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Kreuzzug

Kreuzzug

Titel: Kreuzzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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wurden gerade das dritte Mal ausgetauscht. Thien beobachtete ihre Gestik und Körperhaltung genau. Er wollte herausfinden, ob diese dritte Schicht der Bewacher den Bewacherjob zum ersten Mal machte oder ob die Männer schon einmal dran gewesen waren. Bei Neulingen erhöhte sich die Chance, dass man sie verwirren konnte, vielleicht um ein winziges Maß. Thien und mit ihm die anderen Gefangenen brauchten jedes noch so winzige Quentchen einer noch so dünnen Chance.
    Der Plan war mit seinem amerikanischen Freund Craig abgestimmt. In einem günstigen Augenblick während der Aktion, die um neun Uhr stattfinden sollte, würde Thien versuchen, die Aufpasser im Zug zu überwältigen, während Craig aus dem Waggon springen und nach hinten in Richtung MG -Nest sprinten würde, um den MG -Schützen auszuschalten und die MG -Mündung nach vorn auf den Zug zu richten. Thien würde mit der Maschinenpistole eines der Bewacher hoffentlich dafür sorgen können, dass die Terroristen von den Waggons wegblieben. Vielleicht würde er so zumindest die Hälfte der Geiseln unter seine Obhut bringen. Diejenigen, die mit ihm im hinteren Wagen saßen, den es dann zu verteidigen galt.
    Ein weiterer Kämpfer musste unter den Passagieren gefunden werden, der die MPi des anderen Bewachers handhaben konnte.
    Sie konnten damit eine Pattsituation im Tunnel herstellen. Im besten Falle. Und da die Terroristen Ziele verfolgten, für die sie eine möglichst große Anzahl an Geiseln in ihrer Gewalt haben mussten, würden sie verhandeln. Was dann geschah, konnte niemand vorhersehen.
    Das war ein sehr wackeliger Plan, der mit sehr vielen Unwägbarkeiten gespickt war. Unerträglich vielen Unwägbarkeiten. Zudem war es ein Plan, der nur einen Teil der Geiseln einschloss, und selbst die waren damit noch immer nicht in Freiheit. Denn wie es hier rausging – wenn überhaupt –, wussten nur die Geiselnehmer. Das war Thien klar. Und es war ihm auch klar, dass Craig das ebenfalls wusste. Zwischen ihnen hatte sich eine Kommunikation entwickelt, die über das Geblinzel über zwei Sitzreihen hinweg hinausging.
    Sie konnten mittlerweile beinahe alles mit Blicken ausdrücken und besprechen. Thien war davon überzeugt, dass sie beide entschlossen waren, lieber in einer Katastrophe unterzugehen, als sich einzeln abschlachten und damit als Druckmittel gegen die freie Welt benutzen zu lassen. Und wenn es schiefging und sie dabei starben, würden sie wenigstens drei oder vier der Geiselnehmer mit sich nehmen. Das war Thien sich selbst schuldig. Als Opfer würde er nicht aus dieser Sache gehen.
    Opfer war er einmal im Leben gewesen. Das hatte vollkommen gereicht.

Kapitel neunundsechzig
    Kammhotel , 6  Uhr 57
    A uf John McFarlands Monitor tauchte der kaum zu erkennende Umriss des zweiten Mannes auf. Er trug Schwarz, keinen Wintertarnanzug, sondern eine dunkle Kampfmontur. Und eine Skimaske. Und er hielt deutlich erkennbar eine MP 7 schussbereit in den Händen.
    Er war etwa fünfundzwanzig Meter vom weiß gekleideten Mann entfernt und verharrte dort, ebenfalls an die Wand gedrückt. An der Stelle, an der er stand, war die Wand weiß genug geblieben, dass sich seine schwarze Montur deutlich von ihr abhob. Zumindest für McFarlands Hightech-Kamera reichte der Kontrast aus.
    McFarland überschlug im Kopf in Sekundenbruchteilen die Möglichkeiten. Gehörten die beiden zusammen und trugen nur unterschiedliche Kampfkleidung? War der Weiße ein Soldat der Bundeswehr? Oder gar einer seiner eigenen Kollegen? Warum aber hatten sie ihm, McFarland, dann nicht gesagt, dass er kommen würde? Also doch ein Killer? Oder war der Schwarze der Killer? War der vielleicht ein Terrorist? Oder ließ sich McFarland von den Farben Schwarz und Weiß täuschen?
    Er kam zu dem Schluss, dass die beiden nicht zusammengehörten. Und dass sie aller Wahrscheinlichkeit nach nichts von ihm wussten und daher nichts von ihm wollten. Er überlegte, warum die beiden wohl hintereinanderher waren. Auf eine logische Erklärung kam er nicht.
    Da klackte es auf dem Schreibtisch, auf dem die Monitore und die andere elektronische Ausrüstung McFarlands standen. Es war die obere Red-Bull-Dose, deren zerknickte Aluminiumhülle sich durch die Umgebungswärme des Monitors verzog. Das brachte die komplette Blechpyramide in Bewegung, die Dosen rollten in allen Richtungen über den Schreibtisch, und die Hälfte von ihnen landete auf dem Betonboden des Zimmers. In der angespannten Stille schepperte es, als wäre ein

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