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Kreuzzüge

Titel: Kreuzzüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barnes John
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Hauskyld nicht kannte, und sah aus, als kämen ihm jetzt doch Bedenken.
    »Es ist gar nicht so schlimm«, versicherte ihm Hauskyld. »Etwas mehr auf und ab als bei einem Flugzeug, aber dafür viel zuverlässiger.«
    Kanegawa grinste ihn an. »Das mag schon sein. Aber von Flugzeugen weiß ich auch nicht mehr als unbedingt nötig.«
    Als das Kommando gegeben wurde, rannten sie über den Rotstein, dicht neben den Greifen, und sprangen schließlich rasch auf. Mit ein paar kräftigen Flügelschlägen gewannen die Greife schnell an Höhe.
    Hauskyld überlegte, ob er sich noch einmal zu dem Gate umdrehen sollte, entschied sich jedoch dagegen. Schließlich könnte er im Laufe der nächsten Tage noch immer die Startlichter sehen, und auch die weißen Streifen am dunklen Nachthimmel, dreimal so breit wie Isolde bei Vollmond, rot schimmernd und flackernd, wenn das Gate mit einem Gammaschub das Sonnensystem verließ, mit mehr als 100 g Beschleunigung zurück zum Herzen der Union. Was war schon ein großer Stahlrahmen, der mitten in einer Wüste stand, verglichen mit diesem Anblick? Er konzentrierte sich lieber wieder darauf zu fliegen, wirklich zu fliegen.
    Die Wüste verschwamm unter ihm. Hauskyld war so glücklich wie schon lange nicht mehr. Es gab so viel, was er noch tun musste.
     

 

Teil II
    CLIO: RANDALL 2902 A.D.

 

Kapitel 1
    An der St. Johannes-Universität von Randall hatte man zwei ausreichend lange Ferienblöcke eingeführt – einerseits, weil es so üblich war, und andererseits, weil man auf diese Weise Zeit fand, sich auch mit anderen wichtigen Dingen zu beschäftigen. Und jetzt war es wieder einmal geschafft: Der letzte Kurs war gerade zu Ende gegangen, alle Teilnehmer aus dem Seminarraum verschwunden, und Clio beschäftigte sich damit, den Unterrichts, Büro- und Laborraum (mit besonderer Betonung auf Labor) aufzuräumen und zu putzen. Ehemalige Studenten hatten ihr während der letzten Monate Dutzende von Fundstücken geschickt, und bald würde sie genug Zeit haben, sich damit zu beschäftigen.
    Während sie die letzte Bank kräftig abschrubbte, dachte sie daran, dass dies eigentlich nicht in ihren Aufgabenbereich fiel. Doch wenn sie sich jetzt nicht darum kümmerte, würde der Raum zu Beginn des neuen Semesters immer noch genauso aussehen. Während sie putzte, pfiff sie einen alten Schlager. Das Wasser war angenehm warm und tropfte mit gemütlichem Plätschern von den hölzernen Bänken. Plötzlich merkte sie, dass sie die Internationale pfiff.
    Was soll's, dachte sie vergnügt, wenn irgendwelche Terraner in der Nähe sind, die sich daran stören, können sie mich ja bitten, damit aufzuhören.
    Theoretisch kamen alle Spezies auf Randall mit denselben Sitzmöbeln zurecht, aber diese spezielle Bank war allein für die Handschlangen gedacht. Eine unbedingte Notwendigkeit, weil diese Wesen von Natur aus so ungemein sauber waren, dass sie schon an einer minimalen Staubschicht Anstoß genommen hätten. Ganz im Gegensatz dazu waren die Greife überaus schlampig, weshalb es in den hinteren Reihen immer aussah wie auf einer Müllkippe. In den ersten zehn Reihen, in denen die Stühle für die Randallaner standen, war es auch nicht gerade übertrieben sauber, sah andererseits aber bei weitem nicht so schlimm aus wie hinten bei den Greifen.
    Also gut, entschied sie, das muss für heute reichen! DieBänke der Greife benutzte sie sowieso nicht, sie waren viel zu breit und niedrig, um für ein menschliches Gesäß bequem zu sein. Sie schüttete das Schmutzwasser in den Ausguss und dachte beschämt daran, dass es jetzt direkt in den Fluss geleitet wurde. Umweltschutz stand auf dieser Welt noch ganz unten auf der Prioritätsliste.
    Sie ließ sich noch etwas heißes Wasser über die Hände laufen und genoss den Gedanken, dass sie nicht erst Holz hacken musste, um das Wasser über einem Feuer zu erhitzen. Wenn sie mit der Säuberung des Raums fertig wäre, müsste sie erst in sechzig Tagen wieder einen Schwamm in die Hand nehmen, wenn die Teilnehmer des Wintersemesters erscheinen würden.
    Ein höfliches Räuspern schreckte sie aus ihren Gedanken auf. Als sie aufblickte, stand Kuf an der Tür.
    »Darf ich hereinkommen?«, fragte er in der Wahren Sprache.
    »Sicher. Setz dich irgendwo hin, wo ich noch nicht geputzt habe. Was kann ich für dich tun?«
    Schon vor langer Zeit hatten sie eine Abmachung getroffen – jeder verstand zwar die Sprache des anderen, benutzte aber überwiegend seine eigene. Das hatte den Vorteil,

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