Krieg der Drachen - Roman
falsch es ist. Vielleicht, Meister Buchecker, werdet Ihr Euch, falls sich die Gelegenheit jemals ergibt, entscheiden, an einer Militärexpedition teilzunehmen. Ihr würdet sehr viel über die Menschen, den Krieg und Euch selbst lernen.«
»Ganz recht.« Der Bischof nickte ernst. »Wisst Ihr, Kapteyn, bevor die Mystrianischen Schärler sich nach Auropa einschifften, habe ich sie gesegnet. Ich habe eine gute Predigt gehalten, doch ich wünschte, ich hätte Eure Worte damals schon gehört. Ich hätte sie begleitet. Vielleicht hätte ich ihnen das Rückgrat stärken können, wäre ich dort gewesen, oder zumindest ihr Leiden lindern.«
Bis zu dieser letzten Bemerkung war Owen bereit gewesen, auch den Bischof anzugehen. Doch nun hörte er ehrliche Anteilnahme in seiner Stimme, und so bezähmte er seine Wut.
»Ich glaube, Sire, beide Seiten hätten von dieser Erfahrung profitiert. Anders als Ihr es vielleicht gelesen habt, haben die Mystrianischen Schärler Euch allen Ehre gemacht.«
Der Bischof hob das Glas. »Auf Euer Wohl und Seelenheil.«
Owen trank und wünschte sich das eine deutlich mehr als das andere.
Danach wendete sich das Gespräch von philosophischen mehr lokalen Themen zu, und Owen entschuldigte sich. Der Bischof versprach ihm eine Einladung zum Essen nach seiner Rückkehr. Owen nahm die Einladung im Voraus an und verließ den Hof. Er hatte ernsthaft vor, auf sein Zimmer zurückzukehren, doch als er das dunkle Speisezimmer durchquerte, bemerkte er Bethany, die allein im Vorgarten saß.
Sie schaute auf, als er sich näherte. »Guten Abend, Kapteyn. Möchtet Ihr mir Gesellschaft leisten?«
»Danke.« Er betrachtete seine Hände. »Ich mag mich irren, Fräulein, doch hat Bischof Binsen Euch während des Essens verletzt?«
Bethany stieß einen Seufzer aus. »Er hat schon früher das Wort nach Rivendell verkündet. Während Ihr vom Krieg erzähltet, dankte er Gott, dass Norisle tapfere Männer wie Euch zu seiner Verteidigung hat. Ihr müsst wissen, die meisten Schärler hielten keine großen Stücke auf die Kirche, und nicht alle waren nüchtern, als er ihre Mission segnete.«
»Gehörte Euer Ira auch zu ihnen?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ira besuchte jeden Sonntag die Messe. An der Akademia studierte er für das Priesteramt. Der Bischof hatte angeboten, die Schärler zu begleiten, doch mein Oheim ließ darüber abstimmen. Die Soldaten lehnten es ab und erklärten, Ira sei der einzige Geistliche, den sie bräuchten.«
Nun wurde Owen manches klarer. »Vielen Dank. Und Buchecker, hat er Euch belästigt?«
»Er ist harmlos. Wie ein kleiner Hundewelpe.« Beverly lächelte. »Er ist verzaubert von Lilith, doch wird er sie niemals gewinnen. Bessere Männer als er haben es bereits vergebens versucht.«
»Bessere Männer als Nathaniel Wald?«
»Wald? Ha!« Bethany schüttelte den Kopf. »Der Bischof würde Wald als Hexer verbrennen lassen, käme er auch nur in ihre Nähe. Und Nathaniel würde freudig in die Flammen springen.«
»Ich hatte nicht den Eindruck, dass sie Euch verhasst ist.«
»Ich bin sehr geschickt darin, meine Gefühle zu verbergen, Kapteyn Radband.« Sie legte ihm beide Hände auf den Arm. »Auf Eurer Reise werdet Ihr viele wunderbare und gefährliche Dinge sehen, aber Ihr werdet zu keiner Zeit in größerer Gefahr schweben als heute Abend.«
»Ich verstehe nicht.«
»Ihr wurdet auf Eure Eignung als Liliths Gemahl geprüft.«
Owen hob die linke Hand und klopfte mit dem Daumennagel auf den Ring. »Ich bin bereits verheiratet.«
»Mystria ist die Heimat sehr ehrgeiziger Menschen, Kapteyn. « Ihr Blick wurde düster. »Sie sind überzeugt, dass das Ziel die Mittel heiligt, und es gibt nichts, wovor sie zurückschrecken. «
»Ihr deutet Furchtbares an, Fräulein Frost.«
»Weit mehr noch, als Ihr ahnt, Kapteyn.« Sie drückte seinen Arm. »Ich bitte Euch, seid vorsichtig auf Eurem Weg und erst recht bei Eurer Rückkehr.«
DREIZEHNTES KAPITEL
2. Mai 1763
Haus der Frosts, Port Maßvoll
Mäßigungsbucht, Mystria
O wen stand schon vor Sonnenaufgang auf und machte sich bei Kerzenschein reisefertig. Er zog seine Uniform an, vom Dreispitz mit der blauen Kokarde bis hinab zu den Stiefeln mit polierten Sporen. Er packte seine Reservekleidung, die er Wald gegenüber erwähnt hatte, in den Tornister, rollte seine Decke zusammen und schnürte sie obenauf. Dann legte er den Tornister um, anschließend die Munitionstaschen. Die Pistole schob er in das Holster an seiner rechten
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