Krieg der Kulturen (German Edition)
unterbrach sie und meinte,
„das wird er schon.“
Für vier Tage und Nächte hatten wir ihn eigentlich bei
Frau Müller eingeplant, er schaffte es nicht einmal einen
Tag.
„Da hätte ich eine Lösung.“
„Und die wäre?“
„Wir könnten ihn zu seinen Geschwistern geben.“
„Das wäre die beste Alternative“, fügte Frau Müller mit
ängstlichem Gesichtsausdruck hinzu.
„Nicht dass ich ihn ablehne, nein, es ist nur so, er erkennt
die Beate als seine Mutter an, und ich komme nur
manchmal zu euch.“
„Du hast recht.“
„Wir geben ihn zu Beate, die wird sich freuen, ihn wieder
zu sehen.“
„Meine größte Sorge ist die, wenn er sich erst einmal
wieder an seine Geschwister gewöhnt hat, würde er
danach nicht mehr mit uns kommen.“
„Zerbrich dir darüber nicht deinen Kopf.“
„Er liebt dich und deine Fürsorge.“
„Bei Beate ist er einer unter vielen und bei dir jedoch der
König unter den Königen und das vergisst selbst ein Kater
nicht.“
Max hatte wieder mal die richtige Wahl getroffen.
Wir gingen in unsere Wohnung, während der Kater sich
gleich zu seinem Fressnapf beugte um alles, was er an
Essen versäumt hatte, nachzuholen. Sofort streute ich sein
Trockenfutter ins Näpfchen, legte mich daneben, und
schaute beim Fressen zu.
In der Zwischenzeit räumte Max die Körbe und Taschen
von meinen Eltern aus.
Nach getaner Arbeit legte er sich auf die Couch, trank ein
Glas Whisky, naschte ein paar getrocknete Datteln,
versank in seinen Gedanken und merkte gar nicht, dass ich
mich still und heimlich neben ihn legte.
Die Zeit verging und ehe ich mich versah, war es
schummrig.
Wir mussten aber noch ca. zwanzig meiner Gemälde
packen, die mit besonderer Vorsicht in die dafür
ausgesuchten Kartonagen hineingestellt und versiegelt
wurden, um sie am morgigen Tag in der Galerie, wo die
anderen dreißig Gemälde von mir hängen, abzugeben.
Einige der Werke, wie „Das große Unbekannte“ - ich hatte
noch keinen geeigneten Namen dafür gefunden - hingen
noch in der Galerie vom Kunstklub. Sie wurden dort von
den Mitarbeitern dieser Galerie sorgfältig verpackt und
von den Sicherheitsleuten der Gorden-Gallery abgeholt.
Max schaute zu mir herüber, während ich gerade meine
Gemälde sortierte, Aufkleber für die gesamten Werke
aufschrieb, auf denen der Titel und die Größe des Bildes
vermerkt waren, nur das „Große Unbekannte“ blieb ohne
Aufkleber, da ich noch keinen Titel hatte. Weiter schrieb
ich einige Listen für die Versicherung sowie für die
Gorden-Galerie selbst und natürlich auch für den Zoll.
Es sollte alles bis zum nächsten Morgen fertig geschrieben
und verpackt sein. Guter Rat ist teuer, wie sollte mein
„Unbekanntes“ heißen? Immerhin musste ich schnellstens
einen Titel für dieses riesige Gemälde finden, sonst
erkennt es die Versicherung nicht an.
Ich erinnerte mich, wie das Bild entstanden war. Wie das
Mondlicht über die Leinwand wanderte und die Farben in
diesem Licht ganz besonders intensiv wirkten. Wie nenne
ich es nur? Es ist ein schönes Bild, ein Wunderschönes
sogar.
Die Farben wandern über die Landschaft, wie die Sonne
um die Welt ... so friedvoll … Genau! Ich hatte den Namen
gefunden.
Ich nahm mir nur die Unterlagen der Versicherung vor und
trug den Namen ein … “Frieden.“
Während ich am Schreiben war, hörte ich Max mit Beate
telefonieren.
„Ich gebe dir noch kurz die Chloé“, sagte er zu ihr, als ich
das Zimmer betrat.
„Hallo Beate, wie geht es dir?“
Sie erzählte mir von ihrem letzten Hund, der von einem
Wildschwein angefallen wurde. Er hatte so schwere
Verletzungen, sodass er eingeschläfert werden musste.
Sie redete solange mit mir am Telefon, bis sie die Klingel
an unserer Wohnungstür hörte, das war meine Erlösung.
Zwar redete ich sehr gerne mit Beate, aber an dem Tag
war ich ausgepowert und wollte nur noch meine Ruhe.
Beate verabschiedete sich rasch, wünschte uns einen
guten Flug und mir eine sehr erfolgreiche Ausstellung, auf
dass ich endlich die Anerkennung für meine Gemälde
erhalte, die ich verdiente. Diese Worte gingen herunter
wie Öl, so etwas hört jeder Künstler gern.
Auch ich verabschiedete mich ebenfalls von ihr mit den
Worten; sie möge traurig sein wegen ihres Hundes, aber
auch ihre anderen Tiere brauchen viel Liebe und
Geborgenheit.
Von nun ab zählte ich die Tage, die mir wie Jahre
vorkamen.
Aber dann endlich kam der ersehnte Tag, an dem ich mit
Max zusammen die Koffer packte.
„Wie wird das Wetter dort sein?", fragte er sich
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