Kreuzzug
Taschen seines Kampfanzugs. Dann trommelte er seine Leute in einem Konferenzraum zusammen.
Kapitel vierundsiebzig
Kammhotel , 8 Uhr 15
E ndlich nahm John McFarlands Führungsoffizier den Anruf auf seinem Mobiltelefon entgegen. Seit einer knappen Stunde hatte McFarland immer und immer wieder versucht, ihn zu erreichen. Die Verbindung über den CIA -eigenen Spionagesatelliten war der abhörsicherste, den der Geheimdienst seinen Mitarbeitern zu bieten hatte, noch sicherer als der verschlüsselte Digitalfunk, über den sich McFarland mit Markus Denninger unterhalten hatte. Der Nachteil war, dass die dicke Antenne des Mobiltelefons, das sich in sonst nichts von einem handelsüblichen Handy unterschied, eine quasi-optische Verbindung zum Satelliten benötigte. Darum hatte McFarland immer wieder den Kopf aus dem Fenster gehalten, durch das er eingestiegen war. Er hatte schon befürchtet, ihm würden die Ohren abfrieren.
»Entschuldigung, dass ich Sie wecke, aber es gibt etwas, was Sie wissen müssen.«
»Von wegen wecken. Bei uns brennt die Luft. Wir haben alles mitbekommen. Sehr populär sind Sie heute, McFarland. Erhalten regen Besuch, nicht wahr?«
»Interessanterweise von einem Indio. Und mein neuer Freund von der Bundeswehr hat dessen Komplizen oben im Berg gekillt. Zwei Fragen …«
»Gut, ich versuche, sie zu beantworten.«
»Erstens: Wer sind die Leute?«
»Negativ. Geheimhaltungsstufe eins.«
»Zweitens: Mein neuer Freund Denninger hat diese Beobachtungen sicher seinen Leuten gemeldet. Was bedeutet das für den Einsatz?«
»Ja, das hat er wahrscheinlich. Wir entschlüsseln gerade seinen letzten Funkspruch. Gar nicht so leicht, seit die Deutschen auch digital funken. Wie dem auch sei, das bedeutet für uns, dass der Einsatz erst beendet ist, wenn sichergestellt ist, dass niemand innerhalb der Bundeswehr oder der deutschen Behörden die Herkunft der Abdullahs ausplaudert.«
»Was immer das auch heißen mag.«
»Machen Sie sich darum keine Sorgen, die mache ich mir. Sonst noch was?«
»Da sind Abdullahs – oder soll ich die ab sofort Montezumas nennen? – auch auf dem Gipfel. Da kam der Indio jedenfalls her. Die haben noch die eine oder andere Überraschung für uns.«
»Um die wird sich die Bundeswehr kümmern müssen. Ihre Unterstützung, McFarland, wird nicht so bald bei Ihnen eintreffen. Wir lassen gerade zwei Agenten, die wir noch zusätzlich in Berchtesgaden requiriert haben, per Ski durch das Reintal zu Ihnen aufsteigen. Aber rechnen Sie mit denen nicht vor Abend.«
»Die gute Nachricht ist, dass der Bazooka-Heckenschütze erledigt ist. Zwar heißt das noch nicht, dass wir fliegen können, aber es ist ein Schritt.«
»Okay, ich gebe die Information weiter. Sie bleiben, wo Sie sind. Die Deutschen haben eine clevere Kommunikationsstrategie aufgestellt, aber wir müssen jetzt abwarten, was um neun passiert, wenn das erste Ultimatum der Abdullahs abläuft.«
»All right, verstanden!« John McFarland drückte den roten Knopf seines Telefons und beendete damit das Gespräch. Dieser Einsatz wurde immer merkwürdiger.
Er ging zurück in sein Hotelzimmer und starrte auf die Monitore. Im Zahnradtunnel tat sich nichts. Wie versteinert saßen die Passagiere im Zug seit fast vierundzwanzig Stunden da. Ab und an stiefelte einer der Terroristen durch das Bild. Diese Jungs waren Musterbeispiele an Disziplin. Niemand nahm seine Maske ab. Niemand benahm sich daneben, wenn man von der Erschießung der einen Geisel absah; aber wahrscheinlich gehörte auch das zu ihrem Plan: Angst und Schrecken verbreiten und jeglichen Widerstand im Keim ersticken. Schließlich hatten sie zweihundert Geiseln unter Kontrolle zu halten, und das mit zehn Mann. Das war ein Verhältnis zwanzig zu eins; da war es sicher ratsam, durch eine eindrucksvolle Tat gleich am Anfang zu demonstrieren, dass man keine Rücksicht auf Verluste nehmen würde – zumindest nicht auf Seiten der Geiseln.
Beim Stichwort »Verluste« fiel McFarland auf, dass die Terroristen ihre beiden toten Komplizen offenbar noch nicht vermissten. Zumindest war keine Hektik ausgebrochen. Vielleicht war das ein Schwachpunkt: die mangelnde Kommunikation zwischen den Gruppenmitgliedern, wenn sie sich auseinanderbewegten.
Wieder einen Schritt weiter, dachte McFarland. Wenn es auch nur ein sehr kleiner Schritt war.
Kapitel sechsundsiebzig
Eibsee-Hotel , 8 Uhr 20
A uch eine Viertelstunde nachdem Kerstin Dembrowski ihre erste Nachricht über die Website
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