Krieg der Klone 02 - Geisterbrigaden
Faktor in Raumstationen. Boutins Wohnräume lagen am Ende des K-Korridors (wobei »K« für Katzen stand, denn die Wände waren mit einer unglaublichen anatomischen Vielfalt von Katzen bemalt). Als Jared das Apartment Nummer Zehn erreicht hatte, stellte er fest, dass die Tür verschlossen, aber nicht verriegelt war. Er schob die Tür auf und bewegte sich in den Raum.
Wie überall schwebten die unterschiedlichsten Dinge lautlos herum. Ein paar Sachen erkannte Jared wieder, andere nicht. Ein Buch, das ihm eine Collegefreundin geschenkt hatte. Ein gerahmtes Bild. Einen Kugelschreiber. Einen Teppich, den er mit Cheryl während ihrer Flitterwochen gekauft hatte.
Cheryl . Seine Frau, die beim Wandern durch einen Sturz gestorben war. Es war kurz vor seinem Abflug zur Station passiert. Zwei Tage nach der Trauerfeier hatte er hier seinen Dienst angetreten. Er erinnerte sich, wie er während der Beerdigung Zoës Hand gehalten hatte. Sie hatte ihn gefragt, warum ihre Mutter fortgehen musste, und ihn gedrängt, ihr zu versprechen, sie niemals zu verlassen. Natürlich hatte er es ihr versprochen.
In Boutins Schlafzimmer herrschten beengte Verhältnisse. Zoës Zimmer, das eine Tür weiter lag, wäre für jeden, der keine fünf Jahre alt war, sehr unbequem gewesen. Das winzige Kinderbett war in eine Ecke gezwängt worden, so fest, dass es nicht davongeschwebt war. Selbst die Matratze hatte sich nicht aus dem Rahmen gelöst. Bilderbücher, Spielzeug und Stofftiere hingen in der Luft. Eins weckte Jareds Aufmerksamkeit, und er griff danach.
Babar, der kleine Elefant. Phoenix war besiedelt worden, bevor die Koloniale Union keine Kolonisten aus reichen Ländern mehr angenommen hatte. Es gab einen großen französischen Bevölkerungsanteil, von dem auch Boutin abstammte. Babar war eine bei Kindern sehr beliebte Figur auf Phoenix, gemeinsam mit Asterix, Tim und Struppi und dem Silly Man, Erinnerungen an die Kindheit auf einem Planeten, der so weit von Phoenix entfernt war, dass kaum noch jemand daran dachte. Zoë hatte in ihrem Leben nie einen echten Elefanten gesehen – nur sehr wenige Exemplare dieser Spezies waren jemals in den Weltraum vorgestoßen -, aber sie war trotzdem von Babar begeistert gewesen, als sie ihn an ihrem vierten Geburtstag von Cheryl bekommen hatte. Nach Cheryls Tod hatte Zoë ihn zu ihrem Totemtier gemacht und Babar überallhin mitgenommen.
Er erinnerte sich, wie Zoë geweint hatte, als er sie ohne Babar in Helene Greenes Wohnung abgesetzt hatte, während er sich auf einen mehrwöchigen Aufenthalt in der Phoenix-Station vorbereitet hatte, wo er ein Projekt im Endstadium testen sollte. Er war spät dran gewesen und hatte sich eigentlich keinen weiteren Aufschub leisten können, wenn er sein Shuttle noch erreichen wollte. Schließlich hatte er Zoë mit dem Versprechen beruhigt, ihr eine Celeste zu ihrem Babar zu besorgen. Besänftigt hatte sie ihm einen Kuss gegeben und war in Kay Greenes Zimmer gegangen, um mit ihrer Freundin zu spielen. Danach hatte er überhaupt nicht mehr an Babar und Celeste gedacht, bis zum Tag, an dem sein Rückflug nach Omagh und Covell geplant war. Er hatte noch über eine glaubwürdige Ausrede nachgegrübelt, warum er mit leeren Händen zurückkehrte, als man ihn beiseitenahm und ihm erzählte, dass es einen Angriff auf Omagh und Covell gegeben hatte, dass alle Menschen in der Raumstation und in der Kolonie tot waren, dass seine innig geliebte Tochter allein und voller Furcht gestorben war, weit weg von allen, die sie jemals geliebt hatten.
Jared hielt Babar in den Händen, während die Barriere zwischen seinem Bewusstsein und Boutins Erinnerungen zerbröckelte, während er Boutins Trauer und Wut spürte, als wären es seine eigenen Empfindungen. Das war es. Das war das Ereignis, das ihn letztlich zum Verräter gemacht hatte, der Tod seiner Tochter, seiner Zoë jolie , seiner einzigen Freude. Jared wusste nicht, wie er sich davor schützen sollte, und spürte alles, was Boutin empfunden hatte: das blanke Entsetzen, wenn er sich das Sterben seines geliebten Kindes vorstellte, der schreckliche Schmerz der Leere, wenn er an der Stelle stand, wo seine Tochter gelebt hatte und gestorben war, und
das unbändige, wahnsinnige Verlangen, etwas anderes zu tun, als nur zu trauern.
Die Flut der Erinnerungen erschütterte Jared, und er keuchte jedes Mal, wenn ein neues Ding in sein Bewusstsein drang. Sie stürzten viel zu schnell auf ihn ein, um sie richtig verstehen zu können; sie waren wie
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