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Krieg der Drachen - Roman

Krieg der Drachen - Roman

Titel: Krieg der Drachen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael A Stackpole
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bösartig gehalten, oder zumindest für verrückt.
    Und für sie ist Habgier gleichbedeutend mit Wahnsinn.
    An jenem ersten Nachmittag, umgeben nur von den Klängen des Windes, des Wassers, der Vögel, Insekten und springenden Fische, erkannte Owen, wie fern Norisle war. Nicht nur in Meilen oder Pfaden, sondern im ganzen Wesen dieses Landes. Mystria war kein Land, das leicht in die Knie zu zwingen war, obwohl der Krieg dazu wohl fähig wäre.
    Und es war sein Auftrag, das Fundament für diesen Krieg zu legen. Er würde seine Pflicht gegenüber der Krone erfüllen, letztlich hatte er keine Wahl. Vermutlich war der Krieg nicht aufzuhalten, erst recht mit du Malphias irgendwo voraus. Doch falls es irgendeine Möglichkeit gab, die Dinge im Rahmen zu halten, einen Weg, Mystria zu retten, wollte er auch danach suchen.
    Hätte er es nicht getan, hätte sein Versagen ihn bis ans Sterbebett verfolgt.

SIEBZEHNTES KAPITEL
    6. Mai 1763
Große Fälle
Gottesgaben, Mystria
     
     
     
    S ie blieben noch vier Tage auf dem Fluss, während sich das Land um sie herum allmählich den Bergen im Westen entgegenhob. In den höheren Lagen erreichten sie mehrmals Stromschnellen, die sie auf dem Landweg umgehen mussten. Sie steuerten das Kanu ans Ufer, luden aus und trugen es um das Weißwasser herum, bevor sie ihre Ausrüstung wieder einluden und weiter flussaufwärts paddelten.
    Die Reise war nicht besonders mühsam. Sie machten sich im Morgengrauen auf den Weg, legten in der Mittagshitze ein paar Stunden Rast ein und setzten den Weg dann bis zur Abenddämmerung fort. Kamiskwa zeigte sich begabt darin, Fische mit der Hand zu fangen – was Nathaniel ›kitzeln‹ nannte –, und am zweiten Tag schoss Nathaniel einen Truthahn. Sie rösteten ihn, räucherten den Rest in einer improvisierten Räucherkammer und dachten gar nicht an eine weitere Jagd, bis sie den Vogel vollständig aufgegessen hatten.
    Kamiskwa wusch und rupfte den Truthahn und fand für fast alles eine Verwendung. Die Federn wanderten in den Beutel mit den Lindwurmschuppen. Die Innereien warf er als Fischfutter in den Fluss, und die Knochen ließ er über Nacht liegen, damit die Insekten sie von allen Fleischresten säuberten. Am nächsten Tag sammelte er sie ein. Owen vermutete, dass sein Volk sie zu Knochenmehl zermahlen und als Dünger einsetzen würde.

    Er hatte Kamiskwa bei der Arbeit beobachtet. Der Altashie benutzte das kleinere seiner beiden Messer. Beide hatten einen Hirschhorngriff und eine schwarze, glasartige Steinklinge. Obwohl es nur drei Zoll lang war, hatte das Waidmesser eine dreieckige Klinge mit zwei äußerst scharfen Schneiden. Die Stelle, an der Stein und Hirschhorn aufeinandertrafen, war mit Lederriemen umwickelt, so dass er nicht erkennen konnte, wie sie verbunden waren, aber er tippte auf Magie.
    Er hockte sich neben den Altashie. »Woraus ist Euer Messer gemacht?«
    Kamiskwa schmunzelte, ohne von der Arbeit aufzuschauen. »Euer Prinz nennt es Obsidian. In meiner Sprache heißt es Tschadanak. Das bedeutet ›schneidender Schatten‹. Es wird von weit entfernt eingeführt und ist sehr wertvoll.«
    »Es ist derselbe Stein wie die Klinge an Eurer Kriegskeule?«
    Der Altashie nickte. »Mein Rang gibt mir das Recht darauf.«
    »Richtig, ich entsinne mich. Ihr seid ein Prinz.« In diesem Moment erschien es Owen äußerst merkwürdig, dass ein Adliger ihn, einen einfachen Offizier, und Nathaniel, einen Bürgerlichen, bediente. Ist dieses Land so seltsam, dass die natürliche Ordnung ganz und gar über den Haufen geworfen ist?
    Nathaniel, der damit beschäftigt war, Flusssteine zu einer winzigen Räucherkammer aufzuschichten, lachte laut. »Macht Euch keinen Kopf, Kapteyn Radband. Ein Prinz bei den Shedashie ist nicht dasselbe wie ein Prinz in Norisle.«
    »Und worin unterscheidet es sich?«
    »Nun, die Zwielichtvölker legen großen Wert auf Magie. Je stärker man darin ist, desto besser gefällt es ihnen. Sie wollen, dass starke Männer Kinder mit ihren starken Frauen machen. Bei ihnen gehört das Kind zur Familie der Mutter, aber man teilt miteinander. Wenn ein Krieger einer von Kamiskwas Schwestern
ein Kind machen würde, würde erwartet, dass er den Gefallen erwidert.«
    Kamiskwa nickte. »Das erhält den Frieden zwischen den Stämmen.«
    »Kamiskwa ist kein Prinz, weil sein Vater ein großer Anführer und Häuptling ist, sondern weil er bewiesen hat, dass er starke Zauber wirken kann. Alle zwei, drei Jahre gibt es einen Wettbewerb. Die Sieger sind

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