Kreuzzüge
Eindruck, dass wichtige Dinge vor ihm verheimlicht werden! Und er fragt sich, was du für Hintergedanken damit verfolgst, wenn du ausgerechnet ihn als Kandidaten aufstellst!«
Hauskyld schüttelte den Kopf und streckte die Hände aus. »Das kann man so nicht sagen. Einige unserer jungen Parteimitglieder haben sich angewöhnt, die Dinge so zu regeln, wie es ihnen gefällt. Und dabei kümmern sie sich nicht immer um die Wünsche der Kandidaten. Ich werde mal mit ihnen sprechen, wahrscheinlich geht es um absolute Nebensächlichkeiten, und sie wollten ihn einfach nicht damit belästigen.«
Er sah ihr erwartungsvoll in die Augen, und sie erwiderte den Blick. Einen Moment lang erschien auf seinem Gesicht wieder der alte, vertraute Ausdruck, doch als er wieder das Wort ergriff, änderte er sich abrupt. Plötzlich wurde Clio bewusst, dass ungewöhnlich viele Xhu'gha-Randallaner anwesend waren.
»Was meinst du, wie groß sind deine Chancen, die Christliche Freiheitspartei zu stoppen?«
»Oh, ich bin sicher, dass wir sie schlagen können. Warum fragst du?« Er blickte sie nicht an, sondern sah zu Boden.
»Och, ich war nur neugierig. Immerhin handelt es sich um eine radikale Xhu'gha-Partei. Sie könnten den anderen einen schönen, dicken Strich durch die Rechnung machen. Was macht ihr, wenn sie die Wahl gewinnen?«
»Damit muss man in der Politik immer rechnen. Wir werden dann schon einen Weg finden, mit ihnen zusammenzuarbeiten. Ich muss allerdings zugeben, dass ich davon nicht allzu begeistert wäre! Aber auf diesem Planeten bin immer noch ich der Repräsentant der Union, und wenn die Bevölkerung die Christliche Freiheitspartei wählt, dann müssen wir zwangsläufig mit dieser Partei reden. Doch eigentlich glaube ich nicht, dass es dazu kommen wird … Die Wahlprognosen stehen zwar noch aus, aber wie du schon richtig sagtest, vertritt diese Partei hauptsächlich die Xhu'gha. Ich bin sicher, dass wir die Wahl gewinnen und dann regieren werden.«
»Und was ist mit den Royalisten? Andros äußerte sich mir gegenüber sehr optimistisch.«
Hauskyld zog eine Grimasse und drehte sich um. »Das ist wirklich typisch für ihn. Er ist ja auch meist mit Leuten zusammen, die dieser Partei sehr nahe stehen. Doch scheint er zu vergessen, dass diese Randallaner alles andere als progressiv sind, die Wahlbeteiligung dürfte dementsprechend ausfallen! Vielleicht haben sie tatsächlich die Mehrheit der Bevölkerung auf ihrer Seite, aber damit haben sie noch lange nicht die Wahl gewonnen.«
Für einen Augenblick saß er nur still da, dann meinte er: »War das alles?«
»Oh, ja. Herzlichen Dank auch, dass Sie mir Ihre Zeit geopfert haben! Ihro Gnaden, es war eine Freude, Sie mal wieder zu sehen. Meine besten Grüße auch an die anderen Hoheiten!«
Sie stand auf und verließ schleunigst den Raum. Während sie zu ihrem Labor zurückging, wuchs ihre Überzeugung, dass hier etwas im Dunkeln blühte, von dem die Öffentlichkeit nichts wissen sollte.
Sie nahm sich vor, so schnell wie möglich mit Andy und Kuf darüber zu sprechen.
Kapitel 4
Irgendetwas in ihrem Haus kam ihr ungewohnt und fremd vor. Sie war sich nicht sicher, woher sie das wusste – oder warum sie in so großer Eile nach Hause gelaufen war, als sie hörte, dass man Kuf seit dem letzten Abend nirgendwo mehr gesehen hatte. Sie blickte durch das Fenster in ihre Wohnung. Irgendetwas – war es ein Möbelstück, das nicht an dem richtigen Platz stand? Oder das Rollo, das vorhin noch hochgezogen war? Irgendetwas sagte ihr, dass etwas nicht stimmte. Sie rannte zurück zum Universitätsgelände.
Wenn tatsächlich jemand in ihrem Haus auf sie wartete, würde er sich nun eine neue Gelegenheit suchen müssen, überlegte sie. Oder der Killer müsste sie in aller Öffentlichkeit überfallen, was er vermutlich nicht tun würde.
Sie hatte ungefähr dreihundert Meter zurückgelegt, als sie sich plötzlich ziemlich dumm vorkam. Schon früher hatte sie oft das Gefühl gehabt, dass hinter ihrem Rücken Dinge vorgingen, von denen sie nichts wusste. Die Geschichte, die Kuf ihr erzählt hatte, trug noch dazu bei, diese Paranoia zu vertiefen. Letztlich war es völlig sinnlos weiterzulaufen, denn auch auf dem Campus wäre sie nicht wirklich sicher. Vielleicht wollten sie oder er ja nur mit ihr reden, was kein Verbrechen war – Hausfriedensbruch wurde auf Randall noch nicht strafrechtlich verfolgt. Weder das Gelände der Universität noch die umliegende Wildnis boten ein sicheres Versteck.
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