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Kreuzzug gegen den Gral

Kreuzzug gegen den Gral

Titel: Kreuzzug gegen den Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otto Rahn
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einen neuen Palästinakreuzzug gekommen. Er beauftragte Foulques von Neuilly-sur-Marne, für diesen heiligen Krieg zu werben. Foulques suchte Richard Löwenherz als ersten Monarchen auf.
    Aber Richard Löwenherz hatte Nein sagen gelernt. Er hatte Griechenland und den Orient gesehen. Saladin war sein Freund geworden. Seine Schwester hatte er dessen Bruder zur Frau geben wollen, um ein christlich-muselmännisches Königreich Jerusalem zu gründen. Mit Frankreichs König hatte er für Rom das Kreuz genommen. Er war der Feind Roms und der unversöhnliche Feind Frankreichs geworden. Von Kreuzzügen wollte er nichts mehr wissen. Da erboste sich Foulques:
    »Sire, im Namen des allmächtigen Gottes gebiete ich Euch, schnellstens Eure drei verderbten Töchter zu verheiraten, wollt Ihr dem Unheil entgehen!«
    »Lügner, ich habe keine einzige Tochter!« rief der König.
    »Drei habt Ihr. Sie heißen Hoffart, Habsucht und Hurerei!«
    »Gut, so gebe ich den Tempelrittern die Hoffart, den Zisterziensermönchen die Habsucht und den Prälaten der römischen Kirche die Hurerei.« 26 Die römische Kurie exkommunizierte den Britenkönig ...
    Längst hatte Bertran seinen Zorn auf Richard, der statt »Ja oder Nein« »Ja und Nein« gesagt hatte, vergessen und begraben. Eine innige Freundschaft verband den Herrn von England und Aquitanien mit dem provengalischen Dichter des Guerra me plai (Krieg ist meine Freude). Bertran war unstreitig der bedeutendste Troubadour Romaniens. Die Wirkung seiner Harfenklänge und Lieder erinnert fast an die Fabeln von antiken Dichtern. Richard Löwenherz befand sich einmal mit seinen Truppen in der Sandwüste des Poitou unweit der Sables d'Olonne. Der Hunger mähte Menschen und Tiere dahin. Kein Brot für die Krieger, kein Gras für die Pferde. Da nahm Bertran seine Harfe und sang ein Lied auf die Prinzessin Laina von Plantagenet, die Schwester Richards und spätere Herzogin von Sachsen. Da sollen die Barone und Reisigen den Hunger und die Kälte vergessen haben und den Sturm, der ihnen vom Ozean her Eiskörner ins Gesicht peitschte.
    Im Jahre 1199 belagerte Richard das Schloß Chaluz seines Vasallen, des Vizegrafen Americ von Limoges. Chaluz barg in seinen Mauern einen Schatz, auf den Richard als Lehnsherr Anspruch erhob. Er wollte mit dem Angenehmen auch das Nützliche verbinden. Americ von Limoges hatte sich auf die Seite Frankreichs geschlagen, und neben dem Goldschatz hoffte der Britenkönig die Bestrafung dieses ungetreuen Vasallen erlangen zu können. Jedoch, als er seinen Stürmern die Stelle zeigte, wo sie das Schloß erklettern sollten, traf ihn ein von einem Bogenschützen geschossener Pfeil mitten in die Brust. Richard fiel zu Tode getroffen in die Arme von Bertran de Born.
    Die Burg wurde von den wütenden Belagerern erklettert, die Besatzung abgewürgt und der geschickte Bogenschütze, der Schloßherr selbst, erschlagen. Der Schatz von Schloß Chaluz diente nur zur Bezahlung des Begräbnisses von Richard Löwenherz.
    Der Dichterkönig und königliche Dichter wurde von allen seinen Vasallen und allen Troubadouren nach Fontevrault (Ebraldsbronn), dem Mausoleum der Plantagenet, geleitet, wo man den ewig Unruhigen zur letzten Ruhe brachte. Richard Löwenherz' Grabsenkung wurde nicht von Gebeten und Weihwasser und kirchlichem Segen begleitet. Er, der König von England, Irland, Anjou, Arles und Cypern, war noch aus der Gemeinschaft der christlichen Kirche ausgestoßen ...
    Alle Harfen von Nord und Süd schluchzten über diesen »Alexander«, »Karl den Großen«, »König Artus«. Jeder trobere sang seinen planh auf Richards Tod. Am bitterlichsten weinte der Reimer Gancelm Faidit, der den Monarchen ins heilige Land begleitet hatte:
    Wie solltet ihr in ferner Zeit
    Den bittern Schmerz, das herbe Leid,
    Die nie ich könnt' verwinden,
    Mir, eurem Urahn, nachempfinden!
    Doch wisset:
    Richard Löwenherz aus Britenland Ist tot! So grausam traf uns Gottes Hand!
    Richard ist tot...!
    Aus dem Planh des Gancelm Faidit 27
    Nur Bertran de Born sang kein Klagelied. Wie er hassen konnte, so konnte er lieben. Sein Schmerz über den verlorenen Freund war zu groß. Diesmal war sogar sein Gesang verstummt. Eines Abends pochte er an die Pforte des Klosters Grammont, die sich für immer hinter ihm schloß. Nur einmal noch begegnen wir Bertran de Born. Dante Alighieri, der große Florentiner, sah ihn in der Hölle. Weil Bertran »Verbundenes getrennt, trägt er dort zur Qual getrennt das Gehirn von dessen Ursprung,

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