Krieg der Drachen - Roman
eines Romans und den Autoren verurteilen würdet, der sie erschuf.«
»Ich muss Euch mitteilen, dass ich diese Ansicht ganz und gar nicht teile.« Gisella streichelte seine Wange, dann drehte sie sich fort. Das Feuer badete ihr Haar in goldenen Glanzlichtern. »Ich wurde bei Hofe aufgezogen, mein Lhord, wo ich nicht wohl geduldet war, weil das, was andere anzog, mich langweilte. Doch ebenso wie Ihr war ich bereit, meine Pflicht zu erfüllen. Ich war bereit, hierherzukommen und einen Mann zu heiraten, den ich nicht kannte. Bereit, ihm Kinder zu gebären und darauf zu hoffen, dass er in den Krieg zog oder die Ländereien unter seiner Herrschaft bereiste. Ich war bereit, darauf zu hoffen, dass er ein Mann von Ehrgeiz war, und dieser Ehrgeiz ihn aus meiner Nähe weit entfernen würde. Und eben deshalb hasse ich Ehrgeiz.«
Vladimir grinste. »Prinzessin, ich bin ein ehrgeiziger Mann.«
Sie drehte sich um, und ihre Augen strahlten. »Euer Ehrgeiz ist praktischer Natur. Euer Labor kündet davon. Ihr wollt lernen,
entdecken, wissen. Ihr wollt die Welt verbessern. Ehrgeiz kann selbstsüchtiger Art sein oder selbstloser, und Ihr seid ein Meister der letzteren Art. Aus diesem Grunde allein bereits würde ich Euch mögen, und ich liebe Euch ganz gewiss.«
»Aber ich bin nicht …«
»Nicht was , mein Lhord? Tapfer und gut aussehend wie von Metternin? Lasst mich Euch versichern, dass Ihr das sehr wohl seid. Gut aussehend, ganz gewiss, und tapfer, selbstverständlich. Wer noch auf der Welt reitet einen Lindwurm unter Wasser? Ihr betretet Welten, die kein anderer je gesehen. Es gibt Narren ohne Zahl, die in die Schlacht stürmen und sich tapfer wähnen, weil ihre Gegner nicht zielen können. Die Unfähigkeit ihrer Feinde verwandelt sich irgendwie in ein leuchtendes Zeichen ihrer Gottgefälligkeit.«
Ihre Züge leuchteten auf, während sie vor dem Wassertank auf und ab ging. Selbst Magwamp regte sich und lockerte seine Haltung, ließ den Echsenschwanz aus der Schlinge gleiten. »Soll ich Euch sagen, mein Lhord, warum ich Euch liebe, denn ich liebe Euch, und es ist ohne Bedeutung für mich, falls Ihr diese Liebe nicht erwidert. Zu wissen, dass ich einen Mann gefunden habe, der es wert ist, geliebt zu werden, genügt. Aber wollt Ihr es tatsächlich wissen?«
Vladimir schaute ihr in die Augen und nickte. »Es wäre mir eine Ehre.«
»Ihr seid ein Mann, der die Wirklichkeit annimmt. Ihr gesteht ein, dass Ruhm und Ehre existieren, doch Ihr jagt ihnen nicht nach wie ein Hund dem Fuchs. Ihr seht sie als das, was sie sind. Ruhm ernährt niemanden. Ehre wärmt niemanden in einer Nacht wie dieser. Eine Kugel tötet den Tugendhaften und Tapferen ebenso sicher wie den Lasterhaften und Feigen, und oftmals Seite an Seite in derselben Salve.«
Sie deutete hinter sich zum Haus und zum Labor. »Das Modell, das Ihr hergestellt habt – die Männer, die Ihr ausgesandt habt, es auszukundschaften: Nichts von alledem ist eine Aufgabe für den Generalgouverneur. Eure Verantwortung hätte mit dem Verfassen von Berichten für Launston ein Ende gefunden. Das wäre das gesamte Ausmaß Eurer Pflicht gewesen, wie die Krone sie sieht, doch Ihr sehr darüber hinaus. Ihr seht, was notwendig ist, und führt es aus.«
Gisella lächelte. »Und die Tatsache, mein Lhord, dass Ihr Euren Wurmwart zu Bett geschickt habt, während Ihr hier das Feuer schürt, das gefällt mir. Ich kann mir Euch vorstellen, wie Ihr die Nacht am Bett eines hustenden Kindes wacht, oder …«
»Oder bei einer Gemahlin in den Wehen?«
»Einem dummen Mädchen, das sich davor ängstigt, wie ihr Körper sich verändert?«
Er streckte die Arme aus und legte ihr die Hände auf die Schultern. »Ich in überzeugt, niemand wird Euch jemals als dumm bezeichnen. Und ich würde jeden Mann verprügeln, der es wagen sollte. Ich glaube darüber hinaus, meine Liebe, dass Ihr mit einem solchen Narren gründlich abgerechnet hättet, lange bevor ich die Gelegenheit zum Eingreifen hätte.«
Sie schaute zu ihm hoch. Eine Träne glitzerte ihr im Augenwinkel, aber sie lächelte. »Ich habe meine Daumen dunkelrot trainiert an einer Duellpistole, zur Freude und zum Widerwillen meines Vaters.«
Vladimir wischte die Träne ab und verschmierte ihre Wange. »Prinzessin, mein Mangel an Glaube in Eure Gefühle für mich hat seine Gründe nicht einmal ansatzweise bei Euch. Nein, bitte, lasst es mich erklären.«
Er schmunzelte. Plötzlich füllte ihn die Erinnerung daran, wie sie hinter ihm auf Magwamp
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