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Kreuzzug

Kreuzzug

Titel: Kreuzzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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dass die Al-Qaida wir waren …«
    »Machen Sie schon, Mann, das weiß ich alles!«
    »Er hat sich eine Theorie zusammengezimmert, ein Mischmasch, bestehend aus der Mythologie der indigenen Völker, dem Katholizismus und dem Sozialismus. Er will die Ausbeutung seines Landes durch die Europäer seit dem fünfzehnten Jahrhundert rächen. Er will die Europäer bestrafen und davon abhalten, den nächsten Rohstoffschatz einfach mitzunehmen.«
    »Muss ich das verstehen?«
    »Es ist ganz einfach, Chuck. Das Silber, das die Spanier ab dem fünfzehnten Jahrhundert in Massen abgebaut haben, um ihren Wohlstand zu finanzieren, stammt aus dem Berg bei Potosí , wo Pedros Familie herkommt. Er hat sich die ganze Geschichte der Kolonialisierung sehr genau angesehen und nicht nur gelesen, dass beim Silberabbau rund acht Millionen seiner Vorfahren umgekommen sind, sondern dass auch die Holländer, Engländer und Deutschen die Nutznießer dieses Silberklaus waren. Denn während die Spanier den Reichtum vor allem nutzten, um dekadent zu werden, organisierten ihnen die Nordeuropäer den Handel mit Südamerika und investierten das damit verdiente Geld in die Industrialisierung. Deswegen haben die Bolivianer heute Salz, die Spanier Tomaten und die Deutschen Mercedes und Siemens. Das ist so ungefähr die Sichtweise unseres Pedro. Oder Abdullah, wie Sie wollen. Und übrigens sehen das auch die Leute rings um den Salar de Uyuni so. Die lernen das mittlerweile auch von ihrem Staatschef, diesem linken Präsidenten. Pedro hat das nur schon viel früher erkannt und sich wohl seit zehn Jahren auf den Kampf vorbereitet. Wir haben in seiner Hütte auf dem Salzsee versteckte Tagebücher gefunden. Sind gut erhalten. Hier gibt es kein Wasser, es ist absolut trocken. Ein Manifest hat der Mann geschrieben, das eigentlich auch von seinem Präsidenten stammen könnte. Dessen neue Magna Charta, die er gerade zum Gesetz gemacht hat, liest sich ganz ähnlich. Nur, dass es der Präsident auf politischem Weg versucht und Pedro auf dem der Gewalt. Er will die Leute rings um den Salzsee bewaffnen und sie in den Kampf führen.«
    »Kampf gegen Europa? Ist das nicht ein bisschen weit weg? Und nur wegen der alten Silbergeschichte?«
    »Die alte Silbergeschichte hat sich mit Zinn, Kautschuk und Öl fortgesetzt bis weit in unser Jahrhundert. Immer kamen ausländische Unternehmen, kauften die Rohstoffe für ein Butterbrot von den korrupten Regierungen und schafften sie in ihre Länder, wo sie sie veredelten und mit weit höheren Gewinnen weiterverkauften. Also, um ehrlich zu sein, Chuck: Wir haben da auch kräftig mitgemischt. Damit soll jetzt Schluss sein. Denn diesmal geht es um einen Stoff, den die Industrienationen dringend und in gigantischen Mengen benötigen, um ihre Elektronik- und Autoindustrie am Laufen zu halten: Lithium .«
    »Das Zeugs aus den Batterien?«
    »Genau das. Die Hälfte des Weltvorkommens wird in der Salzschicht des Salar de Uyuni vermutet. Das will Pedro für sein Volk. Und dazu braucht er Geld. Und deswegen erpresst er Deutschland.«
    »Aber wenn der Staatspräsident das Gleiche will, dann muss Pedro doch nicht diesen irrsinnigen Kampf führen«, wandte Chuck Bouvier ein. In der nächsten Sekunde wurde ihm klar, welch naive Ansicht er da ausgesprochen hatte. Er korrigierte sich schnell: »Wobei, wer weiß, wie lange es den Präsidenten noch gibt, wenn er uns sein Lithium nicht geben will.«
    »Richtig. Wir beide müssen nicht darüber sprechen, wie lange die Halbwertszeit eines südamerikanischen Präsidenten ist. Durch die neue Magna Charta wurde bisher verhindert, dass ein einziges Gramm Lithium an eine andere Nation verkauft wurde. Weder an die Chinesen noch an die Europäer noch an uns. Für uns ist das eigentlich die beste Ausgangslage. Denn solange kein anderer den Fuß in der Tür hat, sind wir nun mal die nächsten Nachbarn.«
    »Und wir haben diesen neuen Che auch noch ausgebildet …«, murmelte Bouvier.
    »Na ja, Chuck, er ist nicht der erste Revolutionär, den wir ausbilden und der dann aus dem Ruder läuft. Nehmen Sie’s nicht zu schwer.«
    Der Agentenführer musste nicht näher darauf eingehen, dass die Taliban in Afghanistan von den Amerikanern ausgebildet und bewaffnet worden waren, als die Russen in den Achtzigern das Land besetzt hielten. Und das war nur eins von vielen Beispielen für Interventionen der CIA , die sich später als kapitale Fehler erwiesen hatten.
    Die Leichtigkeit allerdings, mit der der Agentenführer am

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