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Krieg auf dem Mond

Krieg auf dem Mond

Titel: Krieg auf dem Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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zu analysieren war – ein unsinniges Gefühl, wie von kaltem Wasser und grauem Himmel. Zum erstenmal seit Tagen fühlte ich mich frei von den fiebrigen Phantasien des Deliriums.
    Ich holte vorsichtig Atem und wartete auf den gewohnten Schmerz zwischen meinen Schläfen, das erste Anzeichen von Seekrankheit in meinem Magen. Nichts geschah.
    Ich schlug die Augen auf und sah meinen linken Arm an; er war festgeschnallt, bis zum Handgelenk mit Bandagen umwickelt und mit hängenden Schläuchen wie mit Girlanden geschmückt.
    Ich empfand eine mächtige Erleichterung. Ich hatte einen schlimmen Traum gehabt – einen phantastischen Dialog mit einer kalten Stimme, die mich gefragt hatte …
    In plötzlicher Panik bewegte ich die Finger der Hand, die aus den Bandagen ragte. Sie zuckten, bogen sich unbeholfen. Mit einiger Anstrengung langte ich mit der Rechten hinüber und berührte die glatte Haut der linken Hand. Sie fühlte sich kalt und unnatürlich glasig an – sie war aus kaltem glänzendem Polyon. Ich riß an den Bandagen, schob sie zurück …
    Fünf Zentimeter über dem Handgelenk endete die Attrappe; zwei schimmernde Metallstangen ersetzten die vertraute Form meines Unterarms. Ein tierisches Wimmern kam aus meiner Kehle. Ich ballte unwillkürlich die verlorene Faust – und die künstliche Hand gehorchte.
    Ich fiel zurück. Ich war verstümmelt. Ich versuchte mich aufzusetzen und von den Gurten loszureißen, die mich hielten, erfüllt von wilden Rachegelüsten, aber ich war schwach wie eine halbertränkte junge Katze. Ich lag da, heiser röchelnd, und begann mich mit der Vorstellung vertraut zu machen …
    Nach einer Weile fragte ich auf gut Glück: »Wie lange bin ich schon hier?«
    »Achtzehn Stunden«, sagte die tiefe, monotone Stimme, »zweiundzwanzig Minuten, sechs Sekunden.«
    »Gut«, sagte ich. »So genau wollte ich es nicht wissen. Was ist inzwischen passiert? Ich meine, was machen die Höllenhunde dort oben?«
    Es blieb lange still. Dann: »Die Frage setzt Annahmen voraus, über die keine zuverlässigen Daten vorliegen.«
    »Hat jemand zu graben angefangen? Sind Ausgrabungsarbeiten irgendwelcher Art festgestellt worden?«
    »Negativ.«
    »Kann die Station durch Radar- oder Magnetmessungen geortet werden?«
    »Negativ; die Station ist ortungsneutral.«
    Ich atmete auf. »Was ist das für eine Station? Wer hat sie gebaut? Und wann?«
    »Station zwölf wurde 1926 fertiggestellt. Seit damals wurde sie mehrfach erweitert und verbessert. Sie gehört zu einem Komplex von fünfzig Stationen, die von der Ultimax-Gruppe eingerichtet worden sind.«
    »Was ist die Ultimax-Gruppe?«
    »Eine internationale geschlossene Organisation aus einhundertvierzehn Mitgliedern, die auf der Basis überlegener intellektueller Fähigkeiten, fortgeschrittener wissenschaftlicher Ausbildung und anderer Faktoren ausgewählt sind. Sie wird privat finanziert.«
    »Und welchem Zweck dient sie?«
    »Zur Rettung von Menschen, die auf Grund ihrer Überzeugungen verfolgt werden. Später, als die Stationen eingerichtet wurden, geschah es, um für Katastrophenfälle und Verfolgungen Überlebensmöglichkeiten zu bieten.«
    »Seit wann arbeitet die Gruppe?«
    »Seit zweihunderteinundsiebzig Jahren.«
    »Mein Gott! Wer hat damit angefangen?«
    »Dem Gründungskomitee gehörten Benjamin Franklin, Danilo Moncredi und Cyril St. Claire an.«
    »Und Felix Severance war Mitglied?«
    »Positiv.«
    »Und es gibt andere Stationen. Wie kann ich Verbindung mit ihnen aufnehmen?«
    »Geben Sie die Nummer der Station an, mit der Sie Verbindung aufnehmen möchten.«
    »Welche Station ist Jacksonville, Florida, am nächsten?«
    »Station neunzehn, Talisman, Florida.«
    »Rufen Sie Station Neunzehn.«
    Eine der zuvor leeren Mattscheiben in der Wand mir gegenüber erwachte zum Leben und zeigte mir einen Raum, der in vielen Einzelheiten dem ähnlich war, wo ich mich befand, außer daß die Einrichtung etwas moderner war – der rostfreie Stahl des frühen Atomzeitalters herrschte vor.
    »Ist jemand da?« rief ich.
    Es kam keine Antwort. Ich versuchte es mit einer Reihe anderer Stationen. Keine antwortete. Ich gab enttäuscht und müde auf und schlief wieder ein.
    Ich aß, schlief und wartete. Nach vierzehn Stunden wurde ich von meinem Lager losgeschnallt, und ich hatte Zeit, in meinem Gefängnis herumzugehen und meinen neuen Arm auszuprobieren. Dann und wann lauschte ich nach oben, um festzustellen, was an der Erdoberfläche vor sich ging. Meistens war es still, und nur

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