Krieg der Drachen - Roman

Titel: Krieg der Drachen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael A Stackpole

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nötig.«
    »Habt Ihr voraus schon Essen verstaut?«
    »Sozusagen.« Der Waldläufer griente. »Heut’ Mittag essen wir mit dem Prinzen.«

VIERZEHNTES KAPITEL
    2. Mai 1763
Mäßigungsbucht, Mystria



    N achdem sie alle Spuren ihres Frühstückshalts verwischt hatten, setzte die Gruppe den Weg in gemächlicherem Tempo fort. Owen hatte immer noch das Gefühl, beobachtet zu werden, erkannte aber auch, dass seine Begleiter ihm die Gelegenheit boten, von ihnen zu lernen. Sie hatten ihn offen gewarnt, die Waffe nicht ungeladen zu lassen, und nun boten sie ihm eine praktische Demonstration, wie man sich im Wald verhielt.
    Owen beobachtete Kamiskwa und bemühte sich, von ihm zu lernen. Der Altashie bewegte sich mit Bedacht. Er zog es vor, Geäst durch Ducken oder Ausweichen zu umgehen, statt
es beiseitezudrücken oder abzuhacken. Hangaufwärts trat er bevorzugt auf Luftwurzeln oder halb im Boden steckende Steinbrocken und tat kleinere Schritte, bei denen er weniger Gefahr lief, auszurutschen oder Geröll zu lockern. Er bewegte sich schnell, aber ohne Eile, ein Unterschied, der sich in einer Flüssigkeit der Bewegung ausdrückte, die ihm etwas Geisterhaftes verlieh.
    Wald hatte Recht. Mit Tagesanbruch hatten Kamiskwas Haut und Haare eine grünliche Tönung angenommen. Er blieb jedoch weiterhin dunkelhäutig, wie Tannennadeln. Einzelne Strähnen seiner Haare waren heller, mehr wie Pflanzenschößlinge. Ob das ein Zeichen von Jugend oder Alter war, wusste Owen nicht zu sagen, denn der Mann wies keine Falten auf, und falls er Narben hatte, hoben die sich nicht vom Rest der Haut ab.
    Was er allerdings besaß, waren Tätowierungen. Es handelte sich um einfache Strichzeichnungen, in der Mehrzahl geometrische Muster sowie ein paar Tiere. Alle waren in Schwarz gehalten. Dadurch zeichneten sie sich wirklich nur im direkten Sonnenlicht ab. Einen Sinn erkannte Owen nicht in ihnen.
    Sie gingen noch eine Stunde weiter, wobei sie gelegentlich anhielten, um an Bachläufen Feldflaschen und Wasserschläuche zu füllen oder auch nur zu lauschen. Auch wenn Owen jeden ausgelacht hätte, der etwas Derartiges behauptet hätte, klang Mystria anders als Norisle. Das Vogelgezwitscher und das Surren der Insekten war zum größten Teil verlockend ähnlich dem, was er von daheim kannte, doch da war eben auch ein Teil, der sich davon gewaltig unterschied, und das wirkte ausgesprochen verstörend.
    Der Schrei eines Falken hallte, und ein Schwarm Spatzen um einen Brombeerbusch flog auf. Owen suchte den Himmel nach
dem Greifvogel ab, und als er ihn nicht im Flug entdeckte, erwartete er, ihn auf einem hohen Ast zu finden, wo er stolz der Welt seine Existenz verkündete. Der einzige Vogel, den er entdeckte, war jedoch braun gefiedert, von der doppelten Größe eines Sperlings und ähnlich unauffällig gemustert. Er landete unter dem Beerenstrauch und zupfte die Früchte von den unteren Zweigen.
    Wald deutete auf ihn. »Das ist ein Lügenfalke. Der Altashie-Name für ihn bedeutet ›Kleiner Vogel mit großer Stimme‹. Man nennt ihn auch Rüpelvogel. Manche Leute nennt man genauso. «
    Owen schüttelte den Kopf. »Wie anders ist dieses Land?«
    Wald zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. War noch nie in Norisle. Hier ist es, wie es ist. Was findet Ihr denn anders?«
    Der Soldat nahm den Hut ab und wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn. »Wir sind seit Sonnenaufgang unterwegs und haben in dieser ganzen Zeit keine Spur von Menschen gesehen.«
    »Das ist ein großes Land, Kapteyn. Zwei, drei Mal so groß wie Norisle. Vielleicht mehr. Und nur halb so viele Menschen. Die meisten an der Küste.«
    Owen nickte. »Und an den Flüssen entlang.«
    »Sehr gut, Kapteyn.« Owen grinste. »Gibt nicht viele Leute, wohin wir unterwegs sind. Ist mir ganz recht so.«
    Kamiskwa knurrte zustimmend.
    Die drei setzten ihren Weg fort, und es dauerte nicht lange, bis Owen ein schweres, rhythmisches Schlagen hörte. Äxte. Kamiskwa wurde langsamer und bog um ein ebenes Stück Land, auf dem drei Männer damit beschäftigt waren, Bäume zu fällen. Zwei legten die Bäume um und hieben die Äste ab, der dritte zog die Stämme mit einen Mauleselgespann durch einen Wald von
Stümpfen zu einem riesigen Holzstapel. Ein paar der Stämme hatten die Männer schon gespalten und daraus ein quadratisches Fundament errichtet, auf dem sie ihr Zelt aufgeschlagen hatten.
    Owen musterte das Gelände der Rodung. Am entfernten Ende des Zelts lief ein kleiner Bach vorbei und