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Krieg der Drachen - Roman

Krieg der Drachen - Roman

Titel: Krieg der Drachen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael A Stackpole
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Ränder des Lichts auf und verliehen dem Land einen warmen Glanz. Er folgte den Wildwechseln, die Kamiskwa auswählte, doch bei jedem Blick durch die Bäume lockten zahllose andere Wege.
    An einem Bach hielten sie an, und Owen starrte zu einem schattigen Trampelpfad einen nahen Hang hoch hinüber. Die Blätter bewegten sich so schwach im Wind, um die Schatten wandern zu lassen. Er glaubte, etwas zu sehen, und schob sich langsam näher. Es sah aus wie ein unter einem Baum hockendes Kind. Dann verschwand es. Etwas weiter tauchte ein junges Mädchen auf, dessen Gestalt ihn an seine Frau erinnerte, aber ihre Haut hatte die Farbe einer Shedashie. Und dann winkte ihm noch ein Stück weiter seine Mutter.
    Eine Hand landete auf seiner Schulter, und er zuckte heftig zusammen. Er wirbelte herum. Nathaniel stand neben ihm. Kamiskwa stand sprungbereit am Bach, hundert Schritt entfernt. Das kann nicht sein. Wie kann ich mich so weit entfernt haben?
    Er schaute zu Nathaniel hinüber und bemerkte, dass der Mann sich ein Auge zuhielt. »Was macht Ihr?«
    »Seid Ihr Rechts- oder Linkshänder?«
    »Rechts.«
    »Schließt das linke Auge und schaut nochmal hin.«
    Owen drehte sich wieder um und tat es, obwohl er nicht den geringsten Sinn darin erkennen konnte. Augenblicklich verwandelte sich der so einladend erscheinende Pfad. Noch immer tanzten grüne Lichter darüber, doch nun herrschten harte, schwarze Schatten vor. Die Gestalt, die er für seine Mutter angesehen hatte, verwandelte sich in eine krumme, kantige Figur, ein Alptraum aus verwachsenem Holz. Und dann zerstob sie wie von einem Windstoß zerblasen, einer Bö, die er weder fühlte noch sah, und die nichts anderes bewegte.
    »Was …?«
    »Pikwasahk. Der sich windende Weg.« Nathaniel legte ihm den Arm um die Schulter und steuerte ihn zurück zum Wasser. »Die Zwielichtvölker glauben, dass der Wald lebt. Es gibt Teile von ihm, die sind uralt. Und Wege in ihm, die sind genauso alt. Auf denen leben Dinge. Und sie haben Hunger.«
    »Stimmt das?«
    »Weiß ich nicht.« Wald zuckte die Schultern. »Hab den Ruf auch selbst schon gespürt. Gab Zeiten, da wollte ich in den Wald gehen, einfach nur gehen. Scheint so friedlich, dass man drin eintauchen möchte.«
    »Und was ist diese Sache mit dem Schließen eines Auges?«
    »Eure stärkere Hand ist die praktische Hand, sagen die Shedashie. Und das Auge auf der Seite das praktische Auge. Das andere ist das Seelenauge.«
    »Und wenn man es verschließt, sieht man die Illusionen nicht mehr?«

    »Scheint zu funktionieren.«
    Sie kehrten zu Kamiskwa zurück, aber Owen hatte Mühe, das Gefühl von Frieden abzuschütteln. So viele seiner Bestandteile erkannte er wieder. Das Lächeln seiner Mutter. Katherine, die sich im Nachglanz der Leidenschaft an ihn klammerte. Bethanys Lächeln, selbst die rüde Kameradschaft der Soldaten im Feld. Allesamt Momente, in denen die Welt einfach verblasste, in denen er allein war und doch nicht allein, in der Gewissheit, dass alles gut war mit der Welt.
    Seine Begleiter ließen ihm etwas Zeit, sich zu sammeln. Kamiskwa behielt ihn im Blick, als sie weitergingen, und einmal, als er einen Schritt neben den Pfad setzte, fasste er ihn an der Schulter.
    »Warum geschieht das?«
    Der Altashie schaute sich trotzig um. »Sie wollen Eure Kraft. Ihr besitzt starke Magie. Ihr habt weit entfernt gekämpft und Männer getötet, die sie nie geschmeckt haben. Ihr seid ein süßer Happen für sie. Ein frischer Geschmack. Sie hungern.«
    »Warum haben Sie es nicht auf Euch abgesehen?«
    Er lachte. »Das haben sie, aber mich bekommen sie nicht. Mich nicht, meine Kinder nicht, noch deren Kinder.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Als mein Vater jung war, verirrte sich seine Schwester auf dem sich windenden Weg. Alle hatten Angst. Der Herbst war angebrochen und versprach einen frühen Winter. Die Alten wollten Beute machen, bevor der Winter kam, bevor sie sich zurückzogen.«
    »Zum Winterschlaf?«
    Kamiskwa schüttelte den Kopf. »Um sich zu verstecken. Es gibt auch Dinge, die sie als Beute betrachten. Mein Vater hatte keine Angst. Er betrat den sich windenden Weg. Sie schickten
viele Krieger, um ihn aufzuhalten, doch er besiegte sie alle. Er holte seine Schwester zurück. Und er nahm ihnen das Versprechen ab, für vier Generationen keine Jagd auf uns zu machen.«
    Owens Augen wurden schmal. Er war nicht sicher, ob das, was er gerade gehört hatte, die Wahrheit war oder ein Märchen von der Sorte, wie sie Kundschafter und andere

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