Kreuzzug gegen den Gral
Römerkastelle, die die Pyrenäenpässe bewachten und sicherten.
Unter der Westgotenherrschaft (414-507) riefen die katholischen, mit der Herrschaft der arianischen Gotenkönige unzufriedenen Bischöfe den Frankenkönig Chlodwig zu Hilfe. Einen von ihnen, Volusian, der nicht mit Unrecht verdächtigt wurde, den Franken die Tore der Stadt Tours geöffnet zu haben, nahmen die Goten gefangen und brachten ihn in Foix um. Chlodwig ließ nach der Schlacht bei Vougle die sterblichen Reste Volusians sammeln und von dem fränkischen Klerus als Märtyrer und Heiligen ausrufen. Um das Grab Volusians bildete sich ein Kloster, und um das Kloster auf den Trümmern der römischen Siedlung ein Marktflecken, den Karl der Große zu einem mächtigen Stützpunkt gegen die Aquitaner im Norden und die Mauren im Süden ausbauen ließ.
Auf dem Schloßfelsen von Foix hatten einst Barden als Gäste Arcantuas, des Sotiatenhäuptlings, keltische und iberische Heldenlieder zu den Tönen ihrer nach griechischem Vorbild verfertigten Lyren gesungen. Im zwölften Jahrhundert fanden dort die romanischen Troubadoure stets gastfreie Aufnahme, wenn Geldsorgen oder Minnekummer sie bedrückte.
Roger-Bernard der Erste, Graf von Foix (+ 1188) und seine Gattin Cäcilie von Carcassonne hatten vier Kinder: einen Sohn Ramon-Roger (der Ramon Drut der Troubadoure) und drei Töchter, von denen wir nur zwei mit Namen kennen: Cäcilie und Esclarmonde.
Nachdem Ramon-Roger Philipp Augustus von Frankreich und Richard Löwenherz ins heilige Land begleitet hatte, trat er die Erbschaft seines kurz vor Beginn des Kreuzzugs verstorbenen Vaters an. Seine Domänen waren die fruchtbare Ebene, die sich von den Grenzen der Grafschaft Toulouse bis zu den Pyrenäen dehnt, die von Kaskaden durchtosten Schluchten der Ariege, der Hers und das Lasset und die einsamen, nur berggewandten Hirten und behenden Herden zugänglichen Pyrenäenalmen.
Fast alle Vasallen der Grafen von Foix waren »Mondsöhne« 32 oder »Be-lissensöhne«, wie sie sich auch nannten. Sie behaupteten von der Mondgöttin Belissena, der keltiberischen Astarte, abzustammen. Mond, Fisch und Turm, die Symbole der Mondgöttin, des Sonnengottes und der ritterlichen Gewalt trugen sie im Wappen.
Peire-Roger war ein solcher Belissensohn. In Mirepoix (Mirapiscem -Sieh den Fisch) stand seine Burg. Von seinem »Turm« (so hieß seine Burg) konnte er im kristallenen Hersfluß, der dem majestätischen Pic du Saint-Barthelemy entströmt, den »Fisch« huschen und über dem Belena-wald im Osten die »Mondsichel« aufgehen »sehen«. In vorchristlicher Zeit hieß seine Stadt Beli Cartha (Mondstadt). Phönizier, die in den nahen Pyrenäen nach Gold und Silber gruben, sollen sie gegründet haben. Es gab kaum eine Burg in der Grafschaft Foix, die nicht einem Belissen-sohn gehörte. Da waren vor allem die Barone von Verdun, deren Domänen in den Bergestiefen denen über der Erde an Umfang kaum nachstanden und an Schönheit sogar übertrafen. Kilometertief bohren sich die wundervollen Kalkhöhlen von Ornolac und Verdun in die Ariege-berge, die vor siebenhundert Jahren den Herren von Verdun gehörten. Das »Sabarthes« (so genannt nach der Kirche von Sabart, wo die Gottesmutter Karl dem Großen seinen Sieg über die Sarazenen vorausgesagt haben soll) hieß dieser Teil des Ariegetals. Das Sabarthes wurde von zwei den Grafen von Foix gehörenden Städten bewacht: von Tarascon, das lange ein Stützpunkt der Mauren gegen die Truppen Karls des Großen gewesen war, und von Ax, in dessen heißen Quellen bereits phöni-zische Kaufleute, griechische Kolonisten und römische Eindringlinge Genesung von Gebrechen gefunden hatten.
Mit den Herren von Verdun teilten sich die Vasallen des Hauses Foix, die Barone von Lordat, Arnave und Rabat in den Besitz des Sabarthes. Auf mehr denn tausend Meter hohen Felsen thronten ihre Burgen Lordat, Calames und Miramont, wahre Adlernester.
Auf der Nordseite des Saint-Barthelemymassivs, im Olmes (Tal der Ulmen), saßen die Peyrotta und die Perelha auf ihren Burgen Montsegur, Perelha und Rocafissada, eine Burg trutziger als die andere. Ramon von Perelha war mit den Grafen von Foix der Herr von Montsegur.
Von dieser Feste aus sollten geächtete Troubadoure, Damen und Ritter Mit Schrecken einen Kreuzzug gegen sich heranziehen sehen, der hunderttausende ihrer Brüder, die nicht mehr in den noch sicheren Bergen hatten Zuflucht finden können, auf Scheiterhaufen verbrannte und in unterirdische Gefängnisse
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