Kreuzzüge
wenn Kuf Standard sprach. Eigentlich hatte er völlig Recht. »Also gut, morgen gehe ich zu ihm, und dann werden wir der Sache mal auf den Grund gehen. Hast du Lust, heute mit mir zu Abend zu essen?«
»Gerne, schließlich will ich doch wissen, wie sich deine Projekte entwickelt haben!«
Sie sah sich noch einmal im Raum um und schloss dann die Tür ab – das war auch eine von den Neuerungen, die sie mit gemischten Gefühlen betrachtete. Früher war es auf Randall nicht üblich und auch nicht nötig gewesen, Türen abzuschließen. Gemeinsam liefen sie den breiten Fußweg hinunter, und Clio legte Kuf die Hand auf die Schulter.
Kapitel 2
Sie saßen noch zusammen und unterhielten sich, bis der Speisesaal geschlossen wurde. Als sie nach Hause kam, war Andy schon da – offenbar hatte er auf sie gewartet.
»Guten Abend, Schwester Wissenschaftlerin. Hast du noch was Interessantes im Labor zu tun gehabt?«
»Gruß dich, Killer. Nein, Kuf kam vorbei.« Sie berichtete ihm, was geschehen war.
Er dachte eine Weile nach und meinte dann: »Ich kann nur für mich selber sprechen und gebe zu, dass ich diesen CLs nicht über den Weg traue! Aber mit Kuf in ihrer Mitte macht mir das schon weniger Sorgen. Was willst du unternehmen?«
Sie zuckte die Achseln. »Genau das, was ich Kuf versprochen habe. Morgen früh werde ich mich mal mit Hauskyld unterhalten; schließlich sind wir doch alte Freunde, da wird er schon nicht versuchen, mich hinter's Licht zu führen.«
»Möchtest du vielleicht, dass ich mitkomme?«
»Ich glaube nicht, dass das so eine gute Idee wäre.«
Sie war ein wenig überrascht, dass Andy ihr das überhaupt anbot. Hauskyld hatte dem Templer nie vergeben können, dass er ihm Clio ausgespannt hatte. Aber das war schließlich schon – hey, wie lange war es eigentlich her? Sie waren seit dem Sommer zusammen, als das Gate gestartet war. Das mussten ungefähr zwölf Jahre randallanischer Zeitrechnung sein, überlegte sie.
»Ich habe es dir nur angeboten, weil du so nervös wirkst«, erklärte er. »Ich dachte nur, dass du dich vielleicht nicht so gerne mit ihm allein triffst.«
Gedankenversunken zündete sie die kleinen Holzspäne in dem Stövchen an, um das Wasser für ihren Zitrusschalentee zu erhitzen.
»Das ist nicht das Problem. Aber ich habe schon lange nicht mehr an ihn denken müssen, und jetzt merke ich plötzlich, dass ich ihn eigentlich gar nicht mehr leiden kann. Ich weiß ja, er setzt sich stark dafür ein, dass Randall in das Commonwealth aufgenommen wird, aber die ganzen Folgen, die das nach sich zieht … Ich wünschte, Randall wäre wieder so wie früher.«
»Du hörst dich an wie eine von uns«, meinte Andy und grinste sie an.
»Bäh!« Sie streckte ihm die Zunge heraus. »Sobald ich die Zeit dazu finde, werde ich die Sozialistische Partei von Randall gründen.«
»Das ist eigentlich gar keine schlechte Idee, das solltest du wirklich tun.«
»Das fehlt dieser Welt – noch eine Partei!«
»In gewisser Weise, ja.«
Schon kurz nachdem das Gate gestartet war, hatte sie gemerkt, dass sie an Andy Kanegawa besonders seine ruhige Art mochte. Heute indes sah er so alt und vergrämt aus, als stände er nach wie vor im harten Militärdienst der Tempelritter.
»Nur als Alternative, das meinte ich! Neulich kam mir auch schon die Idee, als die CLs wieder einmal über den so genannten Fortschritt sprachen. Du weißt schon, als sie die Mod'hruns als gleichberechtigtes Mitglied in die Union aufgenommen haben. Meine Leute haben die Meinung der Opposition vertreten, wir sprachen über die Kultur, die sich in tausenden von Jahren entwickelt hat, und wie viel davon verloren geht. Sogar die Freiheit, die die christlichen Gesetze mit sich bringen, spielt eine große Rolle dabei. Die Xhu'gha, die sich emanzipieren konnten, die ersten wirklichen Individuen, die diese Gesellschaft ja viele Jahrhunderte lang nicht kannte … sie brauchen auch eine Stimme, die ihre Interessen vertritt! Obwohl ich immer noch der Ansicht bin, dass das Ganze in einem Desaster endet, wenn sie so weitermachen.«
»Das ist ja alles richtig, aber wer interessiert sich schon dafür, was für Randall wirklich das Beste ist? Oh, ich weiß, wir tragen alle dazu bei. Sei es auf traditionelle Art, durch den Fortschritt, die Rechte für die Xhu'gha – alle wollen nur das Beste für Randall. Aber niemand ist wirklich bereit, die Verantwortung zu übernehmen. Und das hinterlässt eine Lücke, die ich gerne ausfüllen würde.«
Sie
Weitere Kostenlose Bücher