Krieg der Klone 01 - Krieg der Klone
»Bitte verzeihen Sie, dass ich nicht salutiere. Ich trage einen Toten zum Leichenhaus.«
»Dort gehören sie hin«, sagte Keyes und zeigte auf die Leiche. »Wer ist das?«
»Watson, Lieutenant.«
»Ach, er «, sagte Keyes. »Hat aber nicht sehr lange gedauert, was?«
»Er war vielleicht ein wenig zu überschwänglich«, sagte ich.
»Das mag sein«, sagte Keyes. »Wie dem auch sei, Perry, das hier ist Lieutenant Colonel Rybicki, der Kommandant der Zwohundertdreiunddreißigsten.«
»Lieutenant Colonel, verzeihen Sie, dass ich nicht salutieren kann.«
»Ja, wegen der Leiche, ich weiß«, sagte Rybicki. »Mein Junge, ich möchte Ihnen nur gratulieren, dass Sie auf die Doppelschusstechnik gekommen sind. Sie haben viele Menschenleben gerettet und uns viel Zeit erspart. Diese verdammten Consu haben uns die Sache diesmal einen Zacken schwieriger gemacht. Diese individuellen Schilde waren etwas ganz Neues, und damit haben sie uns ziemlich in Schwierigkeiten gebracht. Ich werde Sie zur Beförderung vorschlagen, Gefreiter. Wie finden Sie das?«
»Vielen Dank, Lieutenant Colonel. Aber ich glaube, früher oder später wäre auch jemand anderer darauf gekommen.«
»Das mag sein, aber Sie waren der Erste, und dafür haben Sie sich eine Anerkennung verdient.«
»Ja, Lieutenant Colonel.«
»Wenn wir wieder an Bord der Modesto sind, hoffe ich, dass Sie sich von einem alten Infanteristen einen ausgeben lassen, mein Junge.«
»Das würde mir gefallen, Sir.« Ich sah, wie Alan im Hintergrund grinste.
»Prima. Also dann noch einmal herzlichen Glückwunsch.«
Rybicki zeigte auf Watson. »Und mein Beileid wegen Ihres Freundes.«
»Vielen Dank, Lieutenant Colonel.« Alan salutierte stellvertretend für uns beide. Rybicki erwiderte den Gruß und marschierte davon, gefolgt von Keyes. Viveros drehte sich noch einmal zu Alan und mir um.
»Was finden Sie daran so lustig?«, fragte sie.
»Ich habe nur daran gedacht, dass es ungefähr fünfzig Jahre her ist, dass mich jemand zuletzt ›mein Sohn‹ genannt hat.
Viveros lächelte und zeigte auf Watson. »Sie wissen, wohin Sie ihn bringen sollten?«
»Das Leichenhaus ist gleich hinter dem nächsten Hügel. Ich werde Watson dort abliefern und dann das erste Shuttle nehmen, das zur Modesto zurückfliegt, wenn Sie einverstanden sind.«
»Scheiße, Perry«, sagte Viveros. »Sie sind der Held des Tages. Sie dürfen alles tun, was Sie wollen.« Sie wandte sich zum Gehen.
»Einen Augenblick noch«, sagte ich. »Läuft es immer so ab, Viveros?«
Sie drehte sich erneut zu mir um. »Was soll immer wie ablaufen?«
»Das hier. Der Krieg, die Kämpfe, das Sterben und so weiter.«
»Was?« Viveros schnaufte. »Nein, Perry. Was heute passiert ist, war ein Kinderspiel. Selten wurde ein Sieg so mühelos errungen.« Damit spazierte sie davon und schien sich prächtig zu amüsieren.
Das war meine erste Schlacht. Für mich hatte die Zeit des Krieges begonnen.
10
Maggie kam als Erste von den Alten Scheißern ums Leben.
Sie starb in den oberen Atmosphärenschichten einer Kolonie namens Temperantia. Der Name – der so viel wie »Mäßigung« bedeutete – war pure Ironie, weil der Planet wie die meisten Kolonien von Schwerindustrie geprägt war, in deren Umfeld sich jede Menge Bars und Bordelle tummelten. Da die Kruste reich an Metallerzen war, hatte es lange gedauert, bis die Menschen diese Welt erobert hatten, und es kostete große Mühen, sie nicht wieder zu verlieren. Hier waren dreimal so viele KVA-Streitkräfte dauerhaft stationiert als auf anderen Kolonien, und es wurden immer mehr Soldaten hingeschickt, um die Reihen aufzustocken. Maggies Schiff, die Dayton , war genau zu diesem Zweck nach Temperantia geschickt worden, als Raumschiffe der Ohu in der Nähe auftauchten und einen ganzen Schwarm Kampfdrohnen absetzten.
Maggies Kompanie hatte den Auftrag erhalten, ein Aluminiumbergwerk zurückzuerobern, das einhundert Kilometer von Murphy entfernt lag, dem Hauptraumhafen von Temperantia. Sie erreichten ihr Ziel nicht mehr. Auf dem Weg nach unten wurde ihr Truppentransporter von einer Rakete der Ohu getroffen. Sie zerfetzte den Rumpf und riss mehrere Soldaten ins Vakuum, darunter auch Maggie. Die meisten von ihnen waren sofort tot, durch die Explosion oder umherfliegende Trümmerstücke.
Maggie gehörte nicht zu diesen Glücklichen. Sie wurde in den Weltraum über Temperantia hinausgeschleudert, ohne
das Bewusstsein zu verlieren. Ihr Kampfunitard hatte sich automatisch um ihren Kopf
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