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Krieg der Drachen - Roman

Krieg der Drachen - Roman

Titel: Krieg der Drachen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael A Stackpole
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eingeführt worden sein. Niemand hier hätte sie herstellen können.
    Westlich des Kirchenbaus lag das Regierungshaus. Wie die Kathedrale war es eine kleinere Version des norillischen Gegenstücks. Bei seiner Errichtung hatte man außer für das Fundament keinen Stein verschwendet. Der Rest war aus einheimischem Holz konstruiert. Das drei Stockwerke hohe Gebäude war in die Breite statt in die Tiefe gebaut. Es nahm die komplette Westseite des Platzes in Beschlag und besaß drei separate Eingänge: je einen für beide Flügel und einen breiteren Haupteingang, auf den Owens Begleiter nun zuhielt.
    Koronel Langford wartete ungeduldig im Foyer, einem relativ engen Raum mit knirschenden Dielen und hohen Fenstern. Er schickte den Soldaten mit einem Knurren davon, dann zog er Owen in eine dunkle Ecke.
    »Was habt Ihr dem Prinzen gestern erzählt?«
    Owen hielt sich gerade und musterte sein Gegenüber von oben herab. »Ich habe nicht den Eindruck, Sire, dass der Prinz Wert darauf legte, den Inhalt unseres Gespräches mit Euch zu teilen, zumal es sich nur geringfügig um Euch drehte.«
    »Das ist ein Befehl, Kapteyn.«
    »Wir sprachen über meinen Auftrag.« Owen breitete die Hände aus. »Danach lud der Prinz mich ein, einen Blick auf seinen Lindwurm zu werfen, was ich tat. Anschließend kehrte ich nach Port Maßvoll zurück.«
    »Ihr habt nicht über mich geredet?«
    »Abgesehen von der Bemerkung, dass ich mich nach meiner Ankunft bei Euch gemeldet hatte, nein, Sire.«
    Langford schürzte die Lippen. »Gut. Die Sache ist die: Gelegentlich setzt der Prinz sich in den Kopf, dass seine Position als
Generalgouverneur der Kolonien Ihrer Majestät von ihm mehr verlangt, als seine entsetzlichen tharyngenartigen Forschungen zu betreiben. Und das ist eine dieser Gelegenheiten. Er will über Eure Expedition reden.«
    Owen nickte.
    »Eure Anwesenheit ist erforderlich. Ihr werdet alle Fragen, die der Prinz Euch möglicherweise stellt, nur beantworten, soweit ich Euch die Erlaubnis dazu erteile. Habt Ihr verstanden?«
    »Meine Pflicht Ihrer Majestät gegenüber …«
    Langfords Miene verdüsterte sich. Er stieß mit dem ausgestreckten Zeigefinger in Owens Richtung. »Eure Pflicht, Sire, ist abhängig von meiner Unterstützung. Ihr werdet den ganzen Sommer über hier sein, vielleicht noch länger. Ihr werdet meine Hilfe benötigen. Wenn Ihr wisst, was gut für Euch ist, werdet Ihr tun, was ich Euch sage. Ihr seid weit, sehr weit von Norisle entfernt, Kapteyn. Hier kann so manches geschehen.«
    »Soll ich das als Drohung betrachten, Koronel?«
    »Ich werde Eure Intelligenz nicht beleidigen, Kapteyn. Euer Erfolg oder Misserfolg ist ganz und gar von meiner Laune abhängig. Es wäre unklug von Euch, es sich mit mir zu verderben.«
    Owen nahm Haltung an und salutierte. »Sehr wohl, Sire.«
    »Sehr schön.« Langford durchquerte das Foyer. Ein uniformierter Lakai mit gepuderter Perücke verbeugte sich und öffnete die Türen zum Versammlungssaal im Herzen des Regierungshauses. Der zentral gelegene Saal erstreckte sich bis zur Rückwand des Gebäudes und war ebenso breit wie tief. Hölzerne Pfeiler teilten ihn in drei Sektionen. Tische und Stühle waren an die Wände gerückt worden, aber auf dem Boden war zu erkennen, wo sie normalerweise für die Parlamentssitzungen standen. Owen vermutete, dass hier die regionale Gesetzgebung tagte, wenn der Prinz nicht anwesend war.

    Jetzt stand ein Thron in der Mitte der Stirnwand, und als sie sich näherten, erkannte Owen den darauf sitzenden Mann kaum wieder. Der Prinz hatte eine ausladende Amtsperücke angelegt, deren Locken vorn wie hinten bis über die Schultern fielen. Seine blaue Jacke und die goldene Hose glänzten hell, ein deutliches Zeichen von Drachenseide. Die Aufschläge der Jacke waren aus leuchtend rotem Lindwurmleder, die Schnallen der dazu passenden Schuhe aus Lindwurmschuppen geschnitzt.
    Koronel Langford blieb vier Schritte vor dem Thron stehen und verneigte sich. Owen, der einen Schritt hinter ihm ging, folgte seinem Beispiel. Danach zog er sich nach rechts zurück und ließ Langford allein.
    Die drei Männer waren keineswegs allein im Saal. Nicht nur waren andere vor ihnen zu einer Audienz erschienen, es folgten ihnen auch noch weitere. Sie nahmen Aufstellung, als zöge sich ein unsichtbarer Läufer durch die Mitte des Saales, auf den sie nicht zu treten wagten. Die meisten erinnerten ihn an Dr. Frost: gut gekleidet in modischen Sachen aus grober Wolle und Leinen. Die Farbe der

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