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Kreuzzug

Kreuzzug

Titel: Kreuzzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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Zivilisten, aber die machen mir alle nicht den Eindruck, als könnte einer von ihnen mit den Terroristen unter einer Decke stecken. THW - und Rotkreuz-Männer, die machen mit solchen Halunken keine gemeinsame Sache.«
    »Und wenn die Bundeswehr intern …?« Deutschlands oberster Ermittler formulierte die Frage nicht zu Ende. Stattdessen starrte er Deutschlands obersten Soldaten an, der neben ihm saß.
    Der General machte kurz den Eindruck, als wolle er dem Juristen an die Gurgel gehen, aber so ganz sicher war er sich nicht bei all dem Ärger, den ihm die Gebirgsjäger dort unten am Südzipfel der Republik in den letzten Jahren bereitet hatten. Lieber machte er einen konstruktiven Vorschlag: »Wir müssen ausschließen, dass der Gegner über Kommunikationsnetze verfügt, die wir nicht kennen. Ich werde den Wald um den Eibsee herum durchkämmen lassen.«
    Der Generalbundesanwalt nickte. Der Generalinspekteur wandte sich seinem Laptop zu und erteilte dem Stab der Gebirgsjäger die entsprechenden Befehle über sein Headset. Denen jetzt mit Konsequenzen für das Fehlverhalten eines Einzelnen zu drohen – und er war sicher, dass die Raupenfahrt genau das war – wäre unangemessen. Die wussten auch so, dass nach Abschluss des Einsatzes Großreinemachen angesagt war.

Kapitel hundertsechsundzwanzig
    Im Zugspitztunnel , 15  Uhr 12
    M ajor Mainhardt rannte, getrieben von dem Wissen über seinen katastrophalen Fehler, als könnte er diesen mit seinem Schweiß und dem Lungenstechen ungeschehen machen, den Berg hinauf. So kam er sogar ein paar Minuten vor der vereinbarten Zeit unter dem Tunnelfenster an.
    Er meldete sich bei Hans-Dieter Schnur im Eibsee-Hotel . Der informierte Berlin, und von dort ging die Nachricht an Kerstin Dembrowski, die sie über ihren In-Ear-Speaker im Tunnel empfing. Sie ging hinüber zu dem mutmaßlichen Anführer der Terroristen, der vor der vorderen Tür des Zugs stand. Es schien ihr, als seien er und die beiden Geiselnehmer, die in den Waggons die Passagiere bewachten, die Letzten der Terrorgruppe im Tunnel. Insgesamt hatte sie zehn Männer gezählt: zwei im Zug, zwei in den MG -Nestern, den mutmaßlichen Anführer und sieben, die vor dem Zug mit diversen Aufgaben beschäftigt gewesen waren; manche hatten Kisten hin- und hergeräumt, einer Barbara und Craig Hargraves bewacht, und einer hatte zusammen mit Thien Baumgartner die Abseilvorrichtung installiert.
    Die meisten dieser Leute waren plötzlich verschwunden. Das MG -Nest vor dem Zug war leer, der Bewacher der Amerikaner wie auch der offenbar kletterzeugerfahrene Mann bei Thien Baumgartner waren weg; sie waren wahrscheinlich durch den engen Spalt in der Felswand neben den Gleisen ins Innere des Bergs geklettert. Die Terroristen mussten sich sehr sicher sein, bald die erhoffte Beute in Händen zu halten.
    Kerstin Dembrowski überlegte und wog ihre Chancen ab. Zwar hatte sie eine Nahkampfausbildung absolviert, solange die beiden Terroristen im Zug aber ihre Waffen auf zweihundert unschuldige Menschen gerichtet hielten, war ein Angriff auf ihren Anführer zu riskant.
    Und tatsächlich rief der Mann auf Englisch, sodass sie es auf alle Fälle verstehen konnte, den Befehl in den Zug, die Geiseln zu erschießen, wenn er in exakt sechzig Sekunden nicht wieder an Ort und Stelle wäre. Dann ging er zum Tunnelfenster.
    Ein weiteres Mal nutzte er die Gelegenheit, sie zu betatschen, als er die an ihrem Klettergurt befestigte Seilbremse in das Seil einhängte. Sie ließ das Gefummel erneut über sich ergehen. Durch die wattierten Klamotten gelangte kaum ein Reiz bis zu ihrer Haut, und sie konnte sich auch nicht vorstellen, dass der Mann irgendwelche Details ihres Körpers ertasten konnte.
    Dann hielt er ihr das Seil hin. Offenbar ging er davon aus, dass sie wusste, wie die Seilbremse funktionierte, durch die sie das Seil erst einmal fädeln musste. Mit der elektrischen Winsch, die zwei Meter vor der Kante des Felsenfensters im Gestein verankert worden war, würde man sie wieder nach oben ziehen.
    Die Geiseln würden sie auf andere Weise hinunterlassen müssen, ging es Kerstin Dembrowski durch den Kopf, während sie die Vorrichtung noch einmal prüfte.
    Dann seilte sie sich die höchste Wand ab, die sie jemals in einem Rutsch bewältigt hatte. Da sie fast senkrecht abfiel, war das technisch kein Problem. Doch auch für Kapitän Dembrowski, die sich während ihrer Ausbildung von Hubschraubern abgeseilt hatte, bedurfte es einer gehörigen Portion

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