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Kreuzzug

Kreuzzug

Titel: Kreuzzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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betrunkener Perkussionist in sein Equipment gestürzt.
    McFarland hatte keine Zeit, sich zu Tode zu erschrecken. Vor seiner Zimmertür ratterten die automatischen Waffen los. Von jeder Seite kamen zwei kurze Salven, dann kehrte tödliche Stille ein.
    McFarland beobachtete auf seinem Monitor, wie der Mann in Weiß schließlich als Einziger aufstand. Er musste sich zu Beginn des Schusswechsels blitzschnell auf den Boden geworfen haben. Nur darum hatte er überlebt. Er schob ein neues Magazin in seine Waffe und bewegte sich in Richtung des Zimmers, aus dem das Dosenscheppern gekommen war. Auf seinem Weg dorthin trat er jede Zimmertür rechts und links des Flurs auf und checkte jeden Raum in gebückter Haltung.
    McFarland erkannte an der Ausführung eine profunde Häuserkampfausbildung. Die Leute in den Trainingscamps im Jemen erhielten die nicht, die wurden dort im Nahkampf fit gemacht und vor allem in Sachen Sprengstoff. Die Wahrscheinlichkeit, dass der näher rückende Mann ein Elitesoldat oder sogar Angehöriger einer Spezialeinheit war, schätzte er als größer ein als die, dass es sich um einen der Terroristen handelte. Er würde versuchen, ein Feuergefecht mit dem Mann zu vermeiden. Im Grunde wollte er jedem Kampf mit ihm aus dem Weg gehen. Es wäre unsinnig, würde einer von ihnen den anderen umbringen, wenn sie doch offenbar gegen denselben Feind kämpften.
    Viel Zeit blieb McFarland für seine Überlegungen nicht mehr. Der Mann trat gerade die Tür des Nachbarzimmers ein, ging auf das rechte Knie runter und leuchtete mit dem auf das Gewehr gepflanzten Laserlicht in den Raum. Als er sich sicher war, dass das Zimmer leer war, wandte er sich der letzten Tür des Korridors zu, hinter der sich McFarland befand.
    Der warf eine Decke über seine Elektronik und rief auf Deutsch: »John McFarland, Spezialagent der Vereinigten Staaten von Amerika. Ich will mit Ihnen sprechen.«
    »Markus Denninger. Deutsche Bundeswehr«, schallte es aus dem Nachbarzimmer, in das der Mann sofort zurückgewichen war. »Können Sie sich ausweisen?«
    »Können Sie es?«
    »Nein.«
    »Ich auch nicht. Dann müssen wir uns jetzt gegenseitig umbringen oder einander vertrauen.«
    Der Mann im weißen Tarnanzug trat ganz langsam mit dem Sturmgewehr im Anschlag aus dem Zimmer zurück in den Gang. »Kommen Sie raus!«, rief er gegen McFarlands Zimmertür.
    McFarland nahm seine Maschinenpistole, richtete sie ebenfalls auf die Tür und bewegte sich Millimeter für Millimeter darauf zu.
    Er entriegelte die Tür, schob sie auf. Da stand der weiße Mann an die Wand des Flurs gedrückt. McFarland drückte sich keine zwei Meter vor ihm ebenfalls gegen die verrußte Mauer. Sie konnten den Atem des jeweils anderen spüren, so nah standen sie sich gegenüber. In höchster Anspannung, Mündung gegen Mündung. Ihre Augen fixierten die des jeweils anderen. Dann, langsam, wanderten ihre Blicke nach unten. Ohne den Kopf auch nur eine Nuance zu bewegen, musterten sie sich gegenseitig von oben bis unten.
    »Wir müssen die Gewehre nach unten nehmen«, sagte McFarland nach einer Weile.
    »Ich zähle bis drei«, antwortete Denninger. »Bei eins sichern, bei zwei abnehmen, bei drei entladen.«
    »Okay.«
    »Eins … zwei … drei.«
    Mit parallel ablaufenden Bewegungen und der Genauigkeit von Synchronspringern klickten die beiden Soldaten mit den rechten Daumen die kleinen Sicherungshebel neben den Abzügen um, lösten die Riemen von den Schultern, ließen die Magazine aus den Waffen gleiten und zogen die Verschlüsse nach hinten, um die geladenen Patronen auszuwerfen. Schließlich ruhte jedes Gewehr wie ein Baby in den verschränkten Armen seines Besitzers. Die Läufe zeigten zu den Wänden des Ganges.
    Beide Männer atmeten tief durch.
    »Was machen Sie hier?« Die Frage ertönte wie aus einem Mund.
    »Sie befinden sich auf dem Hoheitsgebiet der Bundesrepublik Deutschland«, erklärte Denninger. »Daher werden Sie mir jetzt als Erster Ihren Auftrag nennen, ansonsten setzte ich Sie unter Arrest.«
    »Irrtum. Wir beide befinden uns auf dem Gebiet der Republik Österreich, eines neutralen Staates«, widersprach McFarland. »Sie haben hier ebenso wenig verloren wie ich, wenn wir ganz ehrlich sind.«
    Markus Denninger schaltete schnell auf Kooperation um: »Andere Frage: Wer ist der Mann dort hinten?«
    »Der, den Sie als deutscher Soldat gerade auf dem Territorium der Republik Österreich erschossen haben?«
    »Den ich in Notwehr erschossen habe. Genau der.«
    »Ich

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