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Krieg der Drachen - Roman

Krieg der Drachen - Roman

Titel: Krieg der Drachen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael A Stackpole
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zu seinem Horst hoch in einem Baumwipfel.
    Owen schwieg aus Angst, den Zauber zu brechen, der ihm erlaubte, all das zu sehen. Wald und Kamiskwa teilten gelegentlich einen stummen Blick und grinsten breit, so zum Beispiel, als sie den Adler sahen. Sie verfügten über eine beträchtliche Erfahrung
in der Wildnis, und trotzdem konnte das Land auch sie noch überraschen.
    Das freute Owen, und gleichzeitig machte es ihm Angst. Um Erfolg zu haben, musste er seinen Vorgesetzten eine Vorstellung von Mystria übermitteln. Doch ihre ganze Haltung, die auf Geburt, Wohlstand und Rang basierte, war eine wirksame Barriere gegen das Verstehen. Sie befanden sich bereits auf dem Gipfel der Gesellschaft, und damit auf dem Gipfel ihrer Welt. Es war ausgeschlossen, dass etwas Größeres oder Großartigeres existierte als das, was sie bereits kannten. Jede Andeutung, es könnte so sein, wäre eine Aufforderung gewesen, an ihrem Weltbild zu zweifeln. Es wäre einfacher gewesen, sie zu überzeugen, dass Lindwürmer fliegen konnten, als ihnen die wahre Natur Mystrias zu vermitteln.
    Am vierten Tag erreichten sie die Großen Fälle. Das Land erhob sich abrupt über dreihundert Fuß, und der Fluss strömte durch eine enge Schlucht über einem gewaltigen Wasserfall. Sie luden kurz vor Mittag die Ausrüstung aus und ruhten sich vor dem Marsch durch den Wald zum Oberlauf des Flusses aus.
    »Sind so ziemlich am Ende der Strecke, die wir fahren können. Hier ruhen wir uns aus, und morgen geht’s zu Fuß weiter.«
    »Sehr gut, Sire.« Owen setzte sich auf einen Fels neben dem großen blauen Becken, in das die Fluten stürzten. Ein leichter Nebel stieg von der Oberfläche auf, und ein heller Regenbogen leuchtete in der Luft. Er zog das Tagebuch aus dem Tornister und fertigte eine schnelle Skizze der Fälle an.
    »Ihr werdet langsam besser, Kapteyn.«
    Er schaute hoch. »Vielen Dank, Meister Wald.«
    »Euer Gekritzel sagt mir nichts, aber die Fälle habt Ihr gut getroffen.« Er hielt das eingepackte Gewehr in beiden Armbeugen über den Schultern und deutete mit dem Schaft nach
oben. »Vor zwei Jahren waren Kamiskwa und ich Anfang Frühling hier. Da oben hatte sich Eis verkeilt, und man konnte alles trocken sehen. Hinter dem Wasser ist eine Höhle. Sah aus, als hätte ein Geopahr oder zwei da seinen Bau gehabt über die Jahre.«
    Owen warf einen Blick zu seiner Muskete, die er an einen Baum gelehnt hatte. »Alleine würde ich nicht überleben, oder?«
    »Nee. Aber das hier ist eher Bärenland. Finden beide keinen rechten Geschmack an Menschen. Ein Axtvogel wohl. Der würde blitzschnell zuschlagen.«
    Owen blätterte ans Ende des Buches und faltete Prinz Vladimirs Liste auf. »Ah ja. Axtvogel steht auf der Liste. Ist das nur eine Legende?«
    Wald schüttelte den Kopf. »Die gibt es, aber weiter südlich und auf der anderen Seite der Berge. In einem milden Winter, wenn der Schnee auf den Pässen früh abtaut, kommen ein paar hier rüber. Gab’s schon länger nicht mehr. Der Prinz wird weiter warten müssen.«
    Der Soldat fuhr mit dem Finger die Liste hinab. »Riesenfaultier? Mammut? Wollnashorn?«
    »Im Süden. Feenlee und Elfenbeinberge. Vielleicht Neuland und Felling. Elfenbeinberge haben ihren Namen von den Mammuts. Könnte sein, dass wir eines von den Wollnashörnern sehen, die er will, aber ohne einen Blattschuss von einer Kanone werden wir ihm keines mitbringen können.«
    Kamiskwa machte eine Bemerkung in seiner Muttersprache.
    »Stimmt, wir bräuchten auch ein viel größeres Kanu und einen größeren Fluss.« Nathaniel ging zu ihm hinüber, schwang sein Gewehr auf den Rücken und hob das Boot gemeinsam mit Kamiskwa auf. Sie machten sich über einen ausgetretenen Weg durch den Wald auf.

    Owen sammelte seine Sachen ein, einschließlich der Paddel, und folgte ihnen. Wie Wald das Gewehr, so hängte er sich die Muskete auf den Rücken. Da es so eine Weile brauchte, sie wieder in Anschlag zu bringen, zog er die Pistole aus dem Tornister und behielt sie in der Rechten. Er legte den Daumen nicht auf den Feuerstein, hielt aber die Augen offen.
    Sie suchten sich einen Weg zwischen den Bäumen hindurch und über moosbewachsene Bodenwellen. Fünfhundert Fuß vom Fluss, in der Nähe eines großen aufrechten Felsens, drehten sie das Kanu in einer sandigen Senke auf den Kopf. Wald winkte Owen, ihm die Paddel zu geben, und steckte sie unter das Boot.
    »Lassen wir es einfach hier?«
    »Niemand wird es anrühren.« Nathaniel nickte. »Mystrianer sehen, dass

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