Kreuzzug
miteinander sprechen«, ätzte Major Mainhardt.
Kapitel hundertachtzehn
Bundeskanzleramt, 14 Uhr 34
P eruaner? Islamistische Peruaner? Das ist ja absurd!«, murmelte der Staatssekretär des Innern vor sich hin.
»Die seit Jahrhunderten unterdrückten Völker schlagen zurück. Warum nicht mit der Hilfe einer Religion, die ihnen ein Paradies im Himmel verspricht, wenn sie es auf Erden nicht erreichen?«, philosophierte der Chef der Links-Partei.
»Reicht dazu der Katholizismus nicht aus?«, sagte die Grünen-Chefin.
»Katholizismus kennen die in Südamerika seit fünfhundert Jahren. Ich glaube nicht, dass sie in diese Religion noch viel Vertrauen haben.« Diese Worte kamen von der Kanzlerin.
Ein erstauntes Raunen ging durch die Runde. Von der Vorsitzenden einer C-Partei hätte man dieses Statement nicht erwartet. Auch wenn diese Frau in einem kommunistischen Staat aufgewachsen war.
»Die glauben mehr an Erdgöttinnen und an getrocknete Lamaföten«, konnte der Vorsitzende der Liberalen beitragen. Er hatte kürzlich die Andenstaaten Peru, Bolivien und Chile bereist, um die Kontakte zu diesen rohstoffreichen Ländern zu intensivieren.
»Wie dem auch sei«, beendete die Kanzlerin die Religionsdebatte, »wir haben es offenbar mit peruanischen Staatsangehörigen zu tun. Haben wir den Botschafter schon einbestellt?«
»Der weilt zu Hause auf Heimaturlaub«, konnte der Staatssekretär des Innern berichten.
»Die ganze Welt macht Urlaub«, stöhnte die Kanzlerin, »während ebendiese in die Brüche geht …«
»Aber sein Attaché ist unterwegs«, beschwichtigte der Staatssekretär.
»Gut. Das mit den Peruanern stellt die ganze Aktion natürlich in ein anderes Licht. Ich glaube, die wollen wirklich nur das Geld, beziehungsweise diese Kreditkarte. Wir können also ein bisschen zügiger mit denen umgehen, was meinen Sie, meine Herren?« Damit sprach sie den Generalbundesanwalt und den Generalinspekteur direkt an.
»Es ist nicht ausgeschlossen, dass sie den Gipfel vermint haben«, befürchtete der Generalinspekteur der Bundeswehr. »Ich höre aus Grainau , dass die Peruaner all die schwere Arbeit übernommen haben, die ansonsten niemand gern tut. Die kennen wahrscheinlich jeden Stein und jede Felsnische. Ich wäre vorsichtig.«
»Zum Glück leite ich diesen Einsatz und verantworte ihn auch«, sagte der Generalbundesanwalt. »Ich bin der felsenfesten Überzeugung, dass die Burschen bluffen. Die setzen sich ab, in dem Moment, da sie die Karte haben. Einen Flieger haben sie schon nach Innsbruck bestellt. Damit wollen sie zu irgendeinem der Schurkenstaaten abhauen. Befehl lautet daher: festsetzen und im Notfall liquidieren.« Nach diesen eindeutigen Worten wurde es wieder sehr still im Konferenzraum.
Die Kanzlerin ergriff das Wort. »Ich habe das auch schon mit dem österreichischen Kanzler besprochen. Sollten die Männer bis nach Innsbruck gelangen – was ich für ausgeschlossen halte –, werden sie den Flughafen dort nie verlassen. Die Österreicher haben einen noch größeren Hass auf die Kerle als wir. Die haben ihre Seilbahn in die Luft gesprengt.«
Kapitel hundertneunzehn
Im Zugspitztunnel , 14 Uhr 40
K apitän Dembrowski, Sie bekommen jetzt gleich die Karte geliefert. Wo soll sie hin?«, fragte der Generalinspekteur.
Kerstin Dembrowski stand ein wenig abseits von den anderen, aber immer noch im Blick des Bewachers. »Sie haben ja sicher mitgehört. Die wollen mich per Seil die Wand hinablassen. Dort unten soll ich die Karte entgegennehmen, dann ziehen sie mich wieder rauf.«
»Clever, die Burschen. Auf diese Weise sind sie sicher, dass die kein trojanisches Pferd reinholen.«
»Obwohl sie mich und meine Kleidung noch nicht einmal durchsucht haben. Nicht dass ich Wert darauf lege.«
»Ist doch klar. Die wissen ohnehin, dass Sie verkabelt sind, und nutzen Sie sozusagen als Sprachrohr zu uns. Das mit der halben Milliarde wollen sie offenbar nicht über Internet in die ganze Welt posaunen. Und uns ist diese Geheimhaltung auch ganz recht, ehrlich gesagt. Wie ist Ihre Einschätzung, Kapitän Dembrowski? Stellen diese Leute weiterhin eine Bedrohung für die Menschen auf dem Gipfel dar?«
»Sie haben die Sprengstoffkisten doch auf den Bildschirmen gesehen, nehme ich an.« Zur Sicherheit wandte sie den Kopf noch einmal so, dass die beiden Brillenkameras die Aluminiumboxen der Erpresser erfassten. »Keine Ahnung, was es für den Gipfel bedeutet, wenn sie Sprengsätze an entsprechenden Stellen im Berg
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