Krieg der Klone 02 - Geisterbrigaden
und weihen, um die geordnete Machtübergabe in der Zukunft zu sichern. Andernfalls endete der Herrschaftsanspruch ihres Staates mit dem Ende der jeweiligen Hierarchin.
Die Matriarchen der Eneshan wurden mit einem hormonreichen Gelee royal gefüttert, das zu einschneidenden Veränderungen in ihrem Körper führte (ein weiteres Relikt ihrer evolutionären Herkunft), und waren ihr Leben lang fruchtbar. Eine Erbin hervorzubringen war demnach nur selten ein Problem. Ein Problem war jedoch die Frage, aus welchem Staat der Vater kommen sollte. Matriarchen heirateten nicht aus Liebe (wenn man es genau nahm, heirateten Eneshan eigentlich nie), sodass politische Erwägungen eine große Rolle bei dieser Partnerwahl spielten. Die Staaten, die es nicht geschafft hatten, die Hierarchin zu stellen, konkurrierten nun darum (auf einem wesentlich subtileren und gewöhnlich längst nicht so gewalttätigen Niveau), den Gemahl der Hierarchin zu stellen. Die Belohnung bestand in direkten sozialen Vorteilen für den betreffenden Staat und die Möglichkeit, Einfluss auf die Politik der Hierarchin zu nehmen, wozu der Staat durch die »Mitgift« berechtigt war, die der Gemahl in die Verbindung
mit der Hierarchin einbrachte. Hierarchinnen aus Staaten, die erst vor Kurzem eine höhere Stellung erlangt hatten, nahmen sich ihren Gemahl traditionell von ihrem engsten Verbündeten, um sich für die Unterstützung erkenntlich zu zeigen, oder aber von einem Staat, der ihr größter Feind war, wenn der Wahlkampf besonders brutal verlaufen war und man das Gefühl hatte, dass die Gemeinschaft der Eneshan wieder zusammengeschmiedet werden musste. Hierarchinnen aus etablierten Stammlinien dagegen hatten bei der Wahl des Gemahls viel mehr Spielraum.
Fhileb Ser war die sechste Hierarchin in der aktuellen Ser-Dynastie (ihr Staat hatte in den letzten paar Eneshan-Jahrhunderten bereits dreimal die Hierarchin gestellt). Nach der Thronbesteigung hatte sie ihren Gemahl aus dem Hio-Staat erwählt, der sich durch eine besonders expansionistische Kolonialpolitik auszeichnete und der letztlich darauf gedrängt hatte, ein geheimes Bündnis mit den Rraey und Obin einzugehen, um das Territorium der Menschen zu erobern. Für die bedeutende Rolle, die die Eneshan in diesem Krieg spielen sollten, würden sie einige der besten Welten der Kolonialen Union erhalten, einschließlich des KU-Heimatplaneten Phoenix. Die Rraey sollten nicht ganz so viele Planeten erhalten, aber sie würden Coral bekommen, die Welt, auf der die Koloniale Union ihnen vor Kurzem ihre bisher größte Schlappe zugefügt hatte.
Die Obin hingegen verhielten sich in dieser Angelegenheit recht rätselhaft. Sie stellten fast genauso viele Streitkräfte wie die Eneshan zur Verfügung, erhoben aber lediglich auf einen einzigen Planeten Anspruch: die überbevölkerte und fast völlig von Rohstoffen ausgebeutete Erde, auf der es offensichtlich so schlimm zuging, dass die Koloniale Union sie schon vor langer Zeit unter Quarantäne gestellt hatte. Sowohl die
Eneshan als auch die Rraey hatten keine Probleme damit, auf diesen Planeten zu verzichten.
Auf Druck des Hio-Staates neigte die Politik der Hierarchin dazu, einen Krieg gegen die Menschen in die Wege zu leiten. Doch auch wenn die Eneshan durch die Herrschaft der Hierarchin vereinigt waren, konnten die einzelnen Staaten verschiedene Interessen verfolgen. Wenigstens ein Staat, das Volk der Geln, war strikt gegen einen Angriff auf die Koloniale Union, weil die Menschen ziemlich schlagkräftig, äußerst hartnäckig und nicht sehr prinzipientreu waren, wenn sie sich bedroht fühlten. Die Geln waren der Ansicht, dass die Rraey ein viel besserer Kriegsgegner waren, wenn man die langjährige Feindschaft und ihre geschwächte militärische Schlagkraft nach der Niederlage auf Coral in Betracht zog.
Die Hierarchin Fhileb Ser entschied, den offiziellen Standpunkt des Geln-Staats zu ignorieren, doch aufgrund der vorgeblich freundlichen Gesinnung gegenüber den Menschen erwählte sie Hu Geln, einen der Ratsvertreter der Geln aus, um das Amt des Botschafters der Eneshan bei der Kolonialen Union zu übernehmen. Hu Geln war vor Kurzem nach Enesha zurückberufen worden, um an der Weihe der Erbin teilzunehmen und gemeinsam mit der Hierarchin das Chafalan-Fest zu begehen. Und Hu Geln befand sich bei der Hierarchin, als die Zweite Staffel ihren Angriff startete, und hatte sich zusammen mit der Herrscherin in ein Versteck zurückgezogen, wo sie eine Botschaft von den
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