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Krieg der Drachen - Roman

Krieg der Drachen - Roman

Titel: Krieg der Drachen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael A Stackpole
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Oheim hatte sich nie damit begnügt, ihm Schmerzen zuzufügen. Er hatte immer darauf geachtet, ihn zusätzlich zu erniedrigen. Owens Gesicht brannte bei der Erinnerung daran, wie oft Richard Ventnor in der Schule erschienen war und ihn gezwungen hatte, auf dem Hof die Hosen herunterzulassen, bevor er ihm für irgendeine imaginäre Verfehlung die Reitpeitsche über Hintern und Oberschenkel zog. Wie sich herausstellte, hatte Richard selbst sich dessen dreißig Jahre zuvor schuldig gemacht, und sein Vater hatte ihn dafür so geprügelt, wie er es mit Owen tat.
    Vermutlich würde die Einladung zum Abendessen keine Tracht Prügel beinhalten. Trotzdem war er bereit, darauf zu wetten, dass Erniedrigung und Beleidigungen auf dem Speiseplan standen. Als er an die Tür der Wohnung klopfte, fragte er sich, warum er überhaupt gekommen war.
    Harlmont, ein verhärmter, faltiger Greis, dessen unterwürfige Haltung ihm eine dauerhafte Verkrümmung des Rückgrats beschert hatte, öffnete. Der Lakai sagte kein Wort der Begrüßung. Er nahm Owens Hut in Empfang und winkte ihn weiter in den Salon.
    Richard Ventnor stand vor einem mittelgroßen Feuer und hielt ein Buch in der Hand. Er klappte es mit einem Knall zu und legte es auf den Kamin. Dann musterte er Owen von Kopf bis Fuß. »Ich fürchte, ich habe Euch gänzlich falsch eingeschätzt.«
    Owen zögerte. »Verzeiht?«
    »Harlmont, zwei Whiskey. Von meinem Besten. Schenkt großzügig ein und beeilt Euch.« Todeskamm ging zu einem
Lehnstuhl vor dem Kamin und bot Owen mit einer Kopfbewegung dessen Gegenstück auf der anderen Seite an. »Ich habe den Bericht des Prinzen gelesen – zwei Mal gelesen sogar. Der Detailreichtum und die Informationen, die Ihr über diese Pasmortes in Erfahrung gebracht habt, haben mich beeindruckt.«
    Owen setzte sich. »Lhord Rivendell hält sie für Spukgeschichten, um Kindern Angst einzujagen.«
    »Rivendell ist zu dumm, bei Sonnenaufgang Osten zu finden. «
    »Er wird Männer in den Tod schicken.«
    Der Herzog nahm das ihm angebotene Whiskeyglas und hob es in Richtung seines Neffen. »Auf Männer, die der Wirklichkeit ins Auge sehen.«
    Owen nahm sein Glas ebenfalls entgegen und trank. »Ich danke Euch.«
    »Ich muss mich bei Euch bedanken. Und entschuldigen.« Todeskamm stellte den Whiskey auf einem Glastisch neben dem Stuhl ab. »Hätte Eure Gemahlin sich nicht so wortgewandt für Euch eingesetzt, ich hätte Euch niemals für diese Aufgabe in Erwägung gezogen. Ich habe absolut nicht mit einem Erfolg gerechnet. Schon gar nicht einem dieser Güte. Ihr habt ihr Vertrauen in Euch gerechtfertigt und meine Augen geöffnet.«
    Owen runzelte die Stirn. »Wusstet Ihr, dass du Malphias hierher unterwegs war, als Ihr mir den Auftrag gabt?«
    »Es gingen Gerüchte, aber er ist erst nach Euch aufgebrochen. Hätte ich geahnt, zu welchen Abscheulichkeiten er fähig ist, ich hätte …« Sein Oheim hob den Kopf. »Nein. Ich wollte sagen, ich hätte es Euch wissen lassen, aber die Wahrheit ist, ich hätte eine andere Wahl getroffen. Ich habe Euch nie als so schlau angesehen, wie Ihr jetzt zu sein bewiesen habt.«
    Owen schauderte. »Geht es Euch gut, Oheim?«

    Der Mann lachte herzhaft. Es war ganz sicher das erste Mal, dass Owen es vernahm. »Das habe ich verdient. Ich habe Euch schlecht behandelt, Owen, aus Gründen, die Euch bekannt sein dürften. Mein Bruder, Euer Stiefvater, ist ein Trinker und notorischer Glücksspieler. Euer Großvater auf mütterlicher Seite, der Earl Federstein, hat Francis eine Menge Geld geliehen. Mehr, als Euer Vater bereit war zurückzuzahlen. Als Euer Vater starb, erwarb Euer Großvater Francis’ Ehe mit Eurer Mutter zur Begleichung seiner Schulden. Ich und mein Vater hatten gehofft, Francis für eine andere, der Familie nutzbringendere Allianz einsetzen zu können. Ich habe meine Verärgerung darüber, dass dies nicht gelungen ist, an Euch ausgelassen. Ich habe mir eingeredet, dass Ihr ein Dummkopf seid und Euer Tod das Beste für alle Beteiligten wäre. Allerdings wäre ein Mord unter meiner Würde.«
    Owen nahm einen kräftigen Schluck Whiskey, damit das Feuer des Alkohols in seiner Kehle ihn daran hinderte, laut zu schreien. Meine Existenz hat seine Pläne durchkreuzt, und das rechtfertigt, wie er mich behandelt hat?
    Todeskamm legte die Fingerspitzen aneinander. »Also habe ich Euch mehrere Dinge zu sagen. Zum Ersten, und das wird bei Eurer Rückkehr nach Norisle verkündet werden, wird die Königin Euch zum Ritter des

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