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Kreuzzug

Kreuzzug

Titel: Kreuzzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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Frau Bundeskanzlerin, aber noch sind diese zweihundert Menschen nicht aus dem Tunnel raus«, erinnerte der Staatssekretär des Innern. »Und dann sitzen da auch noch immer fünftausend in den Gipfelstationen. Was die wohl meinen mit ›Vorkehrungen getroffen‹?«
    Er war sich nicht sicher, ob das wirklich gute Nachrichten waren, die da aus dem Zugspitztunnel kamen. Das war für seinen Geschmack alles ein wenig zu glatt gelaufen. Allein die kurze Verhandlung, die Frau Dembrowski mit den Geiselnehmern geführt hatte und die alle im Kanzleramt und im Krisenstab vor Ort über ihre in die Brille eingearbeiteten Kameras live mitverfolgt hatten, war ja ein beinahe freundschaftliches Gespräch gewesen. Und dann dieser Amerikaner, der sich freiwillig als Geisel anbot. Von einer » US -Regierungsorganisation« sollte der sein. Und seine Frau ebenfalls. Von welcher wohl? Der einzige Mensch, der ihm auf den Bildern, die die Dembrowski-Kameras übertragen hatten, noch ganz normal vorgekommen war, war dieser Einheimische, dabei war der schon seltsam genug: ein Vietnamese aus Partenkirchen.
    Nun gut, wenn Islamisten wie Indios aussahen, durften Urbayern auch wie Vietnamesen aussehen. Man lebte eben im Zeitalter der Globalisierung. Keine dreißig Sekunden, nachdem Thien Hung Baumgartner seinen Namen genannt hatte, waren alle Daten, die die Melderegister, der Zoll, Fluggesellschaften und Handyprovider über ihn gespeichert hatten, auf dem Schirm. Der Mann war ein unbescholtener Bürger, der sehr viel in der Welt herumgekommen war. Meistens in Ländern, aus denen keine islamistische Bedrohung kam. Für den Staatssekretär des Innern und für die Spitzenbeamten von BKA und BND war der Mann sauber.
    »Was heißt eigentlich dieses ›Mautinī‹?«, fragte die Kanzlerin in die Runde.
    »Ich hab’s gegoogelt«, gab der Innenstaatssekretär beflissen Auskunft. Ist Arabisch für »Meine Heimat«. Die Nationalhymne des Irak heißt so.
     
    Der Generalinspekteur ließ sich mit Oberstleutnant Bernrieder in Mittenwald und Major Mainhardt am Eibsee verbinden. »Meine Herren, Sie haben es gehört. Wenn das kein Bluff ist, kommen jetzt bald zweihundert traumatisierte Geiseln zu Ihnen. Ich möchte, dass Sie die höchst professionell versorgen, gemeinsam mit der Polizei und den Kriseninterventionskräften. Die Katastrophenschützer sollen ihre Infotelefonnummern doppelt besetzen. Viele der Angehörigen der auf dem Gipfel Eingeschlossenen werden hoffen, dass ihre Leute im Zug saßen. Sie werden alle anrufen. Also sorgen Sie dafür, dass wir einen guten Job machen.«
    Unisono kam ein »Zu Befehl!« aus den Leitungen.
    »Gut. Und jetzt bitte ich Sie, gemeinsam mit den Spezialisten der Zugspitzbahn nachzudenken: Wie wollen die Terroristen entkommen? Und was noch wichtiger ist: Wie können sie das Leben der Menschen auf dem Gipfel gefährden, wenn sie nicht mehr da sind? Ich gehe auch hier nicht davon aus, dass die bluffen. Die haben uns schon gezeigt, was sie können.«
    »Wir haben alle möglichen Fluchtwege mit Jägern des Hochzugs besetzt, beziehungsweise sind gerade im Begriff, dies zu tun. Allerdings bedeutet das, dass wir außer einer Handvoll Männer keine Einsatzkräfte mehr auf dem Gipfel haben, und die bewachen den Verteidigungsminister. Wir haben auch schon alles nach Sprengstoff untersucht. Zumindest alles, an was wir rangekommen sind. Natürlich haben wir nicht die sechs bis acht Meter hohen Schneemassen rund um die Gipfelstation durchwühlt. Das wäre technisch mit fünfhundert Mann auch nicht machbar. Dieser Schnee geht nur weg, wenn er schmilzt.«
    »Sie werden Ihr Bestes gegeben haben. Ich hoffe, das reicht. Und was den BMV angeht: Der bleibt so lange in diesem Schneefernerhaus , bis zu einhundertfünfzig Prozent gesichert ist, dass keine Gefahr mehr besteht. Erst auf meinen persönlichen Befehl – ich wiederhole: ausschließlich auf meinen persönlichen Befehl – wird der BMV aus dem Haus bewegt.«
    Wieder erklang ein zweistimmiges »Zu Befehl!«
    »Und stellen Sie sich darauf ein, dass Sie es mit einem Trupp von überdrehten Koka-Konsumenten zu tun haben, wenn Sie in direkten Kontakt mit denen treten sollten. Aber das weiß Ihr Zugführer Denninger ja bereits.«
    Diesmal sagten die beiden Männer gleichzeitig: »Wie bitte?«
    »Die Indios. Hauptfeldwebel Denninger hat uns gemeldet, dass er bei seiner von mir persönlich angeordneten Kommandoaktion den Bazooka-Schützen erledigt hat. Und dass das ein indigen südamerikanisch

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