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Krieg der Drachen - Roman

Krieg der Drachen - Roman

Titel: Krieg der Drachen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael A Stackpole
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dem Gestank, der nach drei Tagen unter glutheißer Sonne über einem von Leichen übersäten Schlachtfeld hing. Wurmwarte entwickelten sehr schnell einen äußerst unempfindlichen Magen, oder sie suchten sich eine andere Beschäftigung.
    »Hoheit, es ist Euch, so hoffe ich, bewusst, dass ich kein Wurmwart bin. Sollte ihm etwas fehlen …«
    Der Prinz nickte. »Ihr meint, weil es nicht stinkt? Magwamp hat sich angewöhnt, eine hiesige Beerensorte zu fressen. Er ernährt sich immer noch hauptsächlich von Fisch und Rind, aber
zum Nachtisch frisst er die Beeren. Sie dämpfen seine Ausdünstungen erheblich.«
    »Magwamp? Ich dachte, der Name Eures Lindwurms sei Gorfinbard? «
    »Das war er, und in den offiziellen Listen ist er es immer noch.« Der Prinz zog den Riegel aus einem der beiden weiten Stalltore und öffnete es. »Der Häuptling der Altashie, das ist eines der Zwielichtvölker, hat mich besucht, und ich habe ihm meinen Lindwurm gezeigt. Er nannte ihn Magwamp oder zumindest klang es für meine Ohren so. Magwamp hat darauf reagiert, und der Name schien ihm zu behagen. Ich habe keine Vorstellung von seiner Bedeutung und bin auch nicht erpicht, es herauszufinden, doch wenn es dem Biest gefällt, benutze ich ihn.«
    Owen packte das andere Tor und zog es auf, dann folgte er dem Prinzen ins schattige Innere. Sie bewegten sich über einen erhöhten hölzernen Laufsteg voller Flecken aus getrocknetem Lehm. Ein hüfthohes Geländer auf der dem Fluss zugewandten Seite verhinderte, dass man durch eine unbedachte Bewegung in die Lindwurmgrube stürzte. Der Prinz stützte sich auf dieses Geländer und deutete mit einer Kopfbewegung hinunter. »Und hier ist er: Magwamp.«
    Voller Bewunderung starrte Owen hinab. Obwohl der Prinz von der Kreatur unter ihnen als einem Drachen gesprochen hatte, war sie genaugenommen ein Lindwurm, da sie keine Flügel besaß und also nicht fliegen konnte. »Er ist ehrfurchtgebietend. «
    Als Mitglied des Hauses Ventnor und später Ihrer Majestät Lindwurmreiter hatte er oft die Würmer aus der Nähe studieren können. Doch auch wenn er viel Zeit auf den Gütern seines Großvaters damit verbracht hatte, sich um die Lindwürmer seines
Oheims zu kümmern, hatte er niemals Gelegenheit bekommen, allein auf einem von ihnen zu reiten. Da er weder von adliger Herkunft noch mit großen Reichtümern gesegnet war, besaß er nicht die Mittel, ein Patent in einer der tatsächlichen Lindwurmkompanien des Regiments zu erwerben. Trotzdem fühlte er sich in der Gesellschaft der riesigen Kreaturen wohler als mancher ihrer Reiter.
    Ohne nachzudenken ließ er sich in die Grube hinunter. Er hielt sich am Rand, wo der Schlamm seicht war, während er sich dem Kopf des Biestes näherte. Der Prinz, der für einen Ausflug in die Grube weit angemessener gekleidet war, folgte ihm. Owen bewegte sich langsam und achtete bei jedem Schritt darauf, nicht auszurutschen – weniger aus Besorgnis um seine Uniform als aus dem Grund, das Tier nicht zu erschrecken.
    Zehn Schritt vor Magwamps Kopf ging er in die Hocke, wobei er die Schöße seines Uniformrocks hob, um sie vor dem Schlamm zu schützen. Er lächelte. Er konnte nicht anders. Von allen Lindwürmern, die er bisher gesehen, war dieser der prächtigste.
    Der Lindwurm war volle vierzig Fuß lang, wenn nicht sogar etwas länger, und von schwarzen Schuppen bedeckt. Zwar war es im schummrigen Licht des Wurmstands schwierig, sich dessen sicher zu sein, doch die Schuppen glänzten etwas heller als die matte Lindwurmhaut im größten Teil des Regiments. Auch die Hörner auf dem Kopf und die Krallen erschienen ihm größer als bei den Lindwürmern des Regiments. Zudem dekorierten goldene und rote Streifen und Punkte die Schuppen und Hörner. Owen hatte eine solche Zeichnung noch nie bei einem lebenden Lindwurm gesehen.
    Magwamp lag mit dem Maul halb in einer Pfütze, aus der ein von Blättern bedeckter Ast irgendeines Busches ragte. Als die
Männer sich näherten, öffnete er ein goldenes Auge. Die große, schmale Pupille verengte sich leicht, und eine durchscheinende Membran hob sich über den goldenen Augapfel. Die Kreatur hob ein wenig den Kopf, und von ihrem Kiefer tropfte dunkles Wasser.
    »Vorsicht, Kapteyn.«
    Obwohl Owen wusste, was ihn erwartete, regte er sich nicht.
    Der Lindwurm ließ seinen keilförmigen Kopf fallen. Eine Woge von Schlamm flog auf, bedeckte Owen von der Taille abwärts und spritzte bis über seinen Kopf.
    Er lachte schallend, und der Lindwurm schnaubte.

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