Krieg der Kulturen (German Edition)
nichts fehlte. Gail Gordon folgte dem
Wachmann und überprüfte ebenfalls jedes eingetroffene
Gemälde. Nur ging es ihr offenbar nicht nur um die
Unversehrtheit aller Gemälde, sondern wohl eher um das
Vorhandensein eines bestimmten. Seltsame Mittelsmänner
hatten ihre Mäzene geschickt gehabt. Die Araber, wie
immer höflich und bestimmend, und ihre amerikanischen
Landsleute bestimmend und unfreundlich, das war aber
irgendwie typisch für amerikanische Anwälte, und sie war
sich sicher, das es welche waren, die dort vorgeschickt
wurden. Die Russen hatten ebenfalls deutlich erkennbare
Mittelsmänner geschickt und sie hatte beim Gespräch sehr
deutlich das Gefühl gehabt, den Wodka riechen zu
können.
Ein Mittelsmann jedoch konnte von ihr nicht eingeordnet
werden, und das machte sie Angst … wer könnte dahinter
stehen?
Egal, die Vernissage heute Abend wird sicher zeigen, wer
hinter den Männern steckte, dachte sie und sah zu, wie
die Wachleute die Bilder hinaustrugen zu ihren
vorgesehenen Plätzen in der Gallery … ohne zu bemerken,
dass einer der Wachleute ein altes Namensschild
erwischte statt dem Vorgesehenen …
***
Mein Herz überschlug sich, mein Kopf brummte vor
Aufregung und mein Puls hatte sich in der äußersten Ecke
meines Körpers versteckt. Extra für diesen Abend kaufte
ich mir ein dunkelblaues, samtiges teures Kleid. Passend
dazu dunkelblaue High Heels und einen großen Florentiner
Hut mit weißer Schleife. Max las ein paar Zeilen vom
Programm und legte sich nur mit einem Bademantel
bekleidet, für ein paar Minuten auf das frisch gemachte
Bett.
Nun eilte ich ins Bad, duschte mich, wusch meine Haare,
frisierte sie und zog mich langsam an.
Als ich nach fast einer ganzen Stunde endlich aus dem Bad
kam, schlief Max auf dem schönen weichen Bett ein. Kurz
daraufhin setzte ich mich an den Spiegel im Zimmer, um
mein Gesicht zu einer Kriegsbemalung umzugestalten.
Meine Augenränder konnte ich dadurch leider nicht
vertuschen. Erst als ich mein Parfüm ansprühte, wachte
Max von den schönen Düften, die durch das Hotelzimmer
flogen auf. Er sah mich mit großen Augen an, so als hätte
er mich ein erstes Mal gesehen.
„Wow, siehst du gut aus.“
Warum tat er mir das an, wo er genau wusste, wie sehr
ich Komplimente hasste, jedoch provozierte er mich stets,
wenn ich ein außergewöhnliches Outfit trug.
„Wann wollten wir noch mal fahren?", fragte ich aus purer
Verlegenheit.
„Bald“, antwortete er kurz. Inzwischen stellte sich eine
gewisse Unruhe bei mir ein. Aus lauter Nervosität fielen
mir sämtliche Stifte, Cremes, Taschentücher und alles,
was sonst noch in meiner sehr kleinen Handtasche
aufbewahrt wird, herunter.
„Du bist ganz schön durch den Wind“; flüsterte Max mit
einem Blick und einem süßen Lächeln in mein Ohr.
Es dauerte auch keine zehn Minuten mehr, als das Telefon
in unserem Zimmer klingelte und Pita mit Angie
inzwischen in der Hotelhalle auf uns warteten, um uns mit
einem Taxi samt Fahrer aus dem Betrieb seines Vaters,
abzuholen. Dieses Mal wollte Pita nicht selbst fahren, um
in den Genuss des bevorstehenden Menüs und vor allem
der guten Weine zu kommen. Ich glaube, die beiden
interessierten sich weniger für meine Exponate, als für
das Bankett am Abend mit exklusiven, ausgesuchten
französischen und kalifornischen Weinen. Angie freute sich
dagegen sehr auf dieses Ambiente in der Gallery, aber vor
allem freute sie sich auf meine Gemälde, die wohl so toll
sein sollten, dass man sogar die Sicherheitsvorkehrungen
verschärft hatte.
Mit dem Abholen hatten wir die Rechnung ohne den Wirt
gemacht. Als Max vorausgehen wollte, versperrte ihn
sofort ein gut durchtrainierter, muskulöser Körper den
Weg.
„Ah, was soll das?", fragte er diesen unbekannten Mann
mit empörter Miene.
„Sorry, wir sind ab heute für sie und vor allem für ihre
Freundin Chloé die Bodyguards, wir wurden bis auf
Widerruf von der Gallery Gordon engagiert. Das alles dient
nur zu Ihrer Sicherheit.“
In dem Moment klingelte auch schon bei Max das Handy.
Es war Gail Gordon und sie entschuldigte sich bei Max, ihn
nicht mehr rechtzeitig über die Bodyguards informiert zu
haben, es war zu kurzfristig organisiert. Sie nannte ihm
die Namen der Wachleute und bat ihn, diesen zu folgen.
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, stürzte Max zurück
ins Zimmer, setzte sich aufs Bett und grummelte vor sich
her.
„Warum bist du schon zurück?", fragte ich erstaunt.
„Von nun ab sind wir nicht mehr unsere eigenen Herren,
wir
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