Kreuzzug der Templer
ganze Kraft nicht ausspielen können. Godwin hatte sich gewünscht, zu seiner Frau zu gelangen, was leider nicht möglich war.
Er saß auf den Knochen und sackte in sich zusammen. Es war kein echtes Entspannen bei ihm, er konnte einfach nicht mehr. Die Kräfte hatten ihn verlassen, und so wirkte er wie ein alter Mann, der sich kaum auf seinem Sitzplatz halten konnte und zur Seite gerutscht war.
Er spürte, dass seine Augen feucht wurden. Es waren Tränen über seine eigene Schwäche, die er vergoss, aber sie beinhalteten auch die Angst um seine Frau.
»Im Grab«, flüsterte er mit tonloser Stimme. »Sie hat in einem Grab gelegen oder in einer Gruft. Ich habe es gesehen. Das ist kein Irrtum. Sie haben sie begraben...«
Einen anderen Gedanken konnte er nicht fassen. Der Sessel log nicht. Er hätte ihm sicherlich noch mehr gezeigt, wäre er dazu in der Lage gewesen, nur war er das leider nicht.
Godwin de Salier wusste nicht mehr, was er noch unternehmen sollte. Aus eigener Kraft wohl nichts. Dieses verdammte Bild hatte ihm seine Schwäche brutal vor Augen geführt, und so fühlte er sich auch beim Aufstehen. Es fiel ihm verdammt schwer, sich in die Flöhe zu stemmen. Seine Arme zitterten, die Beine zeigten ebenfalls Schwäche, und als er ging, da musste er sich nach vorne beugen. Er suchte überall nach Gegenständen, an denen er sich abstützen konnte.
Endlich erreichte er seinen Schreibtisch, der neben dem Bett stand. Er wollte sich nicht hinlegen. Er musste diese Schwäche einfach überstehen, und das konnte er auch, wenn er an seinem Schreibtisch saß, der seit langem sein Lieblingsplatz war.
Schwer ließ er sich auf den Stuhl fallen. Er schaukelte leicht auf und nieder, fing sich aber und stützte sich auf der Platte ab. Schweiß bedeckte sein Gesicht wie eine zweite Hautschicht.
Godwin blieb sitzen und wartete.
Auf wen?, fragte er sich.
Nur nicht an Sophie denken. Hoffnung auf die Freunde aus London setzen. Er wünschte sie sich herbei, jetzt schon, aber sie waren auf die Verkehrsbedingungen angewiesen. Ob sie seine Frau fanden, stand zudem in den Sternen. Wo sollten sie suchen?
Gräber und Grüfte gab es auf Friedhöfen. Und so kam ihm in den Sinn, dass man Sophie wohl auf einem solchen finden konnte.
In Alet-les-Bains?
Die Möglichkeit bestand durchaus. Allerdings gestand er sich ein, dass er mit dem Friedhof dieser Stadt nie viel zu tun gehabt hatte. Das Grundstück des Klosters war so groß, dass für die verstorbenen Brüder ein eigener Friedhof hatte angelegt werden können. Er lag in der Nähe der kleinen Kirche.
Godwin glaubte nicht daran, dass die Höllenhorde ihre Gefangene dorthin geschafft hatte. So leicht wollte man den Templern die Suche sicher nicht machen. Sie musste woanders ihren Platz gefunden haben, und er überlegte, ob er nicht einen Bruder auf den Friedhof von Alet-les-Bains schicken sollte, um nachzusehen.
Davon nahm er Abstand. So etwas war nicht gut. Er wollte keinen Freund in Gefahr bringen. Sollten sich die Zombie-Templer dort tatsächlich aufhalten und den Kundschafter entdecken, würde er nicht mehr lange leben.
Es gab nur die Möglichkeit, abzuwarten und auf ein gütiges Schicksal hoffen. Und auf John Sinclair...
Sein Freund war bereits auf dem Weg. Godwin wusste nicht, wann die Maschine gestartet war, aber John gehörte zu den Menschen, die einen Plan immer rasch umsetzten. Es konnte durchaus sein, dass er bald in Toulouse landete. Zudem ging der Templer davon aus, dass John nicht allein kam und seinen Freund Suko mitbrachte.
Aber es dauerte. In der Zwischenzeit rannen die Stunden dahin. Und was würde in dieser Zeit mit seiner Frau geschehen?
Godwin wusste es nicht...
***
Feuchte Wände. Ein feuchter Boden. Dunkelheit.
Und trotzdem wusste Sophie, dass sie von alten Gebeinen umgeben war und den verfaulten Resten eines Sargs. Das Holz gab noch jetzt einen widerlichen Geruch ab, an den sich Sophie nicht gewöhnen konnte. Leider blieb ihr nichts anderes übrig, denn sie war eine Gefangene, und man hatte sie an einen verdammt sicheren Ort gebracht. Versteckt in einer Gruft.
Obwohl sie von Finsternis umgeben war, kannte sie ihr Gefängnis genau. Sophie hatte in ihrer Hosentasche ein Päckchen mit Streichhölzern gefunden. So war sie in der Lage gewesen, sich umzuschauen.
Den ersten großen Schock hatte sie überwunden. Sie musste sich mit den neuen Gegebenheiten abfinden, die nicht eben positiv aussahen. Nichts war wie sonst in ihrem Leben. Im Kloster hatte sie
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