Kreuzzug
aussehender Kerl war. Und er hat auf dem Weg zu diesem Einsatz schon einen anderen von der Bande umgelegt, und das war auch ein indigener Südamerikaner. Der hatte sogar seine Kokablätter bei sich.«
Daraufhin sagten die beiden Gebirgsjäger-Offiziere gar nichts mehr. In die Pause hinein funkte der verunsicherte Generalinspekteur: »Hallo? Sind Sie noch da? Oberstleutnant Bernrieder, warum sagen Sie denn nichts?«
»Herr Generalinspekteur, ich muss leider Meldung machen, dass wir diese Informationen aus Berlin nie bekommen haben.«
»Aber … das sollte doch per verschlüsselter Mail an Kapitän Dembrowski …«
»Die steckt seit Stunden im Berg, wie Sie wissen, Herr Generalinspekteur.«
Deutschlands oberster Militär räusperte sich, denn diese Kommunikationspanne war ihm wirklich peinlich. »Wie dem auch sei, es tut ja nichts zur Sache, woher die Leute kommen. Sie sorgen dafür, dass sie nicht verschwinden und dass den Leuten auf dem Gipfel nichts passiert.«
Ein resigniertes doppeltes »Zu Befehl!« wurde nach Berlin übertragen.
Nachdem der Generalinspekteur aus der Leitung war, wechselten Bernrieder und Mainhardt auf die interne Frequenz des Gebirgsjägerstabs.
»Von wegen, tut nichts zur Sache. Natürlich tut es zur Sache, wenn man weiß, ob der Gegner bei einer Bergmission aus den Anden stammt oder aus der Sahara. Alles Sesselfurzer und Nichtskönner!«, schimpfte Major Mainhardt los.
Oberstleutnant Bernrieder wollte sich nicht lange mit Schmähungen der Generalität und des Führungsstabs der Bundeswehr aufhalten. Das wäre reine Zeitverschwendung. Außerdem wusste man nie, wer mithörte. »Sie müssen das dem BKA -Mann vor Ort melden. Er soll die Einreiselisten des Zolls aus dem ganzen letzten Jahr nach einer Gruppe Südamerikaner durchforsten. Und die Mitarbeiterlisten der Zugspitzbahn . Nur so eine Idee. Aber wenn ich Terrorist wäre, würde ich genaue Ortskenntnis erwerben wollen, bevor ich so eine Aktion durchziehe. Die bekomme ich als Arbeiter am ehesten. Und diese Burschen haben exakte Ortskenntnis. Aber vielleicht hat das BKA das alles auch schon gecheckt und lässt uns hier ebenso in Unkenntnis wie unsere Führung.« Diesen Seitenhieb konnte er sich doch nicht verkneifen.
Kapitel hundertfünfzehn
Fliegerhorst Penzing, 14 Uhr 15
D ie mattschwarze Gulfstream G 550 mit der goldlackierten Kennung U- NEX und der Flagge der Kaiman-Inseln am Leitwerk setzte sanft auf der Landebahn des Fliegerhorsts Penzing auf. Sonst tummelten sich hier wesentlich massigere Flugzeuge. Die guten alten Transall -Maschinen des Lufttransportgeschwaders 61 bekamen hier bis zur endgültigen Ausmusterung ihren Gnadensprit.
Der elegante Jet wirkte reichlich deplaziert auf dem von Zweckbauten und Militärbunkern geprägten Flugplatz. Die Maschine folgte dem Follow-Me-Wagen zu einem der mit olivfarbenem Tarnmuster bemalten Hangars und verschwand in dem geräumigen Halboval aus fünffach armiertem Stahlbeton. Während die Turbinen des Jets ausliefen, schloss sich das riesige Rolltor hinter dem schwarzen Luxusflieger.
Die Einstiegsluke öffnete sich. Der Mann, der die in die Klappe eingelassenen Stufen hinabstieg, war schwarz. Komplett schwarz. Um nicht zu sagen: ultraschwarz. Schwarzer Maßanzug, schwarzes Hemd, schwarze Krawatte, schwarze Schuhe waren zu erwarten gewesen. Aber dieser Mann war darüber hinaus von tiefschwarzer Hautfarbe. In seiner rechten Hand hielt er einen schwarzen Attachékoffer aus ballistischem Nylon, der mit einer mattschwarz lackierten Handschelle an sein linkes Handgelenk gekettet war.
Beinahe hätte Dr. Schwablechner laut gelacht. Er hatte den Job in der Presseabteilung des Ministerpräsidenten bekommen, weil er neben Jura auch ein paar Semester Kommunikationswissenschaften studiert hatte. »Corporate Design« war ihm daher kein Fremdwort. Aber man konnte es damit auch übertreiben, fand Schwablechner beim Anblick dieses Mannes.
Insgeheim war er sehr froh, dass niemand diese Begegnung würde bezeugen könnte. In seinem ein wenig zu kleinen Trachtenanzug, den er seit dem Vortag trug – wie immer, wenn sein Chef und er einen Termin in der oberbayerischen Pampa oder auf dem Oktoberfest hatten –, sah er neben dem perfekt gestylten Mann aus dem Businessjet aus wie ein Bergbauer, der sich auf eine Männermodenschau in Florenz verirrt hatte.
Der ultraschwarze Unex -Mann trat mit federnden Schritten auf ihn zu, blieb dann in einem Sicherheitsabstand von zwei Metern vor Schwablechner
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