Krieg der Kulturen (German Edition)
neuen Terrorismus in Europa.
Auf derselben Bank saß ich früher an vielen Abenden mit
meiner Freundin. Wir schauten uns den Sonnenuntergang
an, träumten von Stars und Supermänner, oder von denen,
die wir nie kriegen konnten, sondern immer nur die
anderen.
Inzwischen lehrte mich das Leben eines Besseren, denn
ich habe so einen Supermann. Leider kannte ich zu jener
Zeit Max noch nicht. Mit ihm wären die Abende am Wasser
perfekt gewesen, wo die Schiffe vorbei fuhren und
hupten, wenn sie einen aus unserer Familie sahen.
Einige von ihnen kannten meinen Vater noch als aktiven
Rennfahrer und haben so manches Bier mit ihm gezischt,
besonders nach einem Sieg. Sie waren und sind auch heute
noch seine treuen Fans.
Ein schwerer Rennunfall zeigte meinem Vater das Leben
von einer anderen Seite, die er nie kennenlernen wollte,
obwohl er jederzeit damit rechnen musste. Die
Rennstrecke war damals noch nicht so gesichert, wie sie
es heute ist. Nach seiner Genesung hing er den Rennsport
an den Nagel und züchtete Rosen in verschiedenen Farben
und Formen, kleine und große, stachelige und weniger
stachelige, Winter- und Sommerrosen sowie Heckenrosen
mit sehr kleinen Blättern.
Meine Mutter verkauft noch immer in der Woche ein paar
Stunden Blumen, Bäumchen, Pflanzen und ein paar Rosen
aus dem Garten. Sie besitzt einen kleinen Laden mitten im
Dorfkern, wo man schon von Weitem im Schaufenster
meine Keramikfiguren als Dekoration stehen sieht,
umgeben von Blumen und Töpfen, die ich in
verschiedenen Mustern, Größen zusammen mit runden,
viereckigen oder ovalen Schalen herstellte.
„Hilfst du mir bitte die Teller auf die Terrasse zu tragen?“
„Selbstverständlich!“, ich holte sie zusammen mit dem
Besteck und den Servierten aus dem Schrank im
Wohnzimmer.
„Ihr könntet den Sonnenschirm aufklappen“, sagte meine
Mutter zu den beiden faul herumsitzenden Männern.
Wegen der grellen Sonnenstrahlen, die inzwischen auf
dem Gartentisch fielen, holte mein Vater einen rot-weißblau gemusterten Schirm aus dem Geräteschuppen, und
stellte ihn in der Zeit auf, während Max zu meiner Mutter
heimlich zum Naschen in die Küche ging.
„Lass noch etwas für uns übrig“, rief ich ihn lächelnd zu.
Und schon fühlte er sich ertappt, grinste mich schelmisch
an, ging langsam wieder aus der Küche, so als sei nichts
gewesen.
Endlich setzten wir uns zu einem gemütlichen Mittagessen
an den schön dekorierten, mit feiner Tischdecke und den
wunderschönen gut riechenden Blumen auf die vier
gepolsterten Stühle.
Gesprochen wurde erst nach dem Essen. Meine Mutter
konnte es auf den Tod nicht leiden, wenn irgendjemand
während des Essens redete, außer in Notfällen. Also
hielten wir uns an ihre Tischregeln und versuchten nicht
oder kaum zu reden.
Nach dem Verdauen wurde sofort losgefragt und
ununterbrochen geredet.
„Wann geht ihr zum See?“
„Jetzt.“
„Hattet ihr noch etwas anderes mit uns vor?", fragte mein
Vater entsetzt.
„Nein, nicht dass ich wüsste.“
„Na dann ist ja alles klar“, meinte Max mit Blick auf
meinen Vater.
Danach half ich meiner Mutter in der Küche, spülte das
Geschirr, trocknete es ab und stellte ihr einen Stuhl hin,
auf den sie sich setzen sollte.
Leider kannte sie mein Missgeschick, was Geschirr anging
zu gut, also stellte sie lieber das Geschirr selbst in den
Schrank, und während sie es tat, ging ich in mein
ehemaliges Zimmer, um nach dem Rechten zu sehen.
Dabei kamen viele Erinnerungen wieder, wie zum Beispiel
meine Sitzecke, in der ich oft mit meiner Freundin saß,
wo wir Puppen aus Papier kreierten, anschließend
ausschnitten und uns tolle Geschichten für sie ausdachten.
Selbst an den Wänden hingen noch meine Bilder, schief
und krumm, sowie ich sie anbrachte. Meine Mutter ließ
alles so stehen, wie ich es einmal verließ.
„Ihr habt eine neue Liege gekauft“, rief ich zu ihr.
„Das hast du richtig bemerkt, die Alte war durchgelegen.“
Es war eine Doppelliege bezogen mit buntem Stoff, knallig
rote Kissen zierten sie und eine mollig warme Decke lag
am Fußende.
Sie rief von unten zu mir hinauf, „wie du sicherlich noch
weißt, hatten wir sehr oft Besuch von deinen Cousinen,
Onkels und deine Freundin kommt noch heute jedes
zweite Wochenende.“
Es war Sabrina, die angelt oft mit meinem Vater.
In der Ecke saß mein großer, rosa Teddy, etwas lädiert
und schmuddelig.
In der Mitte stand mein von beiden Seiten begehbarer
Schrank, monströs und unlackiert. Ich stellte ihn damals
alleine auf, da mein Vater zu
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