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Kreuzzug gegen den Gral

Kreuzzug gegen den Gral

Titel: Kreuzzug gegen den Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otto Rahn
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sowohl im Lande der spanischen wie der asiatischen Iberer Goldminen befanden. Die Goldbergwerke der Bebry-ker zogen die Phöniker (um 1200 v. Chr.) und die Phokäer (um 600 v. Chr.) herbei. Die Phöniker hatten zu Beginn des dritten vorchristlichen Jahrtausends wahrend der genannten semitischen Völkerwanderung in Syrien eine neue Heimat gefunden. Ob sie von Tyrus, ihrer wichtigsten Stadt, aus überseeischen Handel mit den Bewohnern der spanischen und französischen Küstenstriche getrieben haben oder ob sie mit den Iberern auf dem Landweg dorthin gelangt sind, ist uns nicht bekannt. Es spricht jedoch vieles dafür, daß sie von Kleinasien aus mit diesen Teilen der Mittelmeerwelt Seehandel trieben und daß sie die reichen Bodenschätze der Pyrenäen zu Schiff nach Syrien schafften.
    Von Herodot wissen wir, daß in Tyrus ein Tempel des »Melkart« (= Stadtkönig) gestanden hat und daß Melkart der phönikische Herakles war, der Schutzgott der Seefahrt und der Kolonien im Westen, am Rande der Welt. Das Alte Testament nennt den Stadtgott von Tyrus den »Baal« (= Herr).
    Baal war ursprünglich jeder Gott, den man an einem bestimmten Ort wohnend und wirkend dachte und dem man zum Unterschied von anderen Göttern ein lokal bedeutsames Attribut gab. So gab es einen Baal-Lebanon, einen Baal-Chermon u. a. Nach und nach wurde der BaalMelkart der Stadt Tyrus der »Herr-Gott« Phönikiens und Kanaans, der »Allherr«, das im Sonnenball verkörperte männliche zeugende Prinzip. Seine Ergänzung (»Gemahlin« sagt die Mythologie) war Astarte, das im Mond verkörperte weibliche, empfangende, gebärende Prinzip.
    Melkart war also ursprünglich der Lokalgott der Stadt Tyrus, der phönikische Herakles.
    Nun nennt eine auf Malta gefundene Inschrift Herakles 51 einen »Ur-führer«. Daß Ahnenkult und Mythologie fast immer aus gemeinsamem Urgrund wachsen, ist bekannt. Wir dürfen deshalb annehmen, daß das Vorbild zum Melkart ein phönikischer Fürst war. Ob dieser HeraklesMelkart sein Volk einst aus dem Kaukasus nach Tyrus, oder von Tyrus weiter nach dem Westen führte, ist nicht festzustellen, aber auch unwesentlich. Wichtig ist nur die Tatsache, daß die Iberer ebenfalls einen
    Herakles-Melkart kannten, der entweder ihr »Urführer« war oder den sie von den tyrischen Kolonisten übernommen hatten.
    Die Höhle von Lombrives, in der sich das legendäre Heraklesgrab befindet, war in Urzeiten eine dem Ilhomber 52 , dem iberischen Herakles geweihte Stätte. Dieser iberische, genauer bebrykische Lokalgott, der auch Bel (= Baal) hieß, wurde unter dem Einfluß der griechischen Kolonisten zu A-bel-lio (= Apollo).
    Phokäa war eine griechische Kolonie im jonischen Küstenland Kleinasiens. Ihre Einwohner, die Phokäer, unternahmen mit den Festlandgriechen, Phokern aus Phokis und Argeiern aus Argos, Handelsfahrten nach Iberien. Es scheint ihnen um das Jahr 600 v. Chr. gelungen zu sein, die Phöniker aus der kolonialen Vormachtstellung zu verdrängen und ihrerseits die Ausbeutung der pyrenäischen Metallbergwerke zu übernehmen. Als Phokäa im Jahre 546 von dem persischen Tyrannen Har-pagos bedrängt wurde, verließen die Phokäer ihre kleinasiatische Heimat und flüchteten auf ihren Schiffen in die Kolonien des Westens, vor allem nach Massilia (Marseille), Portus Veneris (Port-Vendres im Roussillon), Kerberos (Kap Cerbere, an der spanischen Grenze) und dem heutigen Monaco, wo ein Tempel des Herakles Monoikos stand.
    Die Argonautensage ist die griechische Wandersage ursprünglichster Prägung. Sie ist nicht nur die älteste uns übermittelte mythologische Verschmelzung urgriechischer Kolonisation mit hellenischem Ahnenkult - Homer setzt sie als allgemein bekannt voraus -, sie gibt uns auch über die geographischen Vorstellungen des achaischen Griechenlands interessante Aufschlüsse.
    Von Argos aus sollen fünfzehn Urführer auf der fünfzigrudrigen Argo übers Meer gezogen sein, um das Goldene Vlies zu suchen. Herakles, Orpheus, Castor, Pollux und Jason waren die berühmtesten unter ihnen. Nach vielen Irrfahrten und Abenteuern (Kampf mit dem Bebrykerkönig Amykos) gelangten sie nach Kolchis. Hier raubten sie mit Medeas, der Seherin und Zauberin, Hilfe das Goldene Vlies von der heiligen Eiche, in deren Ästen es hing.
    Antike Autoren kannten also neben den kleinasiatischen die pyrenäischen Bebryker und brachten letztere mit der Argonautensage in Verbindung- Welche Bedeutung hatte wohl das Ziel dieses Zuges, das Goldene Vlies?
    Machen wir einen

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