Krieg der Kulturen (German Edition)
zu
werden.
Ein Top darüber und eine kurze Jacke für den Abend, falls
das Wetter sich noch ändern sollte. Viele Bauern warteten
seit Monaten vergebens auf Regen. Die Felder waren
vertrocknet und die Tiere fanden auf den Weiden kein
Futter mehr. So einen heißen Sommer gab es in der
Geschichte der Menschheit noch nie. Der Klimawandel
hatte die Erdkugel im Griff.
„Bist du fertig?“
„Fahren wir heute doch noch los?", fragte er mich schon
mit einem Bein in der Tür stehend.
„Ganz schön spitzzüngig.“
„Ich bin soweit“, murmelte ich zurück.
Um Max mal etwas Ruhe zu gönnen, wollte ich selbst
fahren. Er zückte auch sofort eine Zeitschrift, sein
angefangenes Buch legte er ebenfalls neben sich und die
Ohrenstöpsel packte er auf das neben ihm liegende Buch.
„Verdammt, kein Benzin mehr im Tank“, sagte ich
fluchend zu mir selbst.
Max' Ohren standen auf Radarstellung, er fragte mich mit
einem grinsenden Gesicht, „hattest du es nicht mehr in
Erinnerung?“
„Nein, aber wo du es sagst, fällt es mir wie Schuppen von
den Augen.“
„Na, dann auf zu Aral“, sagte er noch spöttischer.
Nach einigen Minuten unserer kostbaren Zeit fuhr ich
endlich los.
Oh schit, dachte ich in dem Moment, als ich die volle
Tankstelle sah. Wo kommen bloß die vielen Autos her?
Max schaute hoch und meinte, „es ist die letzte vor der
Autobahn, und jeder tankt noch einmal voll.“
„Warum gerade heute?“
„Warum nicht?“
„Kannst du auch mal den Mund halten?“
„Bin schon ruhig!“
Und schon stellte sich mir die Frage, springt mein Auto
noch einmal an, wenn ich stehe, oder muss ich es an die
Zapfsäule schieben.
Hinter einem ziemlich heruntergekommenen Ford mit
Kindersitz stellte ich mich an, schließlich haben es junge
Mütter immer eilig, dachte ich in meinem jugendlichen
Leichtsinn.
Aber da hatte ich mich geirrt, denn sie kam und kam nicht
mehr aus dem Tankstellenrestaurant. Alle anderen Säulen
leerten sich schneller, selbst die, die dazu kamen sind
inzwischen wieder losgefahren und nur ich stand noch an
der Säule. Zu meinem Bedauern konnte ich weder vor
noch zurückfahren.
Nach einer viertel Stunde des Wartens wurde ich sauer,
ging hinein und fragte, wem der Wagen gehörte. Als sich
nach mehrmaligem Nachfragen endlich eine Frau meldete,
die in aller Ruhe ihren Kaffee trank, die Zeitung las, ihr
Kind fütterte und sie es nicht störte, wenn sich hinter
ihrem Auto eine Schlange bildete. Schließlich gab es ja
noch mehr Zapfsäulen, sodass ich zu einer anderen hätte
fahren können, war ihre Meinung. Nur was sie nicht sehen
wollte, dass ich von ihr eingebaut wurde, da sie nicht
direkt an der Säule hielt, sondern genau in der Mitte von
beiden Seiten, sodass sich durch ihr im Wege stehendes
Auto nichts mehr rührte.
Sie schaute mich empört an, als würde ich ihre Ruhe
stören, und sie zum Fortbewegen ihres Autos auffordern.
„Erst esse ich auf, trinke meinen Kaffee aus und lasse
mein Kind ebenfalls aufessen“.
„Ich stehe hinter ihrem Auto und bin zugeparkt, sodass ich
weder vor noch zurück kann.“
„Was geht mich das an?“
Wutentbrannt brüllte ich sie an, „ich war mir sicher, sie
hätten so viel Vernunft und würden wenigstens ihr Auto
nebenan auf den Parkplatz stellen, oder sind ihnen ihre
Mitbürger egal?“
„Ja sie sind mir so was wie egal. Erst komme ich und dann
andere.“
„Wie sie wollen, dann hole ich eben die Polizei wegen
ihrer Behinderung“, was der Tankwart hörte, sofort darauf
reagierte und selbst die Dame aufforderte, ihren Wagen
wegzufahren. „Sie haben mir gar nichts zu sagen“, drehte
sich wieder um zu ihrem Kind und fütterte es in aller Ruhe
weiter, obwohl inzwischen noch drei Leute, die genau so
durch ihr Auto am Tanken gehindert wurden wie ich, sich
ebenfalls über sie aufregten.
„Ich rufe die Polizei“, sagte der Tankwart zu mir. „Ist in
Ordnung, denn ich habe noch einen weiten Weg vor mir.“
Als sie hörte, dass er tatsächlich mit der Polizei redete, es
um hohe Geldstrafen ging, bekam sie wohl ein schlechtes
Gewissen, aber nur ihres Geldbeutels wegen. So nahm sie
trotzig ihren Schlüssel, stieg mit ihrem Kind in den Wagen,
schnallte es in aller Ruhe fest, betrachtete sich im
Spiegel, richtete ihre Haare, zog den Lippenstrich nach,
und so vergingen weitere geschlagene acht Minuten, bis
sie sich endlich selbst anschnallte und provokativ sehr
langsam wegfuhr.
„Warum hast du dich nicht eingemischt?“
„Ich sollte doch ruhig sein“, grinste Max.
„Ja, aber nur während
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