube mir, das vergeht meist am zweiten oder dritten Tag ganz von allein …«
    »Sehr erfreut, das zu hören …«
    Er war gar nicht erstaunt über die Freundlichkeit des Soldaten. Seit mindestens zehn Generationen war dieselbe Herrscherfamilie an der Macht, und niemand hätte es gewagt, einem Befehl der Hochkrone zuwider zu handeln – das hätte für ihn bedeutet, ausgestoßen oder exekutiert zu werden. Die Wachen, die sie jetzt begleiteten, waren eigentlich nur pro forma bei ihnen. Sie sollten lediglich darauf achten,

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