Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Krieg der Drachen - Roman

Krieg der Drachen - Roman

Titel: Krieg der Drachen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael A Stackpole
Vom Netzwerk:
Hüfte und schulterte die Muskete, deren Bajonett an der linken Hüfte von einem Gurt hing.
    Sein Morgenritual hatte in der Hauptsache darin bestanden, seine Waffen zu säubern. Die Muskete ragte drei Zoll über seinen Kopf hinaus, wenn er sie mit dem Schaft auf den Boden stellte. Mit dem Bajonett kamen noch einmal anderthalb Fuß hinzu. Der stählerne Lauf allein war zweiundvierzig Zoll lang. Er endete in einer gebogenen Messingmanschette aus zwei Teilen. Der mittlere Teil ließ sich abschrauben und gab dann eine enge Öffnung im Fuß des Laufs und eine Höhlung im größeren Messingteil frei. In diese Höhlung wurde der Feuerstein gelegt und mit dem aufgeschraubten Mittelteil festgeklemmt. Eine Öffnung im Haltekragen gestattete dem Feuerstein, leicht ins Freie zu ragen, so dass er den Daumen darauf legen und den Schwefel auf magische Weise entzünden konnte.
    Die Flinte, die er vom Quartiermeister erhalten hatte, hatte schon bessere Tage gesehen. Er hatte sie gesäubert und den Lauf
ausgewaschen, geputzt und innen wie außen eingefettet; auch den Schaft hatte er geputzt und geölt. Anschließend hatte er alle Schrauben nachgezogen, die er finden konnte, und die fehlenden ersetzt. Und er hatte sich vergewissert, dass der Ladestock auf der Reise sicher an Ort und Stelle blieb, denn ohne ihn konnte er die Waffe nicht laden und sie höchstens als Keule verwenden.
    Die Frosts waren, mit Ausnahme Calebs, früh genug aufgestanden, um ihn zu verabschieden. Madame Frost überreichte ihm einen Laib Brot und etwas Käse, in ein Tuch eingeschlagen. Bethany hatte einen Umschlag mit zwei Federkielen für ihn, für den Fall, dass die Metallfedern brachen oder er sie verlor. Er bedankte sich bei beiden Damen und fühlte, wie es ihm dabei ein wenig den Hals zuzog.
    Die Reaktion überraschte ihn, und er benötigte einen Moment, den Grund zu erkennen. Obwohl sie ihn nicht kannten, hatten sie ihn aufgenommen, ihm zu Essen gegeben, seine Kleidung genäht, seine Wunden versorgt und sich um sein Wohlergehen gesorgt. All das hatten sie aus Pflichtgefühl der Krone gegenüber geleistet. Und weil sie einfach nette Menschen sind.
    Letztendlich hatten sie ihn besser behandelt, als es seine Familie jemals getan hatte, und als sie ihm eine sichere Reise wünschten, wusste er, dass sie es ernst meinten.
    Dr. Frost begleitete ihn bis zum Tor. »Ich habe Eure bedauernswert kurze Gesellschaft genossen, Kapteyn Radband, und ich freue mich bereits auf Eure Rückkehr.«
    »Ihr und Eure Familie wart wunderbare Gastgeber. Ich hoffe nur, ich stellte keine Belastung dar.«
    »Unsinn, Sire, es war uns ein Vergnügen.« Frost zog ein schmales Büchlein aus der Jackentasche. »Ich weiß, Ihr wollt
Euch für die Reise nicht unnötig belasten, doch glaube ich, Ihr werdet dies interessant finden.«
    Der winzige Band war in schwarzem Leder eingebunden und trug in goldenen Lettern den Titel ›DIE BERUFUNG EINES KON-TINENTS‹. Dr. Frost lächelte zurückhaltend. »Es wurde von Samuel Hast verfasst und war die Inspiration für unsere Debatte, ob Mystria als eigene Nation eine bessere Zukunft hätte. Manche Eurer Landsleute würden es als ein verräterisches Werk betrachten, doch ich hoffe, Ihr werdet diesen Eindruck nicht teilen. Meister Hast liebt dieses Land von Herzen, und er träumt davon, was einmal aus ihm werden könnte. Das solltet Ihr verstehen, und ebenso, dass viele Menschen diesen Traum mit ihm teilen.«
    »Ich danke Euch, Meister Doktorus.« Owen ließ das Büchlein in seine Jackentasche gleiten. »Ich erwarte, vor September zurück zu sein. Dann werde ich euch erneut aufsuchen.«
    »Wir bestehen darauf, dass Ihr nach Eurer Rückkehr bei uns Quartier nehmt, Kapteyn. Ich glaube auch, dass Major Forst um diese Zeit nach Norden aufbrechen sollte, daher werde ich arrangieren, dass Ihr Eure Bekanntschaft auffrischen könnt.«
    »Das ist sehr freundlich von Euch.« Owen salutierte kurz. »Bis dahin.«
    Er machte sich schnellen Schritts auf den Weg die Großzügigkeitsstraße hinab, um Wald bei Sonnenaufgang am Westtor zu treffen. Hier in den Außenbezirken der Stadt, wo die Wohlhabenden ihre prächtigen Häuser errichtet hatten, regte sich so früh auf den breiten Straßen nichts. Vom Hafen drangen die Geräusche der erwachenden Stadt herauf und hallten durch die Gassen.
    Der Morgen war frisch, doch die Sonne würde die Kälte der Nacht schnell vertreiben. Noch jedoch erleichterte die Kühle
das Marschieren, und unwillkürlich trat ein Lächeln auf Owens

Weitere Kostenlose Bücher