Kreuzzug gegen den Gral
brauchen, Repanse de Schoye mit Esclarmonde von Foix gleichgesetzt. Repanses Brüder sind Anfortas und Trevrizent. Anfortas wäre somit - immer unter der Voraussetzung, daß Repanse de Schoye und Esclarmonde eins sind - Ramon-Roger von Foix, der Ramon Drut der Troubadoure. Vielleicht bestand Ramon Druts »unerlaubte Minne« in seinem nicht gerade einwandfreien Liebesleben oder in seinem illegitimen Verhältnis zu Ermengarde du Teil, der Mutter Wolfs von Foix und Esclarmondes von Alion (vgl. Peyrat II S. 262; Vic-Vaissette VI S. 564). Oder sollte sie sogar in seiner etwas zweideutigen Haltung zum Catha-rismus bestanden haben, dem er innerlich doch angehörte? Darauf hingewiesen sei nochmals, daß die Grafen von Foix die Lehensherren von Montségur waren, und daß sich der romanische Tabor und die Höhlen von Ornolac in ihrer Grafschaft befanden. Zu Trevrizent mag Guilhabert de Castres (oder, was mir allerdings weniger wahrscheinlich scheint: der Ketzerpatriarch Gauceli) den trouvère Guiot angeregt haben. Wohl kennen die anderen Graldichtungen einen Eremiten, bei dem Parzival geheime Kunde vom Gral empfängt. Nur bei Wolfram wird er mit Namen genannt, und nur bei Wolfram sind Lebensweise und Glaube ketzerisch. Auf die etymologischen Beziehungen zwischen Fontane la Salvasche und der Höhle von Fontanet habe ich mehrfach hingewiesen. Daß in der genannten Höhle ein tropfsteinerner »Altar« steht, habe ich ebenfalls erwähnt. Guilhabert von Castres vollzog die catharischen Kulthandlungen in der der Fontanethöhle benachbarten Spulga von Ornolac und in Fanjeaux, das der heilige Dominik später als Sitz wählte. Guilhabert von Castres war ein Belissensohn, also mit den Häusern Carcassonne und Foix nahe verwandt. So wäre die Angabe Wolframs von Eschenbach, Trevrizent sei der Bruder der Herzeloy de, der Repanse de Schoye und des Gralkönigs Anfortas, verständlich. Hinweisen möchte ich in diesem
Zusammenhang auch auf die Tatsache, daß sich Cathari und Catharin-nen mit »Bruder« und »Schwester« anredeten. Dem ist vielleicht Rechnung zu tragen bei der Betrachtung »verwandtschaftlicher« Beziehungen zwischen Guiot-Wolframschen Gestalten.
Wolfram trennt scharf von den Templeisen den Einsiedler Trevrizent, der auch einmal »beim Grale« war. Wir haben hier die Zweiteilung der romanischen Minnewelt: die »gläubigen« Ritter und die Vollkommenen. Die Ritter entsprechen den Templeisen. Die »Trevrizente« den Cathari. Ich werde diesem Umstand an gegebenerer Stelle Rechnung zu tragen haben. Die Belissensöhne repräsentieren die dem Catharismus ergebensten romanischen Ritter. Sie hatten von den Grafen Foix die Burg Mont-ségur als Lehen, sie teilten sich in die Tabordomänen und sie stellten die Patriarchen, Diakonen und Minister des ketzerischen »Klerus«. In dem Esclarmondelied und anderen Interpolationen des Huon-Zyklus ist von dem »trésor-Croissant« die Rede. Ich ahne hier Beziehungen zu dem »croissant« in dem Wappen der Mondsöhne. Zu deren Besitz gehörte die Stadt Tarascon, die auch in der Interpolation »Huon und Calisse« erwähnt wird: »Segneurs, celle chité Terrascone a a non.« Vgl. Schäfer S.
7 und 41 ( CLXXXII, 11).
Eine der Graljungfrauen im »Parzival« wird Florie de Lunel genannt. Lunel ist bekanntlich eine südfranzösische Stadt, die ebenfalls ketzerisch war. Die Terra de Labur Klingsors ähnelt der Terre de Lavaur. Orilus von Lalande könnte durchaus in der südlich der Garonne gelegenen Lande beheimatet gewesen sein. Derlei - wohl mehr als lautliche - Anklänge gibt es noch viele ... Über die Namen, die Wolfram den Gedichten Christians von Tr oyes, Hartmanns von der Aue und anderen entnommen hat, vgl. San Marte: Eigennamen in Wolframs Parzival und Titurel.
Zu Arnold von Marveil vgl. besonders Peyrat, aus dessen Civilisation Romane ich auch die Prosaübertragungen von Arnolds Gedichten entnommen habe (Peyrat I S. 100 ff.). Außerdem Vic-Vaissette Bd. VI; Baud-ler S. 39 usw. Arnolds Canzone ist in Mahn (Biographien) S. 18 enthalten und von mir nach Kannegießers Übertragung frei nachgedichtet worden.
39 Fürwahr, du heißest Parzival
40 Achmardi grün trug ihre Hand Und darauf trug sie, was verhieß Der Wünsche Füll' und Paradies:
Parzival 140.
Das war der Gral (vor dem ein Nichts
Der Erdenglanz), der Stein des Lichts. (235)
ZWEITER TEIL: DER GRAL
41 Über Amor und Kupido, über die Farben schwarz und weiß, über Treue und Untreue, vor allem aber über die Steine
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