Krieg der Klone 02 - Geisterbrigaden
töten?«
»Ich kann mir vorstellen, dass Botschafterin Hartling in diesem Moment in ihrem Büro sitzt und sich fragt, was hier los ist. Da du es nicht für nötig gehalten hast, uns in deine militärischen Pläne einzuweihen, haben wir ebenfalls darauf verzichtet. Du verhandelst mit einer Person, die dir droht, dein Kind zu töten, weil du damit gedroht hast, unsere Kinder zu töten, Hierarchin. Und du verhandelst mit mir, weil ich im Augenblick der einzige Unterhändler bin, den du verdient hast. Und du kannst dir gewiss sein, dass du nicht in der Lage sein wirst, in dieser Angelegenheit ein weiteres Mal mit der Kolonialen Union zu verhandeln.«
Wieder verstummte die Hierarchin. »Zeig mir meine Tochter«, sagte sie, als sie die Sprache wiedergefunden hatte.
Sagan nickte Roentgen zu, der sich umdrehte und Vyut Ser betrachtete, die nun wieder leise winselte.
Jared sah die Reaktion der Hierarchin. Diese mächtige Frau, Anführerin einer ganzen Welt, verwandelte sich in eine sorgende Mutter, die den Schmerz und die Angst ihres Kindes spürte.
»Wie lauten deine Forderungen?«, fragte sie knapp.
»Stell die Kriegsvorbereitungen gegen uns ein«, erwiderte Sagan.
»Es gibt noch zwei weitere Parteien. Wenn wir aus dem Bündnis aussteigen, wollen sie den Grund dafür wissen.«
»Dann mach mit den Kriegsvorbereitungen weiter und greife stattdessen einen deiner Verbündeten an. Ich würde die Rraey vorschlagen. Sie sind schwach, und sie wären von einem Angriff völlig überrascht.«
»Und was ist mit den Obin?«, fragte die Hierarchin.
»Wir werden uns um die Obin kümmern.«
»Werdet ihr das?«, erwiderte die Hierarchin mit offenkundiger Skepsis.
»Ja«, sagte Sagan.
»Willst du damit andeuten, dass wir einfach vertuschen, was heute in dieser Stadt gesehen ist? Die Strahlen, mit denen ihr meinen Palast zerstört habt, waren über weite Entfernungen zu sehen.«
»Vertusche nichts, sondern lass die Vorfälle untersuchen«, sagte Sagan. »Die Koloniale Union wird unseren Eneshan-Freunden gerne bei den Ermittlungen helfen. Und wenn sich herausstellt, dass die Rraey hinter diesem Angriff stecken, hast du den Vorwand, den du für einen Krieg gegen sie brauchst.«
»Und eure weiteren Forderungen?«
»Da wäre ein Mensch namens Charles Boutin. Wir wissen, dass er euch hilft. Wir wollen ihn wiederhaben.«
»Wir haben ihn nicht«, sagte die Hierarchin. »Er ist bei den Obin. Ihr könnt euch seinetwegen gerne an sie wenden. Was noch?«
»Wir wollen eine Garantie, dass du darauf verzichtest, gegen uns Krieg zu führen.«
»Wollt ihr einen Friedensvertrag?«, fragte die Hierarchin.
»Nein«, erwiderte Sagan. »Wir wollen einen neuen Gemahl. Den wir ausgesucht haben.«
Damit löste Sagan lautstarke Reaktionen bei den Höflingen aus.
»Ihr ermordet meinen Gemahl, und dann verlangt ihr, dass ihr einen Nachfolger aussucht?«, empörte sich die Hierarchin.
»Ja.«
»Was bezweckt ihr damit?«, rief die Hierarchin. »Meine Vyut wurde zur offiziellen Thronerbin geweiht! Wenn ich euren Forderungen nachgebe und ihr meine Tochter freilasst, gehört sie weiterhin dem Hio-Staat an, der nach unseren Traditionen weiterhin politischen Einfluss ausüben kann. Ihr müsstet meine Tochter ermorden, um Hio den Einfluss zu entziehen …« Die Hierarchin hielt erschüttert inne und konnte erst nach einer kurzen Pause fortfahren. »Und wenn ihr das tut, gibt es für mich keinen Grund mehr, eure Forderungen zu erfüllen.«
»Hierarchin«, sagte Sagan, »deine Tochter ist unfruchtbar.«
Stille.
»Das habt ihr nicht getan«, sagte sie Hierarchin entsetzt.
»Wir haben es getan«, sagte Sagan.
Die Hierarchin rieb ihre Mundwerkzeuge gegeneinander und erzeugte damit ein unheimlich klingendes, klagendes Geräusch.
Sie weinte. Sie erhob sich von ihrem Sitz und verließ für einen Moment das Sichtfeld, um wenig später plötzlich wieder aufzutauchen, viel zu nahe vor der Kamera. »Ihr seid Ungeheuer!«, schrie sie.
Sagan sagte nichts dazu.
Die Weihe einer Erbin konnte nicht widerrufen werden. Eine sterile Erbin bedeutete, dass die Dynastie mit ihrem Tod endete. Das Ende einer Dynastie bedeutete, dass es zu einem langjährigen, gnadenlosen Bürgerkrieg kommen würde, wenn sich die Staaten darum stritten, wer die nächste Linie begründen würde. Wenn die anderen Staaten wussten, dass die Erbin unfruchtbar war, würden sie nicht bis zum Ende ihrer natürlichen Lebensspanne warten, um mit dem Krieg zu beginnen. Zuerst würde man die
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