Kreuzzug gegen den Gral
Hirse und den während der Kreuzzüge aus Asien eingeführten Mais in Überfluß hervor. Olivenöl und Wein flossen in Strömen. Handelsverträge vereinigten die romanischen Küstenstädte mit Genua, Pisa, Florenz, Neapel und Sizilien. In den Häfen von Marseille liefen italienische, griechische, levantinische, maurische und normannische Schiffe ein und aus.
Als Vermittler zwischen Romanien einerseits und den Handelsstädten des Mittelmeerkreises dienten jüdische Makler. Die Juden konnten in Romanien unbelästigt und sogar mit den Bürgern gleichberechtigt leben und arbeiten. Es war ihnen erlaubt, öffentliche Ämter zu bekleiden und an den Hochschulen zu lehren. Der romanische Adel schützte und förderte sie. Die Trencavel von Carcassonne hatten Juden als Finanzminister: Nathan, Samuel und Moses Caravita.
Einige der jüdischen Professoren an romanischen Hochschulen waren im Okzident und Orient berühmt. Von weit her kamen die Studierenden nach Vauvert bei Nîmes, um den Rabbi Abraham zu hören. In Narbonne lehrte Rabbi Calonimo, »Sohn des Großfürsten und Rabbiners Theodor aus dem Hause David«. Diese Dynastie von Rabbinerfürsten nannte sich »Familie der israelitischen Könige von Narbonne« und behauptete, ein Zweig des Hauses David zu sein. Ihre ungeheuren Besitzungen standen unter dem Sonderschutz der Herren von Narbonne.
Ramon-Trencavel war dem Unabhängigkeitsdrang der provençalischen freien Städte vor dem Hochaltar der Magdalenenkirche in Béziers zum Opfer gefallen. Der noch nicht zwanzigjährige carcassonner Infant Ro-ger-Taillefer wollte seinen ermordeten Vater rächen und bat seinen Verwandten, den König Alfons von Aragon, um Beistand. Mit seinen Baronen und katalanischen Hidalgos rückte er gegen Béziers. Nach zweijähriger Verteidigung unterwarf sich die Stadt. Roger-Taillefer verzieh den Mördern seines Vaters.
Eines Tages stachelte ihn ein unzufriedener Baron auf:
»Ihr habt das Blut Eures Vaters verkauft, Monseigneur!«
Der Hieb saß. In einer Nacht, als Béziers' arglose Bürger in tiefem Schlaf lagen, bemächtigten sich auf des jungen Trencavels Geheiß aragonische Truppen der Stadt und machten alle männlichen Einwohner nieder. Nur die Frauen und Juden wurden geschont.
Am anderen Morgen zwangen der Vicomte und sein Bischof namens Bernard, die Töchter und Witwen der hingemordeten Bürger, die arago-nischen Mörder zu ehelichen und hinfort dem Vicomte und dem Bischof einen jährlichen Tribut von drei Pfund Pfeffer zu zahlen.
Ohne die Schuld des jungen Trencavel, der fortan nur milde, duldsam und ritterlich regierte, einschränken zu wollen, muß doch gesagt werden, daß die Schuld vor allen Dingen seine Barone, Bischof Bernard und den König von Aragon traf. Der Adel schürte nur um eigener Vorteile willen die Blutrache des Sohnes. Der Bischof wußte den ungestümen Jüngling nicht zu leiten, und Alfons der Zweite wollte sich mit Beziers eine Etappe zwischen seiner Grafschaft Roussillon und seinen Besitzungen in der Provence sichern, zumal diese Stadt einen vorzüglichen Wachtposten gegen Toulouse und Carcassonne bildete.
Roger-Taillefer begriff das sehr bald. Er wußte aber die Gefahr, die er selbst heraufbeschworen hatte, dadurch zu beseitigen, daß er mit dem Grafen von Toulouse ein Bündnis schloß und ihn um die Hand seiner Tochter Adelaide bat.
Der Hof von Carcassonne war ein Sammelplatz von Poesie und ritterlicher Höfischkeit und zwar zugleich »der keuscheste und graziöseste, denn Adelaide hielt das Szepter«. (Arnold von Marveil.)
Ramon-Roger der Infant von Foix, ein Vetter Roger-Taillefers von Carcassonne, wurde von den Troubadouren »Raimon Drut« genannt, das heißt auf deutsch »Ramon der Verliebte«.
Das Schloß des Grafen Foix stand in dem wilden Tal der Ariege, die aus den Schneebergen Andorras kommt und an den gewaltigen Bergmassiven des Montcalm und des Pic du Saint-Barthelemy vorbei der Garonne zufließt.
Angeblich stand auf dem Burgfelsen von Foix 31 einst ein Heiligtum des iberischen Sonnengottes Abellio. Eine andere Überlieferung läßt die Stadt Foix eine Phokäergründung, ein vaskonisches Phokäa sein. Während der gallischen Kriege war Foix der pal (Hauptort) der Sotia-ten, die im Jahre 76 vor Christi Geburt für Sertorius gegen Pompejus Partei ergriffen und zwanzig Jahre später bei dem vicus Sotiatum (heute der Marktflecken Vicdessos) von Caesars Unterfeldherrn Publius Cras-sus besiegt wurden. Von da an war Foix nur noch eines der vielen
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