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Krieg der Drachen - Roman

Krieg der Drachen - Roman

Titel: Krieg der Drachen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael A Stackpole
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es die nur da gibt.«
    »Ich finde kein Messer, sie zu schärfen. Dieser hier ist angenagt. « Er öffnete das Tagebuch. Schriftzeichen und Zeichnungen füllten die Seiten. Der Text wirkte tharyngisch, ergab aber
wenig Sinn. Zudem wurde er im Verlauf der Einträge immer schwerer lesbar. Die Buchstaben wurden zunehmend größer, und die Zeilen neigten sich der Unterkante der Seiten zu. Gelegentlich zogen sie sich von der linken über die Mitte auf die rechte Buchseite.
    »Für mich ergibt das keinen Sinn, aber mir fällt etwas Erstaunliches auf. An keiner Stelle finde ich ein Datum. Andererseits sehe ich all diese schattierten Kreise. Ich vermute, sie stellen den Mond dar. Er wusste nicht, welcher Tag es war, daher zeichnete er jede Nacht die Mondphase ein.« Owen schloss das Buch. »Es ist jedoch eindeutig ryngisch. Schickt du Malphias seine eigenen Kundschafter aus?«
    Nathaniel streckte die Hand aus und brach den Finger ab, um danach den Ring abzuziehen und etwas von der ledrigen Haut wegzuschnippen. »Maden sagen, er ist zwei Tage tot. Haut und Knochen: würde sagen, er ist schon sechs Monate tot. Das ist ’ne Weile, bevor Euer Mann hier ankam.«
    Owen nahm den Ring und hob ihn ins Licht. Es war ein einfacher, in Bronze gegossener Siegelring. Auf der planen Front war ein ›P‹ eingraviert, darunter ›1/3‹. »Erste Kompanie, drittes Bataillon, Phosphor-Regiment. Diese Einheit wurde bei Villerupt vernichtet. Falls er dort war, ist er seit drei Jahren tot. Das ist unmöglich. Er muss früher bei ihr gedient haben und dann zu einem Neuanfang nach Mystria gekommen sein, wo er gestorben ist.«
    Nathaniel nickte. »Ist eine ordentliche Erklärung.«
    Owen stand auf und steckte Journal, Bleistifte und Ring in seine Tasche. »Der Prinz wird sein Tagebuch als interessantes Forschungsobjekt betrachten.«
    Kamiskwa stimmte mit einem Nicken zu, und sie setzten ihren Weg fort. Sie liefen bis nach Sonnenuntergang und schlugen
dann ein kaltes Lager auf. Die Nacht teilten sie in drei Schichten. Kamiskwa erklärte sich bereit, die letzte davon zu übernehmen und sie zu wecken, sobald es Zeit zum Aufbruch war. Nathaniel Wald hielt als erster Wache, so dass für Owen die tiefe Nacht blieb.
    Ohne Feuer hatte er zu wenig Licht, um zu schreiben oder zu lesen. Trotzdem fischte er das Tagebuch des Toten aus seinem Gepäck und verglich die letzte Mondzeichnung mit der aktuellen Phase des Gestirns. Passend zu den Maden deutete auch die Zeichnung darauf hin, dass der letzte Eintrag drei, vielleicht vier Tage zuvor erfolgt war. Abgesehen von der Kopfwunde hatten sie keine deutlichen Verletzungen gesehen, so dass es ein Rätsel blieb, warum genau der Unbekannte ausgerechnet dort gestorben war. Und wie er trotz dieser Kopfwunde dorthin gelangte, war sogar noch mysteriöser.
    Owen war weniger an den Todesumständen des Mannes interessiert als an dem Ort. Der Mann war bis dicht an den Punkt gelangt, an dem der Benjamin schiffbar wurde. Falls er für Guy du Malphias auf Kundschaft gewesen war, hatten sie damit möglicherweise durch puren Zufall die wahrscheinlichste Angriffsroute entdeckt. Ein enormer Glücksfall.
    Der Soldat korrigierte sich. Du Malphias würde die Informationen in dem Tagebuch benötigen, das Owen an sich genommen hatte, um wirklich über den Benjamin anzugreifen. Es empfahl sich anzunehmen, dass der Rynge eine ganze Reihe von Kundschaftern ausgesandt hatte und zumindest ein Teil von ihnen mit Reisetagebüchern, die andere Möglichkeiten des Eindringens in die norillischen Kolonien beschrieben, den Weg zurück zu ihm finden würden. Das Buch in Owens Hand konnte möglicherweise zu du Malphias’ Festung führen, allerdings würde er ohne Zweifel Verteidigungsmaßnahmen für den Fall vorbereitet
haben, dass einer seiner Kundschafter sein Journal verlor oder selbst in Gefangenschaft geriet.
    Die Informationen in diesem Tagebuch sind äußerst wertvoll. Owen entschied, eine Notiz über den Fund zu schreiben und Kamiskwas Vater zu bitten, sie so schnell wie möglich Prinz Vladimir zu überbringen.
    Er schmunzelte. »Immer vorausgesetzt natürlich, ich überlebe und komme dazu, die Notiz zu verfassen.«
     
    Am nächsten Morgen setzten sie ihren Weg fort, allerdings langsamer als zuvor. Owen hielt Ausschau nach Gefahren, konnte sich aber trotzdem nicht der schieren Schönheit der Wälder entziehen. Das grüne Blätterdach leuchtete im Sonnenlicht. Immer wieder brach ein Lichtkegel hindurch, doch die grünen Schatten lösten die

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