Krieg der Drachen - Roman
violett verfärbter Hand Graf Joachim heran. »Ihr kennt Graf von Metternin.«
»Nur zu gut.« Der Laureat hob den Kopf und ließ die leichte
Andeutung eines Lächelns erkennen. »Falls Ihr es wünscht, könnte ich Eure Hände heilen.«
Vladimir schüttelte den Kopf. »Ich danke Euch, muss jedoch ablehnen. Bis zum heutigen Tage war der Kampf für mich nicht mehr als ein Gedankenspiel. Ich begrüße diese Erinnerung an seine körperliche Seite und möchte sie nicht so schnell vergessen.«
Der Graf schnaufte. »Für einen Kessen ist das der Erwähnung nicht wert.«
»Ihr versteckt Euer Misstrauen ausgezeichnet, Sires.« Du Malphias verschränkte die Hände auf dem Rücken. »Doch zumindest kann ich Euch eine Salbe aus Bärentalg und der Mogiquapflanze anbieten, auf deren medizinische Anwendungsmöglichkeiten Kapteyn Radband mich aufmerksam machte. Sie wird die Schmerzen lindern.«
»Das ist sehr freundlich von Euch.«
»Und ich möchte ausdrücklich festhalten, dass ich mich Kapteyn Radband und seinem Begleiter, Meister Dunsby, ergeben habe. Falls Ihr Meister Dunsby in mein Quartier in der südlichen Befestigung entsendet, kann er von dort meinen Säbel zur formellen Übergabe holen. Ich würde einen meiner Lakaien schicken, doch …« Er warf einen Blick auf einen der zerfallenden Pasmortes und zuckte die Achseln.
Der Prinz nickte dem Rotrock zu. »Geht.«
Dunsby rannte los und kehrte kurz darauf mit du Malphias’ Schwert zurück. Der Laureat lächelte und überreichte es dem Prinzen. »Bitte sehr. Damit ist dem Protokoll Genüge getan.«
Vladimir nahm die Waffe an und reichte sie zurück. »Ich habe Euer Versprechen guten Betragens?«
»Selbstverständlich.« Du Malphias nahm die Klinge entgegen und stützte sich auf sie wie auf einen Gehstock. »Ich bin des Krieges durchaus müde.«
Nun endlich schob sich Lhord Rivendell durch die Soldaten, die den Laureaten umringten. Der norillische Kommandeur war über die Wand gekommen, nachdem der Kampflärm verklungen war, und nur der blutige Schlamm an den Stiefeln beeinträchtigte seine Erscheinung. Er zog sein eigenes Schwert, dessen goldene Quasten lustig tanzten, und richtete es auf du Malphias.
»Im Namen Ihrer Allerheiligsten und Alleraußerordentlichsten Majestät, der erhabenen Königin Margaret von Norisle, verlange ich, John Lhord Rivendell, Eure bedingungslose Kapitulation und die Eurer Truppen und Besitztümer.« Rivendell sprach die Worte mit hallender, schwerer Stimme, um die Bedeutung des Augenblicks zu unterstreichen. »Euer Schwert, Sire.«
Vladimir hob die Hand. »Er hat sich mir bereits ergeben, mein Lhord, und ich habe es ihm zurückgegeben. Ich habe sein Versprechen guten Betragens.«
Rivendells Klinge bebte. »Euer Schwert, Sire.«
»Wie Prinz Vladimir bereits feststellte, habe ich mich ihm ergeben.«
»Aber er ist kein Militär. Er ist nicht autorisiert, Eure Kapitulation entgegenzunehmen!« Speichel zeigte sich in seinen Mundwinkeln. »Zum dritten und letzten Male, Sire: Euer Schwert!«
Du Malphias betrachtete Rivendell mit einem Blick, der Stahl hätte fräsen können, dann drehte er sich um und reichte sein Schwert Kapteyn Radband. »Ich ergebe mich.«
Owen nahm die Waffe an und reichte sie zurück.
Graf von Metternin schob Rivendells Klinge beiseite und trat vor. »Ich schlage vor, die Männer kümmern sich nun um ihre Verwundeten und den letzten Trost für die Gefallenen.«
Sein in ruhigem, aber festem Ton vorgetragener Vorschlag
klang für alle Anwesenden mit Ausnahme Lhord Rivendells wie ein Befehl. Die Männer zogen ab und formten Trupps. Viele Mystrianer verließen die Festung auf demselben Weg, auf dem sie sie betreten hatten, um zum Ausheben der Gräber ihre Schaufeln und Pickäxte zu holen. Sie zogen stolz, mit hoch erhobenem Haupt ab, und immer wieder wurde ein »Nach oben!« mit Jubel quittiert.
Koronel Langford, als unterwürfig-treuer Amanuensis Lhord Rivendells, folgte seinem Herrn dichtauf und machte sich ständig Notizen. Von Metternin fand zu Rivendells Missfallen einen Ryngen aus der Valmontregion nahe der kessischen Grenze, der des Lesens und Schreibens kundig war, und setzte ihn ein, seine Erinnerungen festzuhalten. Dabei folgte er Rivendell auf dem Fuße, was diesen zur Weißglut trieb.
Vladimir wollte seine Gedanken ebenfalls niederschreiben, musste sich dazu jedoch wegen des Zustandes seiner Hände der Dienste eines Sekretärs bedienen. Seine Entscheidung fiel auf Caleb Frost, der an Bord der Korvette
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