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Kreuzzüge

Titel: Kreuzzüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barnes John
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dass Kuf nicht so schrecklich lispeln musste und Clio sich nicht mit den feinen Unterschieden zwischen dem ›Hals-r‹ und dem ›Rachen-r‹ herumzuplagen hatte.
    »Ich bin gekommen, um einen alten Freund um Rat zu bitten. Es gibt da eine Sache, die ich nicht verstehe … Vielleicht kannst du sie mir erklären?«
    »Natürlich, wenn ich kann, helfe ich dir gerne. Aber ich garantiere für nichts.«
    »Das ist unter alten Freunden doch selbstverständlich«, sagte Kuf. »Darf ich erst einmal fragen, wie es dir so geht?«
    »Oh, ich habe viel gearbeitet in letzter Zeit.« Wieder goss sie einen Kübel Schmutzwasser in den Ausguss (Noch mehr Seife für den Fluss, unten an den Wasserfällen schäumte er schon kräftig … )
    »Im letzten Semester musste ich viel unterrichten – ich bin nun mal die Einzige hier, die sich einigermaßen in Chemie auskennt. Außerdem lehre ich noch Planetologie und Gaietik. Und meine Forschungsarbeit muss ich nebenbei auch noch erledigen. Übrigens werde ich mich direkt morgen früh wieder darauf stürzen. Und was hast du so gemacht?«
    Kuf scharrte auf dem Boden herum. »Eigentlich nicht viel Interessantes. Ich habe mit Vwat oft terranisches Schach gespielt; er wird langsam alt, und es ist das einzige Spiel, zu dem er im Moment noch Lust hat. Normalerweise diene ich ja der Hochkrone, aber seitdem sie sich aus den Regierungsgeschäften weitgehend zurückgezogen hat, habe ich nicht mehr viel zu tun. Die drei werden die Regierung wohl bald ganz an das neue Parlament abgeben.
    Und genau in diesem Zusammenhang wollte ich dich etwas fragen.« Er kratzte sich mit der Hinterpfote am Kopf. »Eine Gruppe, die sich Christlich Liberale Partei nennt, hat mich gefragt, ob ich nicht bei der nächsten Wahl für sie kandidieren will. Und jetzt hätte ich gerne gewusst, was du davon hältst?«
    Clio dachte scharf nach. Schon seit mehr als einem Jahr hatte sie nicht mehr richtig mit Hauskyld gesprochen, doch es ging das Gerücht um, dass er der mächtige Mann im Hintergrund der Christlich Liberalen sei. Von Andros Kanegawa wurde dagegen behauptet, er engagiere sich für die relativ unbedeutende Partei der Royalisten (dabei fiel ihr ein, dass sie Andy schon viel zu lange nicht gesehen hatte – es war mindestens vier Tage her). Dann gab es neuerdings noch die Christliche Freiheitspartei, die hauptsächlich von Technikern und Bürokraten unterstützt wurde.
    Merkwürdigerweise fand Clio die Royalisten am sympathischsten, eine rein gefühlsmäßige Bevorzugung, die nicht rational zu begründen war. Kuf war schon relativ alt und genoss überall einen guten Ruf; sicher würde er gut in das neue Parlament passen, und das sagte sie ihm auch.
    »Daran hatte ich gar keinen Zweifel«, erwiderte Kuf. »Meine Loyalität gehört allerdings immer noch der Hochkrone. Ich glaube schon, dass ich sie im Parlament würdig vertreten kann. Aber ich weiß nicht so recht, ob ich ihr in der Christlich Liberalen Partei am besten dienen kann. Irgendetwas kommt mir an der ganzen Geschichte nicht so ganz geheuer vor. Da geschehen Dinge, die ich nicht verstehe, und die jungen Leute sprechen in meiner Gegenwart nicht darüber … ich habe das unbestimmte Gefühl, dass ich dort am Ende weniger zu sagen habe, als ich eigentlich dachte.«
    Sie nickte. »Man könnte vermuten, du sollst nur als Marionette in den Vordergrund geschoben werden. Und der, der die eigentliche Macht hat, sitzt schön im Hintergrund und zieht die Fäden.«
    Kufs Kopf hüpfte heftig auf und ab. »Genau. Du hast also den gleichen Verdacht!«
    Ihr würde wohl nichts anderes übrig bleiben, als sich mal ernsthaft mit Hauskyld zu unterhalten. Am liebsten hätte sie Kuf einfach vor die Tür gesetzt. Beschämt sagte sie: »Ich werde mal sehen, ob ich etwas darüber herausfinden kann. Bleibst du in Phmi'phtar?«
    »Ja. Clio, ich bin dir wirklich sehr dankbar! Ich weiß, dass du eigentlich gar nichts mit dieser Sache zu tun haben willst, aber ich wusste wirklich nicht, wen ich sonst danach fragen sollte.«
    Aus einem plötzlichen Impuls heraus umarmte sie ihn. Er war so überrascht von dieser Geste, dass sich seine Augen ganz dunkel färbten.
    »Wir werden schon herausfinden, was da gespielt wird«, sagte sie fröhlich. »Ich vermute, es handelt sich um eines von Hauskylds kleinen Machtspielchen. Weißt du, eigentlich meint er es nur gut!«
    »Dass kann sschon ssein, aber er macht ess nicht immer so gut, wie er ess meint!«
    Sie lachte hell auf. Es war schon zu lustig,

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