Krieg der Drachen - Roman
würdet Ihr es mir doch wohl mitteilen?«
Owen nickte, obwohl sich eine Gänsehaut auf seinem Körper ausbreitete. Blitzartig kam ihm der Gedanke, Dr. Frost könnte der Autor sein. Ich würde ihn niemals verraten. »Das versteht sich. Gibt es ein Problem?«
»Das Dokument ist hochverräterisch. Seid vorsichtig. Lasst Rivendell nicht wissen, dass Ihr es gelesen habt.«
»Das werde ich nicht.«
»Noch ein letzter Punkt.«
Owen hob den Kopf. »Ja?«
»Falls Lhord Rivendell das wenige an Verstand, was er besitzt, auch noch verliert und die Expedition in den Untergang führt, glaubt Ihr, Prinz Vladimir wäre befähigt, seine Position zu übernehmen? Wobei ich zugestehe, dass er den Grafen von Metternin als Adjutant benutzen würde. Wärt Ihr in der Lage, in seinem Namen Truppen in der Schlacht zu befehligen?«
»Ja, was den ersten Punkt angeht. Ein eingeschränktes Ja zum zweiten, da die Regimenter von Koronels kommandiert werden. «
Todeskamm setzte ein kaltes Lächeln auf. »Noch besitze ich
die Macht, gewisse Dinge zu tun. Bevor ich aufbreche, werde ich eine versiegelte Order aufsetzen und dem Prinzen übergeben, die Euch provisorisch zum General befördert, sollte es notwendig sein, Rivendell das Kommando zu entziehen. Ich werde den Prinzen in diese Richtung informieren.«
Owen blinzelte. »Seid Ihr Euch sicher, Oheim?«
»Das bin ich. Ihr müsst hier als mein Stellvertreter fungieren, Owen. Ihr müsst Norisle hier vertreten. Falls es uns nicht gelingt, du Malphias aus dem Weg zu räumen, ist unsere Stellung in der Welt in Gefahr. Meine Feinde erkennen das nicht, doch ich sehe es klar und deutlich. Ich weiß, dass es so ist, und ich weiß, wenn es zu einem Rückschlag kommt, werden sie sich feige verkriechen und den Untergang noch beschleunigen, den es zu verhindern gilt. Ihr, Owen Radband, habt mit eigenen Augen das Böse gesehen, das sich Guy du Malphias nennt. Es obliegt Euch, es auszulöschen. Es ist die Pflicht unserer Familie, der Krone damit zu dienen.«
Owen schüttelte den Kopf, um klar denken zu können. Ist das wirklich mein Oheim?
Er wusste, dass hier mehr vorgehen musste, als sichtbar war. Doch bevor er auch nur damit anfangen konnte, es zu enträtseln, setzte der Herzog das Whiskeyglas ab und streckte die Hand aus. »Ich muss gehen.«
Owen erhob sich und schüttelte ihm die Hand. »Aber ich dachte … Abendessen?«
»Eine letzte Täuschung, die Ihr mir verzeihen werdet.« Todeskamm lächelte auf eine seltsame Weise. »Ihr werdet ein Diner haben, und das in sehr angenehmer Gesellschaft.«
Er verließ den Salon in Richtung Flur. Owen wollte folgen, doch eine Stimme aus seinem Rücken, aus dem Esszimmer, hielt ihn auf. »Owen?«
Er drehte sich um. Das Herz schlug ihm bis zum Hals. Da stand sie, vollkommen und lächelnd, in einem weißen Kleid, das ihn an den Tag erinnerte, als sie geheiratet hatten. »Katherine!«
Sie flog in seine Arme, und er drückte sie an sich. Sie klammerte sich an ihn, vergrub das Gesicht an seiner Brust, ihr Leib von Schluchzen geschüttelt. Sie fasste seine Jacke mit beiden Händen. Sie wirkte so klein und zerbrechlich. Er konnte nichts tun, als sie zu halten und ihr übers Haar zu streichen.
»Schsch, Liebste, alles wird gut.«
Sie legte sich in seinen Armen zurück und schaute zu ihm hoch, die Wangen nass vor Tränen. »Ich dachte, ich hätte dich verloren.«
»Aber nein, mein Schatz, nein.«
»Owen, ich habe dich fortgeschickt, und als du verletzt wurdest, als du fast gestorben bist, war es meine Schuld. Ich hatte meinen Gatten, meinen Liebsten verletzt!«
»Still. Es geht mir gut.«
»Du weißt es nicht, Owen. Ohne die Freundlichkeit deines Oheims Richard hätte ich es nicht überlebt.« Sie streichelte sein Gesicht, nahm es in beide Hände. »Das bist wirklich du, nicht wahr?«
Er lächelte und gab ihr einen Kuss auf die Handflächen, erst rechts, dann links. »Du hast mich nicht verloren. Du warst niemals auch nur in Gefahr, mich zu verlieren.«
»Oh, du bist so ein furchtbarer Lügner.« Sie schloss die Augen und legte die Stirn auf seine Brust. »Dein Oheim ist genauso. Für die längste Zeit weigerte er sich, mir zu sagen, wie nahe du dem Tode warst. Aber ich war untröstlich. Owen, ich liebe dich so sehr.«
Er hob ihren Kopf, dann küsste er sie. Sie zerfloss in seinen Armen. Ihre Hände glitten unter seine Jacke und hielten ihn ganz
fest. Sie löste den Kuss, dann küsste sie seine Brust. »Ich fand, es sei an der Zeit, dich wieder in meinen
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